Dom-Krypta wird wiedereröffnet

Die Decken und Wände sind frisch verputzt, die bisherigen Lampen, herabhängende Schalen, sind verschwunden. (Fotos: Wiedenhaus)

Die geplante Bauzeit wurde eingehalten, auch der Kostenrahmen von 2,5 Millionen Euro: Nach eineinhalb Jahren wird am kommenden Sonntag die Krypta des Paderborner Doms wiedereröffnet, und der hl. Liborius kann wieder dort einziehen – gerade noch rechtzeitig zu Libori. 

Paderborn (-berg). Wir zitieren uns mal kurz selbst: „Und dann wird der Dompropst an einem sommerlichen Tag in der Krypta stehen und mutmaßlich sagen: Dies ist ein sehr, sehr schöner Raum.“ So endete im Januar vergangenen Jahres der Dom-Beitrag zu Beginn der Kryptasanierung. Nun ist es Ende Juni, sommerlich ist es nicht gerade, Domprop­st Joachim Göbel steht in der Krypta, und er muss es gar nicht sagen: Tatsächlich, dies ist ein sehr schöner Raum. Man sieht es schon, obwohl gerade noch fleißig und vor allem ziemlich laut gearbeitet wird. Und man kaum glauben kann, dass Weihbischof Matthias König am kommenden Sonntag, also am 16. Juli, den Altar weihen und die Krypta feierlich wiedereröffnen soll. 

Spuren der Pader

Die Krypta unter dem Hochchor des Paderborner Doms ist eine der größten in Deutschland: 32 Meter lang, nur Speyer hat eine größere. 40 Jahre lang war kaum etwas passiert, jedenfalls nichts in Sachen Renovierung, und der Raum war irgendwie in die Jahre gekommen. Und er war im Laufe der Zeit gewissermaßen vollgestopft worden mit Aufgaben: Gottesdienstraum, Beichtraum, Grablege der Bischöfe und natürlich die Verehrungsstätte für die Liborius-Reliquien. Nun wurde aufgeräumt und ausgeräumt. Die Krypta hat einen neuen, hellen Fußboden, auf dem die Umrisse ihres Vorgängerbaus eingearbeitet sind, „erzählender Fußboden“ heißt das.

Auch der neue Altar wird die Liborius-Reliquien beherbergen.
Auch der neue Altar wird die Liborius-Reliquien beherbergen.

Die Beleuchtung ist neu konzipiert, für die beteiligten Handwerkerfirmen eine reichlich kniffelige Angelegenheit, schließlich hat man es mit historischer Bausubstanz zu tun. Da kann man nicht so einfach unter Putz verlegen, aber anders eben auch nicht. Die Altarinsel mit dem neuen Altar ist etwas nach vorn gezogen, der Altar steht jetzt genau mittig unter dem Gewölbe. Die Decke und die Wände sind frisch verputzt. Ach, und was ist das da links vorm Altar, dieser dunkle Streifen? Na, da sehe man, so Göbel, dass der Dom halb im Wasser gebaut worden sei. „Die Pader setzt sich durch“, sagt er, „finde ich eigentlich ganz schön.“ Mit anderen Worten: Das ist Feuchtigkeit, und da wird man regelmäßig ranmüssen. 

Zugang ist jetzt barrierefrei

Zwei Treppen führen in die Krypta. Beide sind oben etwas vorgezogen, sodass man nicht mehr fürchten muss, sich den Kopf zu stoßen, wenn man ans Geländer fasst. Auch der Liborischrein wird mutmaßlich etwas sicherer passieren können. Denn das war sonst immer ein besonders sorgenvoller Moment, wenn die Träger ihn die Treppe hochwuchteten: Hoffentlich stoßen sie oben nicht an die Decke! Aber der Zugang zur Krypta ist jetzt sogar barrierefrei möglich, man kann vom Hauptschiff des Doms mit einem Aufzug in die Krypta fahren.

Auch dies sei eine besondere Herausforderung gewesen, erzählt Dompropst Göbel, denn eigentlich gibt es keinen Platz, weder oben für eine Aufhängung noch unten drunter für ein Fundament. Außerdem muss so ein Aufzug natürlich geräuschlos sein. Untergekommen ist er in einer Art Verschlag, in dem vorher die Orgel war. Gehalten und bewegt wird er von einer Konstruktion an der Seite. Die Orgel hat im hinteren Bereich einen neuen Platz gefunden, der Spieltisch ist dafür nach vorn gerückt. 

Dompropst Joachim Göbel in der fast fertigen Krypta

Die Bänke sind ausgeräumt. Die, die in der Mitte standen, finden im sogenannten Pfarrwinkel ihren Platz, das ist der südliche Teil des Querhauses. Die, die an den Wänden standen, werden zu kleinen Engeln verarbeitet – Geschenke für die vielen Menschen, die in den letzten eineinhalb Jahren dort unten gearbeitet haben, und für die treue Gottesdienstgemeinde, die sich zur Frühmesse einen anderen Ort im Dom suchen musste. Statt der Bänke wird es demnächst Stühle geben. 

Ein Gitter mit Perspektive

Neu aufgestellt ist ein Gitter, das die Beterinnen und Beter ein wenig schützen soll. Es ist eine moderne Arbeit, die die Gitter im Hauptschiff des Doms zitiert. Sie zeichnen sich durch ihre perspektivische Gestaltung aus, das gilt auch für das neue Gitter. Aber warum steht es überhaupt hier? „Es soll die Beterinnen und Beter ein wenig abschirmen“, sagt Joachim Göbel, „ein optischer Schleier, keine Wand.“

Wie ein optischer Schleier: das neue Gitter
So ist es ja immer: Vorn kommt der Bischof rein, hinten geht der letzte Handwerker raus. Noch wird in der Krypta gearbeitet.

Denn die Krypta besteht eigentlich aus zwei Räumen. Wenn einen jemand darauf aufmerksam macht, sieht man es auch: Die Säulen sind im hinteren, dem Gottesdienstraum anders als vorn. Vorn ist eine Art Eingangsbereich. Man kommt die Treppe hinunter, dann geht es auf der einen Seite zum Gottesdienstraum und auf der anderen zur Grablege der Bischöfe. Das wiederum ist ein Bereich, den man schon jetzt und womöglich zukünftig gar nicht mehr unbefangen betreten kann. Denn hier sind die Kardinäle Degenhardt und Jaeger beerdigt. Noch ist die Missbrauchsstudie für das Erzbistum Paderborn nicht veröffentlicht, aber schon jetzt ist klar, dass sie beide in ihren Amtszeiten Missbrauch vertuscht und Täter geschützt haben. Damit muss man umgehen, und das Domkapitel hat dazu gemeinsam mit der Betroffenen-Vertretung eine Lösung gefunden. 

Neue Liboriusfigur

Zur Neukonzipierung durch das Architektenbüro Brückner & Brückner gehört, die Krypta als Ort der Liboriusverehrung zu stärken. Die Kammer im Altar, der die Reliquien beherbergen wird, ist vergoldet und wird durch eine entsprechende Beleuchtung den Reliquienschrein besonders in Szene setzen. Ganz sicher für Gesprächsstoff wird aber die neue Liboriusfigur sorgen, die die Besucherinnen und Besucher im Eingangsbereich der Krypta demnächst begrüßen wird. Das wird eine Arbeit des hessischen Bildhauers Stefan Balkenhol sein, also keine historische Skulptur aus dem Depot des Diözesanmuseums.

Zwar ist sein Liborius mit den typischen Insignien ausgestattet, Buch, Steine, Pfau, aber er erscheint als ein Mensch von heute: weißes Hemd, blaue Hose. „Zeitgemäß und zeitlos“, sagt der Dompropst. Na, bei der Gelegenheit kann man ihn mal fragen, wie es ihm mit der ganzen Angelegenheit so geht. Denn diese Renovierung wird wohl mit seinem Namen verbunden sein. „Das fürchte ich auch“, sagt er schmunzelnd. Aber im Ernst: Er sei mit dem Konzept des Raumes sehr zufrieden und auch mit der Zusammenarbeit im Domkapitel. „Wir haben monatelang beraten, gestritten, das muss ja auch sein, wir haben andere Leute gefragt und viel Zeit investiert.“ Denn es sei immer klar gewesen: „Wir entscheiden nicht für unser Wohnzimmer, sondern hier für diesen Raum. Und dies ist ein kostbarer Raum.“

Davon können sich ab dem 16. Juli und dann zu Libori alle Besucherinnen und Besucher überzeugen. 

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