Fragen an das Volk Gottes
Das Logo des Synodalen Weges: ein Kreuz oder ein Wegweiser? Wohl eher beides.
Frankfurt/Paderborn (-berg). Seit dem ersten Advent brennt in allen Kathedralkirchen Deutschlands– auch im Paderborner Dom– eine besondere Kerze: die des Synodalen Weges. Damit lassen sich die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf einen Prozess mit ungewissem Ausgang ein. Das Format ist neu und das Ziel unsicher. Aber der Anlass ist dramatisch: ein Vertrauensverlust, der bis in die innersten Kreise der Gemeinden reicht. Jetzt geht es um ein Aggiornamento, darum, die Kirche in die Lage zu versetzen, in der Welt von heute zu wirken. Deswegen muss die Sache gelingen.
Die Arbeit findet in vier thematischen Foren statt, zu denen Fragen an die Gläubigen formuliert worden sind. Noch bis zum 23.Januar, also Donnerstag kommender Woche, können diese Fragen beantwortet werden, dann fließen sie in die erste große Synodalversammlung, die vom 30.Januar bis zum 1.Februar in Frankfurt stattfindet. Aus dem Erzbistum Paderborn werden zwölf Personen dabei sein. Die Antworten können am einfachsten online beantwortet werden:
https://www.synodalerweg.de/ihre-stimme-zum-synodalen-weg/
1. Macht und Gewaltenteilung in der Kirche– Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag
Die Frage nach der Macht in der Kirche muss sich immer wieder an dem Wort Jesu messen lassen: „Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“ (Mt20,26–27). Jeder Missbrauch von Macht in der Kirche verdunkelt das Evangelium und verletzt Menschen.
Frage 1: Welche konkreten Erfahrungen von Macht und Ohnmacht haben Sie in der Kirche gemacht und was muss Ihrer Meinung nach in der Kirche verändert werden, damit der Umgang mit Macht besser kontrolliert und Machtmissbrauch verhindert werden kann?
Frage 2: Wie können mehr Menschen aktiv an den Aufgaben und Entscheidungen in der Kirche beteiligt werden?
Frage 3: Wie können wir im Sinne von Papst Franziskus als Kirche in Deutschland überzeugender eine dienende Kirche sein?
2. Leben in gelingenden Beziehungen– Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft
Die Sexualmoral der Kirche muss Maß nehmen an der Liebe Gottes, die uns Jesus Christus gezeigt hat. Für viele Menschen sind Hingabe und Treue auch heute sehr hohe Werte für ihr Leben. Dennoch ist die kirchliche Sexuallehre in einer großen Krise. Viele ihrer Weisungen haben massiv an Akzeptanz verloren. Sie scheinen vielen Menschen heute nicht lebensdienlich zu sein und geben ihnen keine Orientierung mehr.
Frage 1: Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht, welche Erkenntnisse oder Überzeugungen persönlich gewonnen?
Frage 2: Wie kann die Kirche Ihrer Meinung nach das Evangelium von der Liebe Gottes in unserer Zeit überzeugender verkünden?
Frage 3: Was ist Ihnen wichtig in der Sexuallehre der Kirche und was müsste dringend verändert werden?
3. Priesterliche Existenz heute
Als Hirte und Seelsorger ist der Priester auch in der säkularen Welt von heute sehr geschätzt. Gleichzeitig wird er in seiner Identität und Glaubwürdigkeit– nicht zuletzt auf dem Hintergrund der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle– vielfach infrage gestellt. Das betrifft insbesondere auch seine zölibatäre Lebensform, die sich an der Lebensform Jesu orientiert, ihre Ausstrahlung aber weithin nicht mehr entfaltet. Der weitgehende Priestermangel und die veränderten Rahmenbedingungen unserer Zeit machen die Frage nach einem erneuerten, zukunftsfähigen Profil des geistlichen Amtes im Zusammenspiel mit den vielfältigen pastoralen Diensten und Ämtern und den unterschiedlichen Charismen der Gläubigen dringlich.
Frage 1: Was zeichnet Ihrer Auffassung nach einen authentischen Priester heute aus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte er besitzen?
Frage 2: Wie kann ein authentischer Priester mitten in der Welt von heute in der Nachfolge Jesu leben, welche Lebensform halten Sie für den Priester heute für angemessen?
Frage 3: Was müssen wir in der Kirche tun oder verändern, damit es mehr Berufungen gibt und der Dienst des Priesters attraktiver für junge Menschen wird?
4. Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche
Frauen tragen und gestalten einen überaus großen Teil des Lebens in unserer Kirche. Sie engagieren sich in vielfältigen Diensten und Ämtern in der Kirche. Dennoch sind sie in Leitungspositionen bis heute unterrepräsentiert. Nicht wenige leiden darunter, dass den Frauen nicht alle Dienste und Ämter in der Kirche, insbesondere das Weiheamt, offen stehen.
Frage 1: Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Kirche?
Frage 2: Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen Leitungspositionen in der Kirche übernehmen (können)?
Frage 3: Wie müsste das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche gestaltet sein, damit wir in unserer Zeit glaubwürdig das Evangelium verkünden können?