Eine Leiter in den Himmel
Es hat lange gedauert, aber jetzt hängt die Stele „Himmelsleiter“ im Foyer des Hauses Pauline von Mallinckrodt. Darüber freuen sich (von rechts) Hausleiterin Ulrike Saggel, die Künstlerin Kerstin Hofmann und Katharina Reglin vom Sozialen Dienst des Hauses. Sie hält in der Hand ein Modell der Stele, das die Spender für das Projekt zum Dank erhielten. Foto: Flüter
Paderborn. Die „Himmelsleiter“ ist vier Meter hoch und einen Meter breit– ein Glasbild, das im Haus Pauline von Mallinckrodt in Paderborn hängt. Die Borchener Künstlerin Kerstin Hofmann hat es für das Paderborner Altenheim entworfen. Nach einer jahrelangen Vorbereitungs- und Produktionsphase wird es am Freitag, 9.April, geweiht.
von Karl-Martin Flüter
Eigentlich sollte die Stele schon 2017, zum zehnjährigen Jubiläum des Hauses Pauline von Mallinckrodt, seinen Platz im Foyer erhalten. Doch das scheiterte an den Kosten. Erst nachdem Spenden in Höhe von 5000 Euro zusammengekommen waren und der Träger des Hauses, der Verein katholischer Altenhilfeeinrichtungen (VKA) den Rest der Summe ergänzte, war die Fertigstellung möglich.
Die Vorgeschichte der „Himmelsleiter“ reicht zurück bis ins Jahr 2007. Damals traf sich Kerstin Hofmann mit Schwester Anna, der damaligen Provinzoberin der Schwestern der christlichen Liebe im Paderborner Mutterhaus, um über die Gestaltung der Kapelle in dem neuen Altenheim an der Mallinckrodtstraße zu sprechen. Kerstin Hofmann erinnert sich noch gut an die Worte der Provinzoberin, es sei im Sinne der Ordensgründerin Pauline von Mallinckrodt, einen Ort zu schaffen, der die Lebenden und Toten verbindet.
Mit dem Glasbild, das 14 Jahre später im Foyer des Hauses aufgehängt worden ist, ist diese Vision endgültig Realität geworden. Zugleich wurde der letzte Teil einer umfassenderen Konzeption verwirklicht. Das Glasfenster im Foyer korrespondiert mit den vier Fenstern und der Glastür der Kapelle des Altenheimes. Die Ähnlichkeit der Arbeiten ist unverkennbar: Auch dabei handelt es sich um Werke von Kerstin Hofmann.
Die „Himmelsleiter“ beginnt unten mit einem Blau, in das eine aufsteigende Struktur eingelassen ist. Die Farbe wechselt in ein Rot und dann in ein heller werdendes Gelb, das in purem Licht aufgeht. Die Farbflächen sind in konzentrisch verlaufenden Wellen angelegt, deren Zentrum ein Kreis in der Mitte der Stele ist. Am oberen Ende der Glasstele kehren die Farbtöne Rot und Blau zurück. In der Mitte dieser blauen Fläche an der Spitze der Stele ist ein heller Punkt zu sehen– die Sonne, der Mond?– in dessen Richtung sich ein Objekt in Kreuzform bewegt.
Die Künstlerin bezieht sich auf die alttestamentarische Erzählung von der Himmelsleiter, die Jakob während seiner Flucht vor Esau im Traum erblickt. Sie reicht von der Erde bis in den Himmel. Auf ihr sieht er Engel auf- und absteigen. Diese Erzählung wurde von den Evangelisten Markus und Johannes aufgegriffen und spiegelt sich wider in Kirchenliedern wie „Näher, mein Gott, zu dir“ oder dem Spiritual „Jacob’s ladder“. Sie habe darstellen wollen, wie Engel den Verstorbenen auf seinem Weg ins Licht halten und begleiten, sagt Kerstin Hofmann. Der Wunsch von Schwester Anna, die Lebenden und Toten im Kunstwerk zu vereinen, ist damit erfüllt.
Hergestellt wurde die Stele in der Paderborner Glasmalerei Peters. Die Farben wurden in mehreren Schichten– „Farbschleiern“, sagt Kerstin Hofmann– auf das Glas aufgetragen. Jede Schicht wurde einzeln gebrannt. Das ist Ursache für die Leuchtkraft der Farben, vor allem, wenn die Sonne auf das Glasbild fällt. Das Licht wirft farbige Schatten auf die Wand, an der die Glasstele angebracht ist, und verstärkt so die Wirkung der Farbstrukturen und gibt der Komposition eine räumliche Tiefe.
Im Haus Pauline von Mallinckrodt wird die Glasstele an die verstorbenen Bewohner erinnern. Ursprünglich war vorgesehen, neben dem Bild eine Liste mit ihren Namen anzubringen, doch diesen Plan vereitelte der Datenschutz. Auch die anderen Arbeiten von Kerstin Hofmann in der Kapelle stehen mit der Erinnerung an ehemalige Mitbewohner im Zusammenhang. Die Fenster- und Türbilder dort thematisieren ebenfalls die Themen Tod und Übergang.
Eigentlich werden Verstorbene in der Kapelle des Altenheimes von Mitbewohnern, Angehörigen und Mitbewohnern verabschiedet. Doch das ist aktuell wegen der Pandemie weder Angehörigen noch Bewohnern möglich. Dennoch wird diese Tradition von den Mitarbeitern aufrechterhalten und sie soll nach der Pandemie im vollen Umfang wieder aufleben, sagt Katharina Reglin, Mitarbeiterin im Sozialen Dienst des Altenheimes.