Er winkt nicht …
Blick auf die Fensterbank im Verlagshaus. Foto: Auffenberg
Ihre Majestät, die Königin von England, Nobelpreisträger Albert Einstein und der Heilige Vater – unter den Augen jener drei Persönlichkeiten entstehen Woche für Woche die Texte dieser kleinen Rubrik. Zum Glück stehen die drei nicht in echt vorm Schreibtisch, das wäre beängstigend, sondern als Figuren auf der Fensterbank.
von Claudia Auffenberg
Alle drei sind mit einer Solarzelle ausgestattet, die einen Teil ihres Körpers in Bewegung bringt bzw. in Bewegung bringen soll. Die Queen winkt huldvoll, Einstein tippt sich an die Stirn, was wir mal freundlich als „Bitte erst denken, dann schreiben“ interpretieren wollen und der Heilige Vater? Nun, was soll man sagen, bei ihm tut sich nichts. Seine Handbewegung, es wäre wohl ein Winken, ist irgendwie erstarrt. Ist da was kaputt oder ist das nicht auch irgendwie ein Abbild der Realität?
Da kam doch neulich dieser Brief an das pilgernde Gottesvolk – 19 Seiten. Mit großer Spannung war er erwartet worden, da die deutsche Kirche ziemlich aufregenden Monaten entgegengeht. Der „synodale Weg“, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, „Maria 2.0“, das alles zerrt an den Nerven der Bischöfe, einer, der aus Mainz, bekannte schon, er komme an seine Grenzen. Und nun schreibt also der Papst einen Brief, dieser Papst! Erwartungen und bei manchen wohl auch Befürchtungen waren groß, aber letztlich umsonst. Es steht nichts drin, was man nicht schon mal von anderswo gehört hatte.
2013 hatte Franziskus vor neu ernannten Bischöfen betont, pastorale Präsenz bedeute manchmal auch, „hinter dem Volk Gottes zu gehen, sowohl damit niemand zurückbleibt, aber vor allem, um dem Spürsinn zu folgen, den das Volk Gottes hat, um neue Wege zu finden“. Hinterherzugehen, das ist wohl so etwas wie der Stil des Papstes.
So gesehen ist die Figur also gar nicht kaputt, sondern realistisch: Er winkt nicht, er lässt winken.