Erzbischof Hans-Josef Becker verabschiedet – Bätzing würdigt 74-Jährigen
Erzbischof Hans-Josef Becker verabschiedet – Bätzing würdigt 74-Jährigen. (Foto: Patrick Kleibold)
Nach fast 20 Jahren an der Spitze des Erzbistums Paderborn ist der bisherige Erzbischof Hans-Josef Becker am vergangenen Sonntag bei einem Gottesdienst feierlich aus seinem Amt verabschiedet worden. Bischof Georg Bätzing würdigte die Persönlichkeit und das Wirken des 74-Jährigen.
Paderborn (KLEI/-berg). Rückblickend auf seine knapp 20-jährige Amtszeit sagte Becker, in Kirchenkrisen offenbarten sich grundsätzliche Fragen. In allen kirchlichen Auseinandersetzungen müsse man sich fragen. „Merkt man an unserem Leben und an unserem Zeugnis, dass der Magnet der Kirche Gott ist?“. Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr zu spüren sei, erübrige sich, sagte Hans-Josef Becker und fügte hinzu. „Der Herr hat mich in der langen Zeit meines Dienstes getragen. Ohne ihn wäre es nicht gegangen.“
Zu Beginn des Gottesdienstes dankte der Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck dem emeritierten Erzbischof für sein Zeugnis eines „tiefen Gottvertrauens, das sich auch im Vertrauen auf andere Menschen zu erkennen gibt“. Vertrauen und Verantwortung als miteinander verknüpfte Begriffe im Zukunftsbild des Erzbistums seien Becker zu verdanken. Dompropst Joachim Göbel schloss sich der Begrüßung an: „Im Chorgestühl sitzt der Dompropst dem Erzbischof gegenüber“, sagte er. „Für all das konstruktive Miteinander im Gegenüber danke ich unserem emeritierten Erzbischof im Namen des Metropolitankapitels.“
Den Gottesdienst feierte Becker nicht wie sonst üblich vom Bischofssitz aus – denn dieser ist nach seinem Rücktritt vakant und bleibt es auch bis zur Wahl eines Nachfolgers. Doch im Anschluss an die Kommunion holte Becker die sonstige Routine für einen Augenblick wieder ein. Zielgerichtet steuerte er auf seinen ehemaligen Bischofssitz zu und merkte dann einen Schritt vom Stuhl entfernt, dass er nun einen anderen Platz im Dom einnehmen muss. Mit einem verschmitzten Lächeln nahm er dann daneben Platz.
Hans-Josef Becker: „Mein Gott ist Jahwe“
In seiner Predigt bezog sich Becker auf die Geschichte des Propheten Elijah, die für ihn zu den biblischen Bildern gehöre, die ihm Orientierung und Halt geben. Elijah sei oft unerschrocken allein gegen alle um ihn herum eingetreten, dazu erkenne er heute Parallelen, sagte Becker. Wie Elijah gegen die Götzenverehrung gekämpft habe, so mischten sich heute die Menschen ihr „religiöses Menü aus dem Christentum und anderen Dingen zusammen“. Den Baal, einen heidnischen Gott im Alten Testament, verglich er mit dem Fortschritt und dem Wachstum, die ihr wahres Gesicht in der Zerstörung der Schöpfung und des Menschen zeigten. Becker nahm Bezug auf die Umweltkrise, die für ihn zugleich eine Gotteskrise sei, da der Mensch vergessen habe, wem er die Schöpfung verdanke.
„Um zu wissen, was einem für das eigene Leben wichtig ist, braucht es einen festen Standpunkt“, sagte Hans-Josef Becker weiter. Nur dann könne man Widerstand leisten. Er habe sich immer bemüht, den Standpunkt des gemeinsamen Wesens und Lebens im Erzbistum zu verdeutlichen. Besonderen Fokus legte Becker auf die Bedeutung des Namens des Elijah. „Mein Gott ist Jahwe. Dieser Gott ist der Magnet der Kirche, nicht die Kirche selbst mit ihren Strukturen und Machtverhältnissen. Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr anziehend ist, erübrigt sich“, sagte Becker.
Zum Ende des Gottesdienstes richtete ein sichtlich gerührter Becker seine Abschiedsworte vor allem an die Kinder und Jugendlichen. „Ihr seid unser Glück und unsere Zukunft. Und deshalb danke ich euch.“
Nach dem Auszug aus der Bischofskirche erwarteten Hans-Josef Becker vor dem Dom zahlreiche Fahnenabordnungen von Verbänden, Vereinen und Schützen, die ihm zu Ehren ein Spalier bildeten. Bei einem anschließenden Empfang ehrten Rednerinnen und Redner den emeritierten Erzbischof, darunter Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präses Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.
In tiefem Gottvertrauen
Immer wieder wurde seine Zuverlässigkeit und sein Humor gewürdigt. Bätzing erzählte, einmal nach einer hitzigen Diskussion in der Bischofskonferenz sei Becker zu ihm gekommen und habe gesagt. „Georg, ich stehe hinter dir.“ Becker habe zudem die Eigenschaft, andere zum Lachen zu bringen, eine Eigenschaft, die in der Kirche dringend gebraucht werde. Auch die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen und derzeitige EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus würdigte seine Fähigkeit der Selbstironie. Die sei selten geworden und habe ihren Ursprung „in einem tiefen Gottvertrauen“. Sie beide hätten schonungslos offen miteinander reden können und man müsse auch nicht alle Konflikte gelöst haben, um für Dritte zusammenzuarbeiten. Dies sei vielfach geschehen.
Für die Laien im Erzbistum sprachen die beiden Vorsitzenden des Diözesankomitees, Nadine Mersch und Jan Hilkenbach. Im Gegensatz zu den Beratungsgremien des Erzbischofs, die in der Vakanz nicht bestehen, gibt es das Komitee nach wie vor. Mersch und Hilkenbach stellten ihr Grußwort unter das Wort „Geschafft“ und zwar in seiner doppelten Bedeutung. In Beckers Amtszeit sei viel geschafft worden, u. a. zu den pastoralen Aufbrüchen nannten sie die Prävention sexuellen Missbrauchs und erste Schritte zu dessen Aufarbeitung. Gemeinsam habe man viel geschafft, so Mersch, „aber Sie haben auch gezeigt, dass man als Erzbischof geschafft sein kann“. In den vergangenen Jahren habe das Komitee Beckers Nachdenklichkeit deutlich wahrgenommen.
„Ist das ein Adelstitel?“
Als Geschenk des Erzbistums überreichte Michael Bredeck Becker eine Arbeit des Künstlers Bert Gerresheim: „Franziskus in Kreuzbetrachtung“. Becker zeigte sich „wirklich ergriffen vom Motiv, von der Gestaltung und von der Herzlichkeit derer, die es mir überlassen“.
Zum Ende des Empfangs konnten die Gäste dann noch einmal den humorigen Hans-Josef Becker erleben. In einer „spontanen Intervention“ schob er den Moderator des Abends, Thomas Dornseifer, zur Seite und fragte. „Ich habe jetzt so oft dieses Wort ‚Emeritus‘ gehört. Ist das ein Adelstitel?“
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