20.09.2019

Die himmlische Kapitalanlage

Um den Schutz der Armen vor Ausbeutung und den entsprechenden Umgang mit Geld geht es in den Lesungen des 25. Sonntags im Jahreskreis. Ausgebeutet werden heute vielfach Arbeiterinnen und Arbeiter der Bekleidungsindustrie. „Der grüne Knopf“, ein freiwilliges Siegel für faire Kleidung, ist ein Anfang, reicht aber nach Meinung von MISEREOR nicht aus. Foto: Agentur Tinkerbelle

Was auf Erden an Liebe investiert wird, zählt auch für den Zugang zum Himmel.

von Achim Funder

„Was mache ich mit meinem Geld?“ Diese Frage stellt man sich in der Regel, wenn man einmal etwas übrig hat, was man nicht unmittelbar für die Deckung der eigenen Bedürfnisse braucht. Und da gibt es viele Möglichkeiten. Ich kann das Geld sofort ausgeben und mir etwas Schönes davon kaufen. Ich kann das Geld auf ein Sparkonto tun – was sich heute allerdings nicht mehr lohnt. Ich kann es in Aktien oder in Immobilien anlegen. Die Möglichkeiten gehen ins Unendliche. Wenn man will, dass am Ende möglichst viel dabei herausspringt, lässt man sich am besten beraten.

Um eine Art von Vermögensberatung geht es auch im Evangelium dieses Sonntags. Im Mittelpunkt steht der Satz Jesu: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht.“ Welche Art von Kapitalanlage empfiehlt also Jesus?

Er empfiehlt, das Geld in die Freundschaft mit Menschen zu investieren. Genau das macht der Verwalter in dem Gleichnis, das Jesus erzählt. Er macht sich Freunde mithilfe des Eigentums, das er zu verwalten hat. Und diese Freunde werden ihn, so hofft er, nach seiner Entlassung unterstützen und ihn bei sich zu Hause aufnehmen. Lernt von diesem Verwalter, sagt Jesus. Der Verwalter, der ja das Vermögen seines Herrn veruntreut hat, wird nicht in seiner ganzen Person als Muster dargestellt. Aber Jesus lobt seine Klugheit und Weitsicht im Umgang mit dem Vermögen. Und er sagt: Gebraucht auch ihr euren Reichtum so, dass ihr euch Freunde damit macht und in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet.

Um sich eine Wohnung zu mieten, braucht man Geld. Und fast könnte man meinen, wenn man das Evangelium liest, dass es auch für die Aufnahme in die ewigen Wohnungen Geld braucht, um aufgenommen zu werden. Aber nicht in dem Sinne, dass ich einen bestimmten Betrag aufzubringen habe, um mir diese Wohnungen leisten zu können. Sondern in dem Sinne, dass ich mit dem, was ich habe, richtig umgehen muss. Das Geld an sich nützt nichts, um sich die Freundschaft Gottes zu erwerben. Es sei denn, mein Umgang damit ist Ausdruck meiner Solidarität mit anderen. Es ist durchaus als eine Investition zu betrachten, wenn jemand von seinem Geld hergibt, um damit diejenigen zu unterstützen, die es dringender brauchen als er. Ich investiere mein Geld in das Überleben anderer Menschen. Ich investiere es in die Gesundheit anderer. Ich schaffe damit Dankbarkeit und Vertrauen. Ich leiste einen Beitrag zum Fortschritt und zur Versöhnung der Menschheit insgesamt. Das ist die Art von Investitionen, die für Gott zählen. Und wie viele Möglichkeiten gibt es da.

Eine russische Legende ergänzt gut die Botschaft des Evangeliums: Ein reicher Mann dachte auch im Sterben nur an das, woran er sein Leben lang gedacht hatte: an sein Geld. Mit letzter Kraft löste er den Schlüssel vom Band, das er am Hals trug, winkte der Magd, deutete auf die Truhe neben seinem Lager und befahl, ihm den großen Beutel Geld in den Sarg zu legen. Im Himmel sah er dann einen langen Tisch, auf dem die feinsten Speisen standen. „Sag, was kostet das Lachsbrot?“, fragte er. „Eine Kopeke“, wurde ihm geantwortet. „Und die Sardine?“ – „Gleich viel.“ – „Und diese Pastete?“ „Alles eine Kopeke.“ Er schmunzelte. Billig, dachte er, herrlich billig! Und er wählte sich eine ganze Platte aus. Aber als er mit einem Goldstück bezahlen wollte, nahm der Verkäufer die Münze nicht. „Alter“, sagte er und schüttelte bedauernd den Kopf, „du hast wenig im Leben gelernt!“ „Was soll das?“, murrte der Alte. „Ist mein Geld nicht gut genug?“ Da hörte er die Antwort: „Wir nehmen hier nur das Geld, das einer verschenkt hat.“

Zum Autor:

Pfarrer Dr. Achim Funder ist Leiter des Pastoralen Raumes Medebach-Hallenberg.

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