Es tut sich was – Über Veränderungen in der Kirche

Claudia Auffenberg

Langsam kommt in einem doch die Ahnung hoch, als befinde man sich kirchlich betrachtet am Vorabend von etwas Größerem. Zwar heißt es immer, in der Kirche dauere alles Jahrhunderte, aber auch sehr langsame Entwicklungen kommen irgendwann an ein Ende. Die Themen, um die es aktuell geht, liegen vielleicht noch nicht Jahrhunderte, aber doch Jahrzehnte auf dem Tisch. Neu scheint die Dynamik und mit welcher Vehemenz von überraschender Seite nun Veränderungen in der Kirche eingefordert werden.

Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Diözesan­bischof eine radikale Erneuerung der Kirche einfordert, manche sind gar für eine Diskussion übers Frauenpriestertum. Elf Generalvikare drängen auf Änderungen des kirchlichen Arbeitsrechts möglichst noch in diesem Sommer und das Paderborner Domkapitel will die Initiative des Syno­dalen Weges, Laien bei der Bischofsbestellung einzubeziehen, schnell umsetzen. 

„Es tut sich anscheinend was“

Also: Es tut sich anscheinend was. Das ist grundsätzlich erfreulich, auch wenn man sich an manche Verbündete erst noch gewöhnen muss. Dummerweise fällt einem selbst und einigen anderen zu all dem nur ein ziemlich ungehöriger historischer Vergleich ein: Deutschland im Herbst 1989. Auch damals setzte eine Dynamik ein, die zu sehr überraschenden Entwicklungen führte. Oder hat irgendwer am Nachmittag des 9. November 1989 geahnt, was kommen wird? Bleiben wir noch einen Moment in dieser Spur: Als damals geschehen war, was viele ersehnt hatten, waren nicht alle Probleme gelöst, neue Herausforderungen standen vor der Tür. Doch auch wenn manche Fehler bis heute nachwirken, war der 9. November 1989 natürlich ein guter Tag.

So wird es wohl auch in der Kirche sein, denn so war es immer. Selbst das Zweite Vatikanische Konzil hat ja zunächst Streit und Unordnung in die Kirche gebracht. Dennoch möchte man sich gar nicht vorstellen, wie die Kirche heute aussähe, wenn es das Konzil nicht gegeben hätte. Jetzt heißt es also dranbleiben, bei aller Erschöpfung, die einem ja auch in den Knochen steckt.

Denen, die in den vorderen Reihen stehen und ringen, denjenigen, die von Amtswegen vorangehen müssen und womöglich auch müde sind, möchte man raten: Gehen Sie mal sonntagabends in eine der Kirchen des Erzbistums, in der Ehrenamtliche gerade neue Liturgieformen probieren. Gehen Sie hin und lassen Sie sich beeindrucken und beleben von dem, was Sie erleben werden: Kreativität, Glaubensklugheit und Gottvertrauen. Und den Ehrenamtlichen möchte man noch sagen: Wenn Sie hinten in der Kirche einen Bischof entdecken, lassen Sie ihn da sitzen, zerren Sie ihn nicht nach vorn. Das wäre wichtig. Für Sie, für ihn, für uns.

Ihre
Claudia Auffenberg

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