11.12.2015

Flüchtlinge beim CariTag

Die Preisträger des Innovationspreises beim CariTag in Ennest.

Olpe. Der diesjährige CariTag des Caritasverbandes Olpe stand unter dem Motto „Flüchtlinge – Willkommen bei uns!?“ 200 „Caritäter“ aus Ehrenamt und Hauptberuf trafen sich in der Schützenhalle Ennest. Flüchtlinge waren als Gäste anwesend und so wurde nicht über sie, sondern auch mit ihnen geredet. Der Caritas-Innovationspreis wurde in diesem Jahr zweimal in Gold vergeben, und zwar jeweils für Flüchtlingsinitiativen: an den „Multikulturellen Treffpunkt“ in Attendorn und an das Caritas-Zentrum Finnentrop.

Von ihrer Flucht vor Terror und Angst berichteten beim CariTag die Schülerin Mira Samaan aus Ägypten, die von ihrer Klassenlehrerin Angela Klose begleitet wurde, Wondimagegn Mengisteab aus Eri­trea und Hussam Nahlawi aus Syrien. Sie schilderten lange und beängstigende Wege nach Deutschland ebenso wie ihre ersten Erfahrungen hier.

Alle drei sind froh, in Deutschland angekommen zu sein, denken aber auch mit Wehmut an ihr Heimatland und die noch dort lebenden Familienangehörigen und Freunde. Sie schilderten ihre Sorgen bei jedem neuen Behördenbrief, aus Angst, dass dieser die Ablehnung oder die drohende Abschiebung verkündet. Beeindruckt waren die Zuhörer von dem festen Willen der drei, sich in Deutschland zu integrieren und die deutsche Kultur kennenzulernen. Die Flüchtlinge standen dem Publikum nach ihren Vorträgen zu einer Fragerunde zur Verfügung.

Aus der Sicht von Kirche, Caritas und Politik nahm Dr. Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW in Düsseldorf, die Flüchtlingsthematik in den Blick und skizzierte mögliche Zukunftsperspektiven. „Chancen und Grenzen des Flüchtlingsstroms“ war das Thema einer Podiumsdiskussion. Daran nahmen neben Hamers Präses Michael Lütkevedder teil, der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Collegium Bernardinum in Attendorn aufnimmt, sowie Otmar Schuhen, Leiter der Ausländerbehörde des Kreises Olpe und Caritasvertreter im Ehrenamt. Flüchtlinge seien im Zeitalter des Fachkräftemangels eine Chance, waren sich die Diskutanten einig. Der Weg dorthin sei aber aufgrund unterschiedlicher Vorbildung und Sprachbarrieren nicht immer einfach.

Der in diesem Jahr zweifach vergebene Caritas-Innovationspreis in Gold ging zum einen an das Flüchtlingsprojekt „Multikultureller Treffpunkt“ in Attendorn. Die Gemeinschaftsinitiative der Caritas- und Vinzenz-Konferenz, von Caritas-AufWind Attendorn, dem Caritas-Migrationsdienst und weiteren ehrenamtlichen Helfern hat den regelmäßig stattfindenden Treff für Flüchtlinge und Interessierte im April 2015 ins Leben gerufen. Unterstützt wird dieses Projekt von Pfarrer Andreas Neuser, der die Räumlichkeiten im Pfarrheim zur Verfügung stellt. Mit diesem Angebot wird den Flüchtlingen und Migranten in Attendorn ein regelmäßiger Treffpunkt angeboten. Dort wird das Erlernen der deutschen Sprache gefördert, unterschiedliche Aktionen werden angeboten und die Kinder betreut. Ehrenamtliche bieten Lotsendienste zu Ärzten und Ämtern an.

Der zweite Innovationspreis in Gold ging an das Caritas-­Zentrum Finnentrop. Das zum Zentrum gehörende Seniorenhaus Habbecker Heide beschäftigt den ersten Flüchtling beim Caritasverband Olpe. Der Armenier Karen Ter-Hakobyan ist 27 Jahre alt und lebt mit seiner Ehefrau und seinem 15 Monate alten Sohn seit 2013 in Finnentrop. Durch tägliche Besuche im Seniorenhaus fand auch die Familie Anschluss. Zentrumsleiter Oliver Hürtgen und seine Mitarbeiter beschlossen, das Preisgeld für die Flüchtlingsarbeit in Finnentrop zur Verfügung zu stellen.

Der Innovationspreis in Silber ging an die youngcaritas, die gemeinsam mit der Projektgruppe „We want you“ um junge Nachwuchskräfte für Hauptberuf und Ehrenamt wirbt. Ziel ist, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich sozial zu engagieren. Großes Interesse bei Schülern, Nachfragen nach Praktika und weitergehendes Interesse von Lehrern und Schulen belegten den Erfolg des Projektes.

Mit dem Projekt „Grevenbrück im focus“ wurde das focus-Wohnhaus Lehmbergstraße mit dem Innovationspreis in Bronze ausgezeichnet. Die im Wohnhaus angestellte Kunsttherapeutin Claudia Krummenerl-Schüttgen arbeitet bereits länger mit den Bewohnern mit geistiger Behinderung. Das in der Region Grevenbrück verankerte Wohnhaus zeigte im Sommer in einer Kunstausstellung im Grevenbrücker Kultur- bzw. Ess-Bahnhof Werke zum Thema „Grevenbrück im focus“. Lokale Motive und die kunsttherapeutische Arbeit der Einrichtung wurden damit einer breiteren Öffentlichkeit in attraktiver Form zugänglich gemacht. Die Ausstellungseröffnung und die Reaktion in der Öffentlichkeit belegten den positiven Ansatz.

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