Falsche Höflichkeit
Skulptur vor dem Alten Rathaus in Backnang, Baden-Württemberg. Foto: Bernd Westendarp / pixelio
Die Veranstaltungen während der Libori-Woche stoßen in der Regel nur auf regionales Interesse in Zeitungen und im Rundfunk. In diesem Jahr aber erreichte der „Tag des Handwerks“ bundesweite Aufmerksamkeit – aus einem unrühmlichen Anlass.
Denn ein Satz des Festredners Clemens Tönnies, Miteigentümer der Tönnies Lebensmittel, rief breites Entsetzen hervor. Er entschuldigte sich – doch zu spät.
Der Unternehmer hatte in seinem Vortrag gesagt, man solle jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren“, so Tönnies wörtlich. Diese rassistische Äußerung stieß auf heftigen Widerspruch – vor allem auch aus den Reihen des FC Schalke 04, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Tönnies ist. Ehemalige Spieler wie Gerald Asamoah oder Hans Sarpei fühlten sich persönlich beleidigt, denn sie sind afrikanischer Abstammung. Zudem steht der Fußballverein aus dem Ruhrgebiet seit seiner Gründung für die Integration von Zuwanderern und gegen Rassismus ein.
Doch während bundesweit die Wellen hochschlugen, war die Reaktion des Publikums beim „Tag des Handwerks“ gelinde gesagt eigenartig. Nach einem kurzen Raunen folgte Applaus für die Rede von Tönnies – von Widerspruch seitens der Veranstalter oder aus dem Publikum keine Spur.
Vielleicht haben die Zuhörerinnen und Zuhörer ja nicht aus Zustimmung geklatscht, sondern aus Höflichkeit – weil man eben einem Festredner immer applaudiert. Doch Höflichkeit ist bei solch rassistischen Tönen völlig falsch! Denn ein solcher Satz wie der von Clemens Tönnies ist einfach inakzeptabel und erfordert Widerspruch.