18.07.2018

Es ist noch Suppe da

In einem Glassarg ruhen die Gebeine, die der heiligen Valentina zugeordnet werden. Foto: Gemeinde Drosendorf

Drosendorf ist ein kleiner Ort in Österreich, genauer gesagt in Niederösterreich, also nah der Grenze. Rund 1 200 Menschen leben dort, es gibt ein Kneipp-Bad, die einzig vollständig erhaltene Stadtmauer Österreichs und aktuell eine Borkenkäferplage, die dem Bürgermeister Sorgen macht, weil sie den Wald, der Drosendorf umgibt, gefährdet.

von Claudia Auffenberg

Dort in der Stadtkirche ruhen die Gebeine einer ziemlich unbekannten Heiligen, der heiligen Valentina. Ihr Gedenktag ist der 25. Juli. Sie gehört zu den Heiligen, deren Geschichte erst nach dem Tod interessant wird, vor allem deswegen, weil man über ihr Leben kaum etwas weiß. Sie ist eine sogenannte Katakombenheilige. In der Zeit des Bildersturmes wurden in vielen katholischen Kirchen die dort verehrten Reliquien gestohlen. Gewissermaßen als Ersatz bot Rom die Gebeine aus den Katakomben an. Um wessen sterbliche Überreste es sich jeweils handelte, war oft unklar, sie wurden posthum mit Namen versehen. So kam auch das kleine Drosendorf zu seiner Heiligen. Papst Clemens XI. schenkte sie 1702 der Gräfin Katharina Eleonora von Lamberg, deren Mann Botschafter der Habsburger am päpstlichen Hof war. Für den Transport dürfte der Papst aber womöglich einiges berechnet haben. In einem gläsernen Sarg jedenfalls kam sie nach Drosendorf in die Schlosskirche, zwei Jahre später wurde der Sarg in die Stadtkirche St. Martin überführt, wo er heute noch steht. Damit waren die Reliquien öffentlich zugänglich.

Valentina, so heißt es, wurde 281 in Cäsarea in Israel geboren und starb am 18. März 317 in Rom. Der Legende nach starb sie als Märtyrin, obwohl zu dieser Zeit die Christen nicht mehr verfolgt wurden. Sie soll allerdings Jungfräulichkeit gelobt haben und so was sorgt ja bis heute für Irritationen, auch bzw. gerade in aufgeklärten Gesellschaften. Ihr Todesdatum steht übrigens auf einem kleinen Marmortäfelchen, das ursprünglich an ihrem Grab angebracht war.

Nun, was macht man nun mit einer unbekannten Heiligen, von der man am besten ihr Todesdatum kennt, aber praktisch nichts aus ihrem Leben? Um es mal ein bisschen schlicht zu formulieren: Wozu nutzt eine solche Heilige uns Heutigen? 1999 hatte der damalige Bürgermeister von Drosendorf eine Idee, die vermutlich gar nicht besonders katholisch inspiriert war, aber deswegen nicht schlecht ist, im Gegenteil. Er lud erstmals die Leute zu einer Valentina­messe mit anschließender Valentinasuppe ein. Seither gibt es am Sonntag nach dem Valentinstag – also nicht an ihrem Tag, aber seis drum – in der Kirche, die dann besonders mit Blumen geschmückt ist, einen feierlichen Gottesdienst und danach laden der Bürgermeister, die Vizebürgermeisterin mit den Stadt- und Gemeinderäten zu Suppe und Getränk ins Bürgerspital ein.

Manchmal braucht es für eine gute Idee einen Anlass – und Menschen zu einem gemeinsamen Essen zu laden, ist eine gute Idee. Wenn den Anlass eine katholische Heilige bietet, da kann man doch wirklich nichts gegen haben.

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