Einfachere Teilhabe für Menschen mit Behinderung
Anja Fecke präsentiert das Heft mit dem Fragebogen. (Foto: Claudia Auffenberg)
Auch Menschen mit Behinderungen können gläubig sein und religiöse Bedürfnisse haben. Doch oft fehlen ihnen die Möglichkeiten, sie zu äußern und gar zu befriedigen. Ein neu entwickelter Fragebogen in leichter Sprache will jetzt dabei helfen.
Erzbistum (-berg). Das ist die Idee, die Anja Fecke damit verfolgt. Sie ist die Diözesanbeauftragte Seelsorge für und mit Menschen mit Behinderung. Gemeinsam mit ihrem Limburger Kollegen Jochen Straub hat sie den Fragebogen entwickelt. Im normalen Alltag einer Gemeinde kommen vor allem Menschen mit einer geistigen Behinderung kaum vor. Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen sind anscheinend leichter zu integrieren. Dass ein Rollstuhlfahrer Mitglied im Pfarrgemeinderat sein kann, würde niemand bezweifeln, aber jemand mit Downsyndrom? „Das fänd ich genial“, sagt Anja Fecke und betont: „Menschen mit geistiger Behinderung werden oft unterschätzt, aber sie können meist sehr klar formulieren, was ihnen gefällt. Sie taktieren nicht.“ Von daher wären sie etwa im PGR und nicht nur dort eine Bereicherung, sagt sie.
Ganz praktisch soll der Fragebogen Menschen mit Behinderung und ihren Assistenten helfen, ihre religiösen Bedürfnisse zu formulieren, manchmal vielleicht auch, sich ihrer bewusst zu machen. Verfasst ist er in leichter Sprache, die Nutzerinnen und Nutzer können in einer Tabelle ankreuzen bzw. dort eintragen, was sie sich wünschen, wo es Unterstützung geben könnte und wen man am besten dazu fragt. Ankreuzen kann man z. B.: „Ich möchte mit Gott reden“ oder „Ich möchte im Gottesdienst etwas vorlesen“ oder auch „Ich möchte die Religionsgemeinschaft wechseln“. Der Text ist zwar aus katholischer Sicht geschrieben, aber so offen, dass ihn auch Angehörige anderer Religionsgemeinschaften nutzen können.
Politisch wirksam werden
Einen weiteren Gedanken verfolgen Fecke und Straub: Sie wollen politisch wirksam werden. Seit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) wird für jeden Menschen mit Behinderung ein individueller Teilhabeplan entwickelt. Dafür werden in neun Bereichen, etwa Mobilität, Kommunikation oder häusliches Leben, die einzelnen Bedarfe abgefragt. Wenn nun fünf Bewohner einer Einrichtung angeben, sonntags zum Gottesdienst zu wollen, wird vermutlich Personal gebraucht, um sie dorthin zu begleiten. Mit Hilfe der Bögen kann gegenüber den Kostenträgern argumentiert werden. „Und es wird deutlich, dass Religion alle Lebensbereiche umfasst und nicht nur einen“, sagt Anja Fecke. So nämlich sieht es eine internationale Klassifikation der Weltgesundheitsorganisatin vor, die im BTHG angewendet wird.
Neben der Unterstützung für die einzelnen Personen sollen die Antworten auch in die weiteren Planungen der Pastoral einfließen. Dazu sollen die Fragebögen anonym ausgewertet werden. Ziel jedenfalls ist es, Menschen mit Behinderungen auch in der Kirche immer selbstverständlicher teilhaben zu lassen, teilhaben im Sinne von mitmachen, mitgestalten.
Info
Die Broschüre mit dem Fragebogen ist erhältlich bei Anja Fecke, Diözesanbeauftragte Seelsorge für und mit Menschen mit Behinderungen, Domplatz 15, 33098 Paderborn; anja.fecke@erzbistum-paderborn.de
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