11.09.2020

Die Heimat gestalten

Wohnen ist Lebensqualität: Das neue focus-Wohnhaus Am Cölschen Heck in Kirchhundem für Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung ermöglicht ein Leben mit so viel Unterstützung wie möglich und nötig. Foto: Caritas Olpe

Olpe. Günther S. aus Attendorn hat es in den letzten Jahren gleich mehrfach hart getroffen: Scheidung, Jobverlust und eine Erkrankung ließen den 52-Jährigen fast verzweifeln. Dazu stand ein Umzug an. Doch ein neues Zuhause, ein bezahlbares Heim, war nicht leicht zu finden. Auf die Frage nach seinen Grundbedürfnissen antwortete der inzwischen wieder im Arbeitsleben angekommene Mann: eine bezahlbare, warme Wohnung. Um Themen wie diese ins Bewusstsein zu rücken, macht sich die Caritas Olpe für eine rege Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl am Sonntag stark.

Wohnungsnot ist soziale Wirklichkeit

Wohnungsnot auch in der eigenen Heimat? „Kann doch nicht sein!“, laute oftmals die Antwort derer, die sich täglich in den heimeligen vier Wänden aufgehoben fühlen, sagt die Caritas. Und doch: Auch im Kreis Olpe sei Wohnungsnot zur sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftliches Konfliktpotenzial birgt. „Umso wichtiger, seine Stimme zu nutzen, um unsere Heimat positiv zu gestalten“, meint Vorstand Christoph Becker. Unter dem Motto „Deine Heimat gestalten“ fordert die Caritas die Verantwortlichen vor Ort zum Handeln auf.

Bezahlbarer Wohnraum werde knapper. „Das Problem hat die Mitte der Gesellschaft erreicht“, so die Verantwortlichen von Caritas- AufWind. Es brauche mehr bezahlbaren Wohnraum für alle: alten- und rollstuhlgerechtes Wohnen für Familien, Einkommensschwache und Singles sowie für besonders benachteiligte Gruppen wie Wohnungslose, Flüchtlinge und auch Haftentlassene. Der Ball liege bei den Kommunen, was die Erschließung von Bauland betrifft, die Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren, die gezielte Förderung für bestimmte Zielgruppen oder die Realisierung neuer Wohnmodelle mit kommunaler Beteiligung.

Veränderungen sind notwendig

„Veränderungen in der Wohnungspolitik sind möglich und dringend notwendig“, sagt Christoph Becker. Die Beratungsstellen der Caritas erfahren zunehmend davon, dass Menschen der Zugang zu bedarfsgerechtem Wohnraum erschwert oder verwehrt wird. Durch vielfältige Angebote wie betreutes Wohnen für Menschen mit Behinderung oder die ambulante und stationäre Pflege befasst sich der Caritasverband intensiv mit dem Thema Wohnen. Sowohl Unterstützungs- als auch Wohnangebote, die es älteren und kranken Menschen ermöglichen, ihren Alltag zu bewältigen oder ihren Lebensmittelpunkt bedarfsgerecht zu verlagern, bietet der Caritasverband Olpe an.

„Innovative Lösungen der Wohnraumversorgung müssen einhergehen mit entsprechenden sozialen Dienstleistungsangeboten und dem Ausbau des sozialen Wohnungsbaus“, weiß Christoph Becker. Um solidarisches Handeln zu stärken, brauche es gute Rahmenbedingungen. „Wir wollen als Caritasverband die Bedeutung der Wahlen herausstellen“, betont er. „Schließlich werden auf kommunaler Ebene wichtige Fragen zu unterschiedlichen Lebensbereichen entschieden, die das Leben in den Gemeinden unserer Region maßgeblich mitgestalten.“ Umso wichtiger sei es, dass das Wahlrecht wahrgenommen werde. „Caritas ist immer auch politisch, ergreift Partei – für Menschen, die am Rande der gesellschaftlichen, politischen und medialen Aufmerksamkeit und Anerkennung stehen“, sagt Becker. 

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