30.05.2018

Erste Frau als Sportseelsorgerin

Elisabeth Keilmann kennt sich durch ihre bisherige Tätigkeit im Sport gut aus.Foto: KNA

Bonn (KNA). Sieg und Niederlage liegen im Leben oft nah beieinander. Im Sport sowieso – und speziell bei Pleiten kann die Sportseelsorge helfen. Mit der Neubesetzung der Position auf katholischer Seite durch die Pastoralreferentin Elisabeth Keilmann (56) ist nun ein vier Jahre andauernder Schwebezustand beendet.

von Rainer Nolte

Seit der vorige Olympiapfarrer Thomas Nonte vor den Winterspielen in Sotschi 2014 von seinem Amt zurückgetreten war, suchten die Deutsche Bischofskonferenz und der katholische DJK-Sportverband nach einem geeigneten dauerhaften Nachfolger. Die Personalnot in den Bistümern war die eine Schwierigkeit. In Zeiten von Priestermangel und Zusammenlegung von Seelsorgebereichen fand sich kein Bischof, der jemanden abstellen wollte und konnte.

Außerdem machten die Anforderungen an diese sehr spezielle Stelle eine Besetzung schwierig. Die Position beinhaltet zwei halbe Stellen: Neben der Sportseelsorge der Bischofskonferenz ist die andere Hälfte als geistlicher Bundesbeirat der DJK belegt. Zu den mehrwöchigen Reisen zu den Sportveranstaltungen – Olympia, Paralympics, Universiaden – kommt so die bundesweite Betreuung der Verbandsarbeit hinzu.

Keilmann kennt diese Anforderungen gut. Schließlich ist sie seit einigen Jahren Vizepräsidentin der DJK und auch geistliche Beirätin des DJK-­Diözesanverbandes Essen. Beide Ehrenämter wird sie nun abgeben. Bischof Franz-Josef Overbeck stelle sie für fünf Jahre von ihrer Tätigkeit als Pastoralreferentin in Bochum frei. Sie freue sich auf die neuen Aufgaben, „aber ich weiß auch, dass mich bestimmt sehr spannende und auch herausfordernde Aufgaben erwarten. Es wird auch sehr zeitaufwendig sein“, sagte die 56-Jährige im Interview der Katholischen Nachrichten-­

Agentur (KNA). Sie sei bisher jedoch auch viel unterwegs gewesen. Ihr Mann wird wohl Verständnis zeigen, er ist auch ehrenamtlich in der DJK tätig. Kinder haben die beiden keine.

Keilmann soll nun eine Konstante in die Sportlerseelsorge bringen. Das freut auch den evangelischen Olympia­pfarrer Thomas Weber. Der Pastor aus Gevelsberg begleitet die deutschen Sportler seit 2006. Beide kennen sich bereits seit einigen Jahren über das Mitwirken im NRW-Arbeitskreis Kirche und Sport. Weber habe zwar immer gut mit den von der Bischofskonferenz extra für Olympia angefragten Seelsorgern zusammengearbeitet, aber eine dauerhafte Besetzung sei wesentlich.

Das bestätigte auch der katholische Olympiaseelsorger von 2016 in Rio de Janeiro, Diakon Rolf Faymonville: „Es ist wichtig, dass ein Sportpfarrer über eine längere Zeit Kontakte mit den Athleten und allen Beteiligten aufbaut.“ Auch der Sportbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters, hegte immer die Hoffnung, die Stelle langfristig zu besetzen. Er äußerte sich zugleich dankbar, dass bisher die Begleitung bei den Spielen immer wieder sichergestellt werden konnte.Die deutsche Olympiamannschaft wird seit mehr als 40 Jahren bei Sommer- und Winterspielen von einem ökumenischen Seelsorgerteam begleitet. Die Geistlichen bieten den Athleten, Trainern und Betreuern Gesprächsmöglichkeiten und Gottesdienstbesuche an. Erstmals betreuten Olympiapfarrer 1972 die deutschen Athleten. Damals war von k atholischer Seite Heinz Summerer (1934–2013) dabei, der Münchner gilt als Pionier der Sportlerseelsorge.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Gudrun Doll-Tepper, unterstrich eine Wichtigkeit des Einsatzfeldes. „In kaum einem Bereich erreicht man als Kirche so unterschiedliche Menschen – kirchennahe, kirchenferne und verschiedene Bildungsschichten“, sagte sie der KNA.

Die frühere Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, hatte in ihrer aktiven paralympischen Laufbahn auch immer wieder Kontakt zu den Seelsorgern. „Es ist ein guter Ansatz, aus der Kirche heraus auf die Menschen zuzugehen“, sagte die jetzige Präsidentin des Sozialverbandes VdK. Der ehemalige Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt unterstrich: „Wir sind dabei als Kirche in einem Raum tätig, der eine große Bandbreite hat und in dem wir Angebote machen können – abgesehen von der Seelsorge.“

Für die Neue im Amt ist die Sportseelsorge „ein sehr wichtiges pastorales Handlungsfeld. Sport hat in unserer Gesellschaft eine große Bedeutung.“ Wichtig sei ihr auch die ökumenische Ausrichtung der Arbeit. Das sieht ihr evangelischer Tandem-Partner Weber ebenso – und ergänzt: „Nun ist es ein weiteres gutes Zeichen der Kirchen, wenn wir mit einem Team aus Mann und Frau auftreten und gemeinsam wirken können.“ Experten hätten den weiblichen Part erwartet – aber wohl nicht so schnell von katholischer Seite.

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