01.04.2016

Ein fester Anker

Einfach ist das Miteinander von Menschen aus verschiedenen Kulturen nie – auch deshalb nicht, weil bei der Inte­gration jeder bei sich selbst anfangen muss. Das heißt: liebgewonnene Einstellungen infrage stellen und Scheuklappen ablegen.

Es gibt eine wachsende Stimmung im Land, die genau das nicht will. Warum sich ändern, wenn alles gut war? Die Flüchtlinge habe niemand gerufen, heißt es, warum sich jetzt nach ihnen richten? Ist unsere Kultur nicht die beste, weil Zentraleuropa anders als der große Rest der Welt in Frieden und Demokratie lebt?

Die Kirchen stellen sich klar gegen diese oft populistischen Bedenken. Wer gefestigt in seinem Glauben lebt, der könne auch mit anderen Religionen und Lebensweisen tolerant umgehen, betonen sie. Sie fühlen sich vor allem anderen dem Gebot der Nächstenliebe verpflichtet: Die Kirchen halten dagegen, wenn Gesetze für Flüchtlinge verschärft werden, sie unterstützen Helfer und werben bei Vermietern dafür, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Mit ihrer unbeirrten Haltung sind die Kirchen zu einem festen Anker in einer besorgten Gesellschaft geworden. Es ist beruhigend zu wissen, dass es Institutionen gibt, die mit derart großer Selbstverständlichkeit zu ihren Werten stehen – anders als die EU, die sich in der Flüchtlingskrise von einer Werte- in eine Zugewinngemeinschaft verwandelt hat. Wirtschaftsförderung will jeder, Flüchtlinge keiner.

In der Not zeigen sich die wahren Überzeugungen.

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