„Durstlöscher“ Jesus
Verführerisch, aber nicht nachhaltig durstlöschend: Cola Foto: mcherbie/photocase
An der Quelle, die Jesus für uns ist, werden wir den Durst nach dem wahren Leben stillen können.
von Markus Püttmann
Es war im August 2008. Nach den Prüfungen und zu Beginn des Pastoralkurses reisten wir Priesteramtskandidaten, gemeinsam mit dem Regens und Subregens, ins Gebiet des Sinai und in das Heilige Land. Eine beeindruckende Reise, an die ich mich gerne und oft erinnere. Wir haben viel gesehen und erlebt.
Ein Ereignis dieser Reise fand während der Tage im Sinai statt und hat mich damals sehr beschäftigt. Wir waren mit einem ‚Guide‘ unterwegs, der uns auf den einzelnen Etappen durch die Wüste führte. Wir übernachteten immer unter freiem Himmel und waren Gäste der dort lebenden Beduinen. Nach einem anstrengenden Marsch durch die ägyptische Augustsonne erreichten wir das Domizil einer Beduinenfrau. Wir waren alle ziemlich geschafft. Unsere Wasservorräte waren so gut wie aufgebraucht und nach einigen Tagen in der Wüste schmeckte das Wasser auch eher fade.
Wir richteten uns gerade für den Abend und die Nacht ein, als die Beduinin uns zu sich rüberwinkte. Sie stand vor einer alten, verbeulten und abgedeckten Tonne. Ich dachte mit Schrecken daran, dass sich darin der Wassernachschub für unsere leeren Flaschen befinden sollte. Sie öffnete den Deckel und in der Tonne war wirklich Wasser. Aber mehr noch. In dem Wasser schwammen Cola- und Limonadedosen. Unsere Freude war jedem von uns anzusehen. Endlich mal wieder etwas mit Geschmack! Wir genossen den Inhalt der Dosen und waren glücklich wie die Kinder, die zum ersten Mal eine Cola trinken dürfen.
Aber die Freude darüber währte nicht allzu lange. Es war ja abzusehen, dass wir nach der flüssigen Süßigkeit noch mehr Durst bekamen. Wir feierten an dem Abend noch Eucharistie und danach musste ich an die Geschichte des Gespräches am Jakobsbrunnen denken; an das heutige Evangelium, wo Jesus zu der Samariterin sagt: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ (Joh 4,13–14)
Mir wurde bewusst, dass ich an diesem Tag beides erlebt hatte. Ich trank aus der verführerischen Quelle, nach deren Genuss bald wieder der Durst einsetzt. Und ich habe in der Eucharistie aus der Quelle getrunken, die Jesus selber ist, die das ewige Leben schenkt. Die verführerischen Brunnen begegnen uns immer wieder im Leben und haben unterschiedliche Namen: Macht, Profit, Maßlosigkeit und Egoismus, um nur einige zu nennen. Das Wasser dieser Brunnen stillt oftmals nur für eine kurze Zeit unseren Durst. Und die Gefahr ist groß, dass wir vor lauter Suchen nach diesen kurzfristigen Durstlöschern das Wesentliche unseres Lebens aus dem Blick verlieren: Christus!
Die Fastenzeit will uns helfen, dass wir den Weg zur Quelle des Lebens wiederfinden. Die Samariterin bittet Jesus darum, dass er ihr von dem Wasser gibt, damit sie nicht mehr schöpfen kommen muss! Jesus knüpft an die Bedeutungen an, die die Frau dem Wasser gibt. Auch nach ihm ist das Wasser notwendig, um Menschen am Leben zu erhalten. Jesus verbindet aber auch andere Bedeutungen mit dem Wasser, das er in einem bestimmten Sinn selber ist. Es ist umsonst, es ist da und nahe, und – vor allem – es ist ausgeschlossen, dass es jemals zu Ende geht. Das Trinken vom Wasser, das Jesus gibt, löscht für ewig den Durst.
Zum Autor:
Pastor Markus Püttmann ist Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde Siegen und Mitarbeiter in der Leitung der K3-CityPastoral Siegen.