Ein Haus voll Glorie schauet
Kinder hatten verschiedene Werkzeuge mit in die Kirche gebracht. Genau wie in einem Werkzeugkasten seien auch alle Menschen der Gemeinde wichtig. Fotos: Berenbrinker
Bielefeld-Brackwede (abb). „Ein Haus voll Glorie schauet“, schallte es durch das Schiff der voll besetzten Kirche der Herz-Jesu-Gemeinde Brackwede. Ein feierliches Stück, das natürlich mit Bedacht gewählt wurde. Schließlich wurde das neue Gemeindehaus eingeweiht.
Stolz blicken die Gemeindemitglieder auf ihren Neubau, der sich direkt neben der Kirche an den Berg schmiegt. Während vielfach Pfarrheime und Pfarrbüros aufgegeben und sogar ganze Kirchen umgewidmet werden, haben die Mitglieder der Herz-Jesu-Gemeinde Mut bewiesen. Sie haben sich für ein neues Gemeindehaus stark gemacht und mithilfe vieler fleißiger – auch ehrenamtlicher – Kräfte sowie dem Architektenbüro Terbrack ein neues funktionales Haus gebaut.
Während des Festhochamtes verglich Pfarrer Hubert Maus das Warten auf den Einweihungstag mit der Adventszeit. „Bei mir herrschte große Vorfreude, ich habe auf heute hingefiebert“, sagte der Geistliche, der von einem besonderen Anlass sprach. „So einen Tag erleben die Gemeindemitglieder nur einmal im Leben.“ Unverkennbare Bauverzögerungen konnten die Freude von Pfarrer Maus nicht schmälern. „Die Handwerker haben alles gegeben.“ Es habe am Ende nicht ganz gereicht mit der vollständigen Fertigstellung.
Im Familiengottesdienst hatten sich besonders die Mädchen und Jungen der Herz-Jesu-Kita mit ihren Erzieherinnen, die Erstkommunionkinder sowie Kinder und Jugendliche der Kolpingjugend viel Mühe gegeben. Die jungen „Bauarbeiter“ kamen mit einem großen Werkzeugkasten in die Kirche und stellten Vergleiche mit dem Gemeindeleben her – jedes einzelne Werkzeug, jeder einzelne Mensch sei wichtig. So gebe es auch in der Pfarrgemeinde sinnbildlich Schrauben und Muttern, die alles zusammenhalten und auch Menschen, die wie ein Hammer mal draufhauen und Kritik üben. Mit der Zange würde man Störendes entfernen und auch Gemeindemitglieder würden einschreiten, wenn etwas falsch läuft. Wichtig seien im Werkzeugkasten aber auch Pflaster. Diese stehen übertragen für Menschen, die Trost spenden und für andere da sind. Und ganz wichtig sind natürlich die Pausen, und so stand die Flasche Wasser stellvertretend für die Ruhe, die man im neuen Gemeindehaus finden könne. Außerdem soll das Haus wie während einer Pause eine Möglichkeit des geselligen Austausches sein.
Zur Einweihung wurde ein neues Kreuz in das Gemeindehaus gehängt, das gleichzeitig als Symbol des Zukunftsbildes des Erzbistums Paderborn dient. Die Grundform aus zwei minimalistischen weißen Linien, die die elementare Form des Kreuzes zeigen, dienen als Stütze sowie Orientierung und verweisen auf Jesus Christus, so Pfarrer Hubert Maus. Die bunte Glasgestaltung um die weißen Linien herum sei vielschichtig, sogar chaotisch. „Jesus Christus dient hier als gemeinsame Quelle, die Struktur und Ordnung schafft“, so Pfarrer Maus.
Das neue Gemeindehaus der Herz-Jesu-Gemeinde in der Pfarrei St. Elisabeth im Bielefelder Süden ersetzt das 1949 erbaute Rochus-Spieker-Haus, das in Brackwede eine wechselhafte Geschichte erlebte. Das Haus diente als Wohnhaus für Flüchtlinge und Vertriebene des Zweiten Weltkrieges, es war Altenheim, Kindergarten, Schwesternstation, Selbstversorgungszentrum der Pfadfinder und zuletzt Auffangstation für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Der Grundstein des Rochus-Spieker-Hauses wurde bei der Grundsteinlegung des neuen Gemeindehauses im vergangenen Jahr ebenfalls vermauert.