22.04.2016

Ein Vermächtnis in Afrika

Ein bewegender Moment für alle Beteiligten war die Enthüllung der Gedenkstele für Pfarrer Horst Klabes. Im Garten des Kinderheimes bleibt so ein steter Ort der Erinnerung. Foto: Privat

Lippetal/Accra. Pfarrer Horst Klabes wurde posthum ein großer Wunsch erfüllt: Der 2013 in Ghanas Hauptstadt Accra verunglückte Seelsorger aus Lippetal hatte den Verein „Anidaso – Hoffnung für Straßenkinder“ mit Ulla Nippel gegründet. Nun wurde das Kinderheim „Anidaso-House“ in Ghana eingeweiht.

Zur Einweihung des neuen Kinderheimes „Anidaso-­House“ reiste eine Gruppe von 14 Personen aus Lippetal, Höxter, Brakel, Steinheim und Hagen in die ghanaische Hauptstadt. Mit den Worten „Ein Traum wurde Wirklichkeit“ eröffnete Father Martin Muosayir aus Tinga in Nord­ghana den Festakt zur Einweihung des Kinderheimes. Damit verwies er auf den Traum, den Gabriel Cudjoe, der Leiter des Kinderheimes, schon lange hatte und zu dessen Verwirklichung Pfarrer Horst Klabes maßgeblich beigetragen hat. Die Feierlichkeiten im Garten des Waisenhauses entsprachen ganz der ghanaischen Tradition und waren für die deutschen Besucher faszinierend wie exotisch: Vertreter unterschiedlicher Konfessionen segneten sowohl die Räume des Hauses wie die anwesenden Menschen. Eine Trommelgruppe erfreute die Gäste mit afrikanischen Rhythmen und natürlich wurde auch getanzt.

Mehrere Festredner würdigten die Arbeit von Gabriel Cud­joe, dem Leiter des Kinderheimes, und erinnerten an das Engagement von Pfarrer Horst Klabes, der bei einer seiner Reisen in Ghana sein Leben verlor. Mit der Gründung des Vereines, dem Bekanntmachen des Projektes und dem Sammeln von Spenden hat Pfarrer Horst Klabes den Grundstein für diesen Neubau gelegt. Im Rahmen der Feierlichkeiten gaben die Verantwortlichen den deutschen Besuchern ein großes Dankeschön mit auf den Weg, denn dieses Kinderheim finanziert sich ausschließlich durch Spenden aus Deutschland. Als schließlich zur Würdigung von Pfarrer Horst Klabes eine Gedenkstele im Garten des Kinderheimes enthüllt wurde, waren alle Anwesenden tief berührt.

Die Reisegruppe aus Deutsch­land erlebte auch neben diesem Festakt unvergessliche Tage auf diesem fremden Kontinent. Die tiefen Eindrücke entstanden auch gerade dadurch, dass es sich nicht um eine reine Besuchsreise handelte: In dem neuen Kinderheim legten die Teilnehmer selbst ganz praktisch Hand an. Ausgerüstet mit Werkzeug, Farben und Pinsel kümmerten sie sich um die Einrichtung des Hauses. Dabei war ungewohnt viel Kreativität gefragt, denn es standen nicht immer alle in Europa verfügbaren Hilfsmittel zur Verfügung. Der Umstand, dass es manches Mal weder Wasser noch Strom gab, war ebenfalls eine Erfahrung, die für viele der engagierten Ehrenamtler neu war.

Die verbleibende Zeit wurde genutzt, um Land und Leute kennenzulernen: Besonders berührend war dabei der Besuch des bisherigen Kinderheimes. Dieses lag in einem Slumgebiet von Accra. Die Wohnsituation im alten Kinderheim war nicht nur für europäische Verhältnisse sehr beengt. Geschlafen wurde auf dem Fußboden und das übrige Leben spielte sich unter freiem Himmel ab. Egal, was erledigt werden musste – das Kochen auf offenem Feuer, die gemeinsamen Mahlzeiten, die Erarbeitung der Hausaufgaben oder der Abwasch –, der einzige Ort dafür war „draußen“. Erschwerend kam hinzu, dass es keinen Platz gab, um Kleidung oder Küchenutensilien zu lagern.

Im neuen Haus gibt es nun mehrere Schlafräume, die mit Etagenbetten ausgestattet sind. Es gibt genug Raum, um Hausaufgaben erledigen zu können oder auch bei Regen im Trockenen zu kochen. Im Dachgeschoss entstand ein zusätzlicher großer Raum, der mit viel Licht, Luft und Platz zum Spielen oder Wäschetrocknen geeignet ist.

Die Besichtigung einer ehemaligen Sklavenburg in Cape Coast, der Besuch einiger Schulen und eines Krankenhauses sowie der Märkte, mit ihrer Fülle an Eindrücken, rundeten den Besuch ab. Durch das Mitleben im Kinderheim erlebte die deutsche Gruppe die Beschwernisse des alltäglichen Lebens in Ghana hautnah. Die Wichtigkeit zwischenmenschlicher Kontakte wurde dabei klar: Bei allen Widrigkeiten, von denen es sehr viele gibt, stand immer sofortige Hilfe bereit. Mit tiefen, berührenden Eindrücken kehrte die Gruppe nach Deutschland zurück.

Jetzt hoffen alle Ehrenamtler, dass auch der Betrieb des Kinderheimes, ganz im Sinne von Pfarrer Horst Klabes, zukünftig gesichert werden kann.

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen