Eine lebendige Brücke

Ehemalige und aktuelle Stipendiatinnen und Stipendiaten gemeinsam mit Bischof Gerhard Feige und Johannes Oeldemann zum zehnjährigen Jubiläum des Stipendienprogramms in Paderborn. (Fotos: Patrick Kleibold)

Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es das Stipendienprogramm für orthodoxe und orientalisch-­orthodoxe Theologen am Paderborner Möhler-­Institut. Zum Jubiläum haben ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten darüber berichtet, was das Studienjahr in Paderborn bei ihnen bewirkt hat.

Paderborn. „Es sind die Treffen mit verschiedenen Menschen, die unser Leben und unsere Erfahrung ausmachen“, sagte Stefan ­Zeljkovic aus Serbien. Der 29-­Jährige ist einer von 101 Stipendiaten, die ein Jahr lang in Paderborn gelebt und studiert haben. Ermöglicht wurde ihnen das Studienjahr durch das Stipendienprogramm des Johann-Adam-Möhler-­Instituts für Ökumenik. Ziel des Programms sei es nicht nur Brücken zwischen Orthodoxen und Katholiken zu bauen, sondern auch zu einer besseren Verständigung der verschiedenen orthodoxen Kirchen untereinander beizutragen, sagte Dr. Johannes Oeldemann, Direktor am Möhler-­Institut, der mit seinem Team die Theologinnen und Theologen aus dem Ausland begleitet.

„Ein Jahr lang in Paderborn zu leben und die deutsche Kultur und Sprache kennenzulernen war eine fantastische Erfahrung. Insbesondere der Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen über das Leben und den Glauben war sehr bereichernd für mich“, sagte ­Zeljkovic. Das Stipendienprogramm bezeichnete er als eine „lebendige Brücke, die Ost und West und zwei Kirchen miteinander verbindet“. Diesen Dialog zwischen Menschen und Religionen bräuchten wir angesichts der weltweiten politischen Spannungen dringender denn je, ist sich Zeljkovic sicher.

Reger Austausch unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten. Jedes Jahr nehmen zehn Personen am Stipendienprogramm teil.
Reger Austausch unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten. Jedes Jahr nehmen zehn Personen am Stipendienprogramm teil.

„Nur durch einen offenen Dialog miteinander lassen sich Missverständnisse und Vorurteile ausräumen.“

Ähnlich sieht das der rumänisch-­orthodoxe Theologe David L. ­Guzu (30): „Durch das Stipendienprogramm habe ich meine ersten Erfahrungen mit der Globalisierung gemacht. Der Dialog mit Studenten aus aller Welt war nicht nur lehrreich, er hat meine Sicht auf die Menschen, auf Deutschland, ja auf die Welt verändert.“ Die 30-­jährige Rumänin Maria-­Iwliana ­Agapi fügte hinzu: „Nur durch einen offenen Dialog miteinander lassen sich Missverständnisse und Vorurteile ausräumen.“ Bestätigung fand diese Aussage auch im Grußwort von Diözesan­administrator Mon­signore Michael Bredeck, der zum Jubiläum des Stipendienprogramms Gäste aus aller Welt begrüßen durfte. Angesichts des Krieges in der Ukrai­ne und von Spannungen innerhalb der orthodoxen Kirche erscheine es „umso wichtiger, der jungen Generation Wege zum Dialog miteinander zu eröffnen“, sagte Bredeck.

Ehrengast war der Magdeburger Bischof und Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige. „Es ist enorm wichtig, nicht nur über den anderen etwas zu hören oder zu lesen, sondern ihn auch kennenzulernen. Das ist das Ziel des Stipendienprogramms. Junge Leute sollen unsere Kultur und unser kirchliches Leben kennenlernen und vor allem sollen sie mitei­nander ins Gespräch kommen. Wir möchten zur Zündung möglicher Netzwerke und zur Förderung der Verständigung der unterschiedlichen Kulturen beitragen“, sagte Feige.

Für ein Jahr in einem fremden Land zu leben heißt auch, fremde Traditionen kennenzulernen. „Ich habe in einem Jahr dreimal Ostern und zweimal Weihnachten gefeiert. Das war schon ungewöhnlich“, berichtete ­Meri ­Tadavosyan (39) aus Armenien. Auch wenn die deutsche ­Mentalität eine völlig andere sei als die in in ihrem Heimatland, so habe sie die Zeit in Paderborn sehr genossen. Miteinander zu leben sei aber etwas gänzlich anderes, als nur voneinander zu lesen.

Patrick Kleibold

Zur Webseite des Möhler Instituts geht es hier.

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