Erzbistum legt Finanzen offen
Erzbistum legt Finanzen offen
Paderborn. Mit der Vorstellung des Jahresabschlusses 2014 hat das Erzbistum zum ersten Mal seine Finanzmittel und Vermögenswerte offengelegt und Zahlen vorgelegt, die beeindrucken. Das Haushaltsvolumen lag 2014 bei rund 500 Millionen Euro. Insgesamt verfügt das Erzbistum über ein Vermögen von rund vier Milliarden Euro.
Doch die Frage, ob das Erzbistum damit noch vor Köln das „reichste Bistum Deutschlands“ ist, spielte für Generalvikar Alfons Hardt bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Zahlen keine Rolle. Für ihn steht ein anderer Aspekt im Mittelpunkt: „Diese Mittel machen die tägliche Arbeit in Seelsorge und Caritas für die 1,6 Millionen Katholi-
kinnen und Katholiken möglich und kommen auch den Menschen außerhalb der Kirche zugute!“ Im Gebiet des Erzbistums Paderborn leben rund 4,8 Millionen Menschen.
Denn entscheidend, so der Generalvikar, sei die Frage, wofür diese Mittel eingesetzt würden: Jeden Tag gibt das Erzbistum mehr als eine Million Euro für die Arbeit in den Kirchengemeinden sowie für die Caritas, Schulen und Kindertagesstätten aus. Hinzu komme, so Hardt mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingskrise, die Möglichkeit schneller Hilfe in schwierigen Situationen. Derzeit fördere das Erzbistum mehrere Hundert Projekte zur Flüchtlingshilfe. Für mehr als 1000 Menschen habe die Kirche bislang Unterkünfte bereitgestellt (siehe „Stichwort“ auf der Seite 21), weitere Möglichkeiten werden geprüft. „Der Platz der Kirche ist an der Seite der Menschen. Wir sind froh, dass wir verlässlich und nachhaltig wirken“, machte der Generalvikar deutlich.
Die Zahlen präsentierte Dirk Wummel, Hauptabteilungsleiter Finanzen des Erzbischöflichen Generalvikariats: Demnach besteht das Vermögen des Erzbistums überwiegend aus Wertpapieren und Immobilien. Dazu gehören insbesondere Schulen und Bildungshäuser. Mit Ausnahme von Kapellen in Bildungshäusern besitzt das Erzbistum keine Kirchen. Vermietete Objekte machen lediglich 20 Prozent des Immobilienvermögens aus. Die Wertpapiere dienten zur Deckung der Verpflichtungen und Risiken, so Wummel. Sie werden nach den Prinzipien der Sicherheit und Nachhaltigkeit angelegt. Rund 80 Prozent sind festver-
zinsliche Wertpapiere, etwa 17 Prozent entfallen auf Aktienfonds, drei Prozent auf Immobilienfonds.
Das Eigenkapital des Erzbistums Paderborn besteht aus dem Bistumskapital in Höhe von 781 Millionen Euro und zweckgebundenen Rücklagen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. „Diese zweckgebundenen Rücklagen sichern langfristig die Handlungsfähigkeit der Kirche im Erzbistum Paderborn“, erklärte Wummel: „Dabei stehen die seelsorgerischen und caritativen Aufgaben im Vordergrund. Wir setzen die Finanzmittel so ein, dass diese Aufgaben erfüllt werden.“
Der eingeschlagene Weg der Transparenz werde fortgesetzt, machte der Generalvikar deutlich und verwies in diesem Zusammenhang auf den Erzbischöflichen Stuhl, der nicht Teil des Finanzberichtes ist. „Wir haben das Rechnungswesen des Erzbistums im Jahr 2014 erstmals auf die kaufmännische Buchführung umgestellt und umgehend einen Finanzbericht veröffentlicht. Das war ein Kraftakt, für den ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücklich danke“, sagte der Generalvikar. „Nun werden wir an der Aufbereitung der weiteren Rechtsträger arbeiten. Dafür sind unter anderem noch Rechts- und Bewertungsfragen zu klären. Wir hoffen, in etwa zwei Jahren auch diese Abschlüsse in vergleichbarer Qualität vorlegen zu können.“
Autor: Andreas Wiedenhaus