„Eine Tür zu neuen Räumen“
Nach einer Prozession von der Gaukirche zum Hohen Dom versammelte sich die Gottesdienstgemeinde am Paradiesportal des Hohen Domes, wo Erzbischof Hans-Josef Becker (Mitte) die Heilige Pforte öffnete.
Paderborn (pdp). Im Erzbistum Paderborn hat das von Papst Franziskus ausgerufene „außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ nun offiziell begonnen. Erzbischof Hans-Josef Becker öffnete am vergangenen dritten Adventssonntag die „Heilige Pforte“ im Paradiesportal des Hohen Domes und feierte ein Pontifikalamt. Kurz zuvor hatte Papst Franziskus das „Heilige Jahr“ in Rom für die Weltkirche eröffnet und die „Heilige Pforte“ am Petersdom geöffnet. Erstmalig in der Geschichte der Kirche gibt es aus Anlass des Heiligen Jahres außerhalb des Vatikans in jeder Bischofskirche der Welt eine Heilige Pforte.
Im Erzbistum begannen die Eröffnungsfeierlichkeiten mit einer Statio in der Paderborner Gaukirche, in der sich alle Gottesdienstteilnehmer versammelten. „Das ist der Beginn eines Jahres, das zu einer besonderen Erfahrung der Gnade und der Versöhnung werden soll“, sagte Erzbischof Becker zur Einführung. Dann wurde der Beginn jener Verkündigungsbulle vorgelesen, mit der Papst Franziskus das „Heilige Jahr“ angekündigt hatte. „Es gibt Augenblicke, in denen wir aufgerufen sind, in ganz besonderer Weise den Blick auf die Barmherzigkeit zu richten und dabei selbst zum wirkungsvollen Zeichen des Handelns des Vaters zu werden“, heißt es in der Bulle des Papstes. „Genau darum habe ich ein außerordentliches Jubiläum der Barmherzigkeit ausgerufen.“
Dann folgte eine Prozession der Gottesdienstgemeinde von der Gaukirche zum Paradiesportal des Domes. Vor der Heiligen Pforte zitierte Erzbischof Becker einen Vers aus Psalm 118: „Öffnet die Tore der Gerechtigkeit; lasst uns eintreten, um dem Herrn zu danken.“ Während des Öffnens der Pforte fuhr er fort: „Das ist das Tor zum Herrn: Durch dieses Tor treten wir ein, um Barmherzigkeit und Vergebung zu erlangen.“ Zum Adventslied „Macht hoch die Tür“ trat Erzbischof Becker als erster durch die „Heilige Pforte“, gefolgt von allen anderen Gläubigen.
„Türen öffnen neue Räume“, sagte Erzbischof Becker in seiner Predigt. „Es ist wohl diese menschliche Erfahrung, die die Kirche bewogen hat und bewegt, zu den seltenen Heiligen Jahren in wichtigen Kirchen sogenannte Heilige Pforten einzurichten.“ Das außerordentliche „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ richte den Blick jedoch nicht allein auf die eigene Person und die eigene Gotteserfahrung. Dies wäre eine Art von „Heils-Egoismus“, der dem Christentum entgegenstehe, so der Erzbischof. „Die Beziehung zu Gott, die erfahrene Liebe, treibt uns dazu an, diese Liebe an den Mitmenschen, unseren Nächsten weiterzugeben“, fuhr er fort. „Was für ein schönes Zusammentreffen, dass wir das 100-jährige Jubiläum unseres Diözesan-Caritasverbandes genau am Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit gefeiert haben!“ Im Anschluss wurde im Konrad-Martin-Haus der Film „Das Zweite Vatikanische Konzil – Rückblick und Erinnerung“ gezeigt, der vom Institut für Religionspädagogik und Medienarbeit (IRUM) aus verschiedenen Quellen zusammengeschnitten worden war. Verarbeitet wurden Szenen aus dem Film „Das II. Vatikanische Konzil. Ein Film von Luca Rolandi“ sowie Interviews aus dem Forschungsprojekt „Spurensuche II. Vatikanisches Konzil“ des Forschungssemesters 2012 an der Katholischen Hochschule (KatHO) NW, Abteilung Paderborn.
Info: Am 1. Januar 2016 wird in einem feierlichen Gottesdienst um 10.00 Uhr in der Wallfahrtsbasilika in Werl eine weitere „Heilige Pforte“ im Erzbistum Paderborn geöffnet. Den Feierlichkeiten wird der Speyrer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, ehemaliger Weihbischof in Paderborn, vorstehen.