03.05.2018

Einsamkeit ist ein Gesundheitsrisiko

Kleines Foto: Wollen Einsamkeit bekämpfen (hinten, von links): Reinhild Steffens-­Schulte (Geschäftsführerin SkF/SKM-Diözesanstelle), Ute Stockhausen (Geschäftsführerin SkF Lippstadt), Marie-Luise Tigges (SkF/SKM-Diözesanstelle) sowie (vorne, von links) Stefan Heckers (SkF Herford), Werner Stock und Daniel Schulte (ksd Olpe). / Großes Foto: Bernd Kaspar, pixelio

Paderborn. Sie kann zu gravierenden gesundheitlichen Pro­blemen führen, psychisch wie körperlich: die Einsamkeit. Sieben Fachverbände der Caritas haben sich deshalb vor zwei Jahren zu der Initiative „7 gegen Einsamkeit“ zusammengetan. „Wir konnten das Thema nicht mehr ignorieren“, erklärte Werner Stock aus Paderborn, der die Initiative leitet, vor der Delegiertenversammlung der beteiligten Sozialdienste katholischer Frauen (SkF) und Männer (SKM) im Hotel Aspethera in Paderborn.

„Einsamkeit ist ein Gesundheitsrisiko wie das Rauchen von 15 Zigaretten täglich“, zitiert Stock medizinische Studien. Entsprechende Initiativen der einzelnen Verbände sollen der Einsamkeit von Menschen begegnen.

Eine offizielle Diagnose für Einsamkeit gebe es nicht, sagt Stock. Alleinsein könne kurzfristig auch durchaus sinnvoll und befruchtend sein. Langfristig aber schade es Körper und Seele, sagt Stock und zitiert Mutter Teresa: „Die schlimmste Armut ist die Einsamkeit und das Gefühl, unbeachtet und unerwünscht zu sein.“ Einsamkeit sei letztendlich ein subjektiv erlebter Zustand, an dem laut einer repräsentativen Umfrage von „Splendid Research“ in Hamburg jeder zehnte Deutsche häufig oder ständig leide, und immerhin jeder Dritte manchmal.

Als häufigste Ursachen nennen demnach mehr als die Hälfte der Befragten aktuelle Lebensumstände wie Arbeit, Umzug, Erkrankung oder Trennung vom Partner. Immerhin ein Viertel sieht die immer unpersönlicher werdende Kommunikation über Smartphones oder auch das zunehmende Online-­Shopping als Ursache.

„Männer fühlen sich häufiger einsam, sagen es aber nicht“, berichtet Daniel Schulte vom Katholischen Sozialdienst (ksd) für den Kreis Olpe aus seiner Erfahrung. „Einsamkeit ist ein leises Gefühl. Das passt zum Schweigen der Männer“, sagt der Jungen- und Männerberater, für den ein echter Austausch unter Männern „etwas Besonderes“ ist. „Viele machen alles mit sich selbst aus.“ Vor allem, wenn eine Beziehung zerbreche und die Arbeit verloren gehe, bleibe häufig nur noch die Einsamkeit. „Denn 80 Prozent der Männer haben keinen besten Freund.“ Schulte plädiert dafür, jeder Frauenberatungsstelle auch eine Männerberatung beizuordnen. „Je selbstverständlicher dieses Angebot ist, desto eher wird es angenommen.“

Von dem neuen Projekt „Sonntagsfrauen“ in Lippstadt berichtete Ute Stockhausen, Geschäftsführerin des SkF Lippstadt. Im SkF-Begegnungszentrum „Cap 27“ sind Alleinerziehende mit ihren Kindern eingeladen, den Nachmittag zusammen zu verbringen. „Es ist bewusst ein niedrigschwelliges Angebot ohne jeden Bildungsanspruch“, betont Ute Stockhausen. Damit wolle man Alleinerziehende entlasten, die gerade am Wochenende häufig unter Druck stehen, die Kinder beschäftigen zu müssen.

Von dem seit zehn Jahren laufenden Projekt „Gemeinsamkeit“, das der Betreuungsverein im SkF Herford in Bad Oeynhausen ins Leben gerufen hat, berichtete Stefan Heckers. Ziel ist es, alleinstehenden Personen, für die eine rechtliche Betreuung besteht, eine regelmäßige Kontaktmöglichkeit zu bieten. „Viele Menschen leiden, weil sie Sozialphobien haben oder wegen ihres Aussehens oder Verhaltens gemieden werden.“ Solchen Menschen, die kaum noch Höhepunkte in ihrem Leben kennen, wolle man Kontakte vermitteln und mit ihnen Konzerte, Museen oder Cafés besuchen. Rund zehn Menschen kommen zu dem 14-tägigen Treffen. „Die Menschen entwickeln wieder Lebensfreude und bekommen Perspektiven“, hat Stefan Heckers beobachtet.

Bei Nachwahlen zum Diözesanvorstand des SkF wurden Michael Gebauer, Geschäftsführer des SkF Hagen, und Claudia Middendorf MdL, Vorstandsvorsitzende des SkF Dortmund-Hörste und Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten, einstimmig gewählt.

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