Ein einmaliges Angebot
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Die Einladung Jesu zum königlichen Hochzeitsmahl erlaubt kein unentschiedenes Zögern.
Wie ein großformatiges Gemälde erscheint sie vor unseren Augen: die Szene vom königlichen Hochzeitsmahl. Jesus „malt“ dieses Bild in Form eines Gleichnisses. Die Geschichte ist zwar auf den ersten Blick aus dem Leben genommen, aber sie ist bei näherem Hinsehen für das ewige Leben seiner Zuhörer bestimmt. Sie ist – positiv gesehen – eine Werbung für die absolute Zukunft der Menschen. Sie ist – negativ gesehen – eine Warnung und Mahnung an Jesu Zuhörer: Ihr könnt die eigene Zukunft verspielen. Jetzt ist die Zeit, das ewige Leben zu gewinnen oder aber auch zu verlieren.
Es lohnt sich, noch etwas näher hinzuschauen und die Farben und Pinselzüge des Bildes zu deuten. Die Zuhörer Jesu wussten sofort: Der König im Gleichnis ist Gott, seine Knechte sind die Propheten, die Geladenen sind das Volk Israel, die Menschen auf den Straßen heidnischer Herkunft, der Sohn des Königs ist Jesus, das Hochzeitsmahl schließlich das ewige Glück des Menschen.
Das Gleichnis Jesu packt uns bei der Sehnsucht nach erfülltem, unbegrenztem Leben. Und es bietet uns dazu eine einmalige Chance: Wir spüren, dass wir zu den Geladenen gehören. Aber welcher Gruppe ordnen wir uns zu?
Da gibt es die zuerst geladenen Gäste. Nach orientalischem Brauch wurden sie schriftlich eingeladen. Erst danach kommen die Knechte des Königs mit der mündlichen Botschaft. Sie möchten die Eingeladenen sogar mitnehmen. Doch die wehren sich mit allen möglichen Mitteln und sind um Ausreden nicht verlegen. Letztlich wissen sie überhaupt nicht zu schätzen, was mit ihnen geschieht. Statt dankbar dafür zu sein, dass jemand an sie gedacht hat, schlagen sie die Einladung aus, weil sie andere Prioritäten setzen. Dabei wäre es doch eine einmalige Gelegenheit gewesen, gerade an dieser „königlichen“ Hochzeit teilzunehmen. Glücklich der Mensch, der eine solche Gelegenheit erhält! Deshalb erscheint es umso unverständlicher und bedauerlicher, dass die Geladenen eine solche Einladung ausschlagen und so den Gastgeber brüskieren.
Aber das Fest soll trotz der vielen Absagen stattfinden. Und so lädt der König nun alle möglichen Menschen ein, die seine Knechte auf der Straße aufgabeln: Menschen unterschiedlichster Herkunft aus allen Nationen, Sprachen und sozialen Schichten. Sie haben in ihren kühnsten Gedanken nicht von dieser Ehre zu träumen gewagt. Ob sie ihr Schicksal nun als Glück oder Zufall sehen – eines ist sicher: Sie hatten bei der Einladung nicht viel zu sagen. Sie wurden mit sanfter Gewalt dazu gebeten. Deshalb brauchen sie Zeit, um zu sich selbst zu kommen. Sie müssen erst begreifen, dass sie auserwählt sind, Gäste beim königlichen Hochzeitsmahl zu sein und stehen vor der schwierigen Frage: Wer bin ich, dass der König gerade mich eingeladen hat?
Wie reagieren Sie als Leser oder Zuhörer auf dieses Gleichnis? Finden Sie sich im Kreis der Geladenen wieder? Vielleicht hilft Ihnen bei der Beantwortung der Frage, wie Sie bislang auf die Einladung des Königs, also auf das Angebot Gottes zur Gemeinschaft mit ihm reagiert haben: froh und dankbar oder eher gelangweilt und distanziert, weil es Ihnen doch nicht so wichtig ist? Waren bzw. sind Sie mit der Einladung „schnell fertig“, oder geht Ihnen dieses großartige Angebot nach? Vielleicht können Sie auch gar keine klare Linie in Ihrem Verhalten ausmachen, weil Sie bisweilen hin- und hergerissen sind zwischen einem zaghaften „Ja“ und einem bequemen „Nein“ zu dieser königlichen Offerte. Wie dem auch sei: Das Hochzeitsfest findet statt – und jede und jeder von uns ist dazu eingeladen. Es ist nicht schlimm, wenn wir etwas Zeit brauchen, um zu reagieren und dabei zu uns selbst zu kommen. Aber eines steht für den „Maler“ des Gleichnisses fest: Es ist schlimm, ja fahrlässig und sogar lebensgefährlich, wenn wir die königliche Offerte nicht annehmen. Denn dann haben wir die Chance verpasst und unser Leben verspielt. Und das Hochzeitsmahl findet ohne uns statt.