Fazit nach der 4. Synodalversammlung: Noch Luft nach oben
Vierte Synodalversammlung in Frankfurt. (Fotos: Maximilian von Lachner)
Pfarrer Ludger Hojenski setzt das vierte Wundmal in das Synodalkreuz ein
Am Freitag den 09.09.2022 wird die vierte Synodalversammlung des Synodalen Weges im Congress Center Messe Frankfurt fortgeführt
FOTO: SYNODALER WEG/MAXIMILIAN VON LACHNER
Wenn man die Beschlüsse betrachtet, dann war die vierte und vorletzte Synodalversammlung ein Erfolg. Es wurden Texte auf den Weg gebracht, die die Kirche in Deutschland verändern können. Und doch beherrscht in den Tagen danach noch das Drama des ersten Abends die Gespräche.
Frankfurt/Erzbistum (-berg/KLEI). Fassungslosigkeit machte sich in den Messehallen breit, als klar wurde, dass der Grundtext zur Sexualethik nicht das erforderliche Quorum der Bischöfe erreicht hatte. Die Sitzung wurde unterbrochen, im Saal spielten sich dramatische Szenen ab, manche Delegierte verließen weinend die Versammlung. Nach einer Pause wurde der Zeitplan über den Haufen geworfen und die Möglichkeit zur Aussprache gegeben. Über 50 Synodale beteiligten sich daran, darunter Nadine Mersch und Weihbischof Josef Holtkotte.
Nadine Mersch: „Damit habe ich nicht gerechnet!“
Den abgelehnten Text hatte das Forum IV „Leben in gelingenden Beziehungen“ vorgelegt, dessen Mitglied Mersch ist. Sie ist eine von zwei Vorsitzenden des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn, wurde aber von ihrem Arbeitgeber, dem Sozialdienst katholischer Frauen, in die Synodalversammlung entsandt. In der Aussprache ergriff sie spürbar angefasst das Wort. Beim SkF arbeiten Frauen und Männer „nah am Leben und nah am Schutz des Lebens“, erklärte sie, „die täglich das Spannungsfeld zwischen ihren christlichen Überzeugungen und der kirchlichen Lehre erleben“. Bei ihnen und vielen anderen habe sie für den Synodalen Weg und für die Texte geworben. „Ich weiß nicht, was ich denen jetzt sagen soll über unsere Kirche, in der sie so segensreich wirken.“ Auch am Montag danach war sie noch geschockt. „Damit habe ich nicht gerechnet!“, sagte sie.
Als letzter in der Debatte ergriff Weihbischof Josef Holtkotte das Wort, auch er sichtlich getroffen. Er sei mit gemischten Gefühlen nach Frankfurt gefahren, aber doch hoffnungsvoll, sagte er. „Ich bin enttäuscht, ich habe für den Text gestimmt und ich habe gehofft, dass er angenommen wird.“ Die Fragen stünden seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung, „und wir hätten heute einen guten, richtigen Schritt gehen können“.
Alle Themen müssen bei der Synodalversammlung auf den Tisch
Mit gemischten Gefühlen erlebte auch der zweite Vorsitzende des Diözesankomitees, Jan Hilkenbach, die Vollversammlung in Frankfurt. „Mit diesen Gefühlen bin ich nicht nur angereist, sondern auch wieder abgereist. Es wird sicherlich noch eine gewisse Zeit brauchen, um all das, was in Frankfurt geschehen ist, zu sondieren und in Worte zu fassen“, sagte Hilkenbach dem Dom. Dass das Grundsatzpapier für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre aufgrund der Sperrminorität der Bischöfe gescheitert ist, sei eine große Enttäuschung gewesen. Dieses Votum habe dazu geführt, dass der Synodale Weg am vergangenen Wochenende kurz vor dem Scheitern gewesen sei. Die Frage, wie es nun weitergehen müsse, beantwortete Hilkenbach mit den Worten. „Am Wochenende konnten wir feststellen, dass wir in der Synodalität noch nicht an dem Punkt stehen, an dem wir eigentlich sein wollen. Wenn wir gemeinsam synodal unterwegs sein möchten, dann müssen offen und ehrlich alle Themen angesprochen werden.“
Von den Bischöfen erwarte er nun, dass diese sich intensiv mit den Inhalten auseinandersetzen und endlich zu einer eigenen Meinungsbildung kommen. „Auch wenn wir an diesem Wochenende mit Blick auf die Frage der Beteiligung von Frauen innerhalb der Kirche einige Erfolge erzielen konnten, so bleibt immer noch eine Grundskepsis übrig. Den Erfolg des Synodalen Weges werde ich daran bemessen, wie jetzt in den Bistümern mit diesen Entscheidungen umgegangen wird“, sagte Hilkenbach. Positiv bewertete er den intensiven Austausch und die Gespräche mit den anderen Synodalen.
Wie geht es nun weiter?
Ähnlich sieht es auch Weihbischof Holtkotte. Nach einer Mitteilung des Erzbistums sagte er: „Das macht so eine Versammlung aus und sollte unsere Haltung sein. Bei aller Unterschiedlichkeit eins sein und eins bleiben als Kirche.“
Wie geht es nun weiter mit dem abgelehnten Text? Einige Bischöfe erklärten noch in Frankfurt, dass sie ihn in ihr Bistum tragen wollten, auch solle er mit auf die weltkirchliche Ebene eingespielt werden. Wie das Erzbistum Paderborn mit dem Text umgehen wird, ist noch offen. Nadine Mersch ist aber zuversichtlich, dass er einen positiven Widerhall in der Diözese finden werde. Zum einen habe es im Vorfeld keine Änderungsanträge gegeben, zum anderen habe der Erzbischof mit der Einsetzung des Arbeitskreises „Queersensible Pastoral“ ein Zeichen gesetzt.
Im weiteren Verlauf der Synodalversammlung gab es bei manchen Texten eine namentliche Abstimmung. Die Paderborner Weihbischöfe stimmten bei diesen jeweils zu. Erzbischof Becker war krankheitsbedingt nicht in Frankfurt, Weihbischof Dominicus Meier war digital zugeschaltet.