Frauen in der Kirche – Muss immer ein Mann zustimmen?

Diskutierten in der Gemeinde St. Martin über die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche: Susanne Kemperdiek (kfd), Angelika von Kölln („­Maria 2.0“), Michaela Labudda (Teilnehmerin des Synodalen Weges) und Pfarrer Dr. Klaus Korfmacher (von links). (Fotos: Wolfgang Maas)

„Reden über Kirche“ war das Ziel in St. Martin. Es ging um „Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche – früher, heute und morgen“. Susanne Kemperdiek (kfd), Angelika von Kölln („­Maria 2.0“), ­Michaela Labudda (Teilnehmerin des Synodalen Weges) und Pfarrer Dr. Klaus Korfmacher diskutierten.

Dortmund. Nach der zentralen Forderung der Werler Erklärung, die unter dem Eindruck des Syno­dalen Weges enstand, gefragt, antwortete Michaela Labudda: „Frauengerechtigkeit. Frauen sind unterrepräsentiert in der Lehre, in Leitungsfunktionen und in der geistigen Verkündung.“ Das umfasse auch die Leitung von Bildungseinrichtungen. Doch das liege nicht an der Qualifikation, sondern schlicht am Geschlecht. „Manche Leitungsfunktionen dürfen Frauen nicht übernehmen, weil das Priester machen“, so Labudda. Und die sind eben nicht weiblich.

Susanne Kemperdiek, die ehemalige Leiterin der Kindertagesstätte St. Martin, betonte ferner: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt, das ist einfach so.“ Und das sei auch in vielen Familien angekommen, wie sie während ihres Arbeitslebens in zahlreichen Gesprächen mit jungen Frauen erfuhr. „Es gibt auch viele Männer, für die das selbstverständlich ist.“ Was die Umsetzung von Gleichberechtigung in der Kirche angehe, da sei sie allerdings skeptisch.

Keine Zukunft ohne Frauen

Der Glockenturm von St. Martin zeigt nach einer Kunstaktion, welche Themen die Gläubigen bewegen.
Der Glockenturm von St. Martin zeigt nach einer Kunstaktion, welche Themen die Gläubigen bewegen.

Sehr deutlich wurde auch Angelika von Kölln auf dem Podium. „Ohne Frauen hat die Kirche keine Zukunft. Wenn die Frauen weggehen, gehen auch die Kinder. Die religiöse Erziehung geht oft von den Frauen aus.“ Zudem könne man nicht einfach die Hälfte der Menschheit von Ämtern ausschließen. Hier gab es breite Zustimmung unter den rund 40 Teilnehmenden. In einem demokratischen Land zu leben, das in seinem Grundgesetz ausdrücklich die Gleichberechtigung von Frauen und Männern fordert, und die Haltung der Amtskirche passen für sie nicht zusammen.

Zustimmung gab es auch von dem einzigen Geistlichen auf dem Podium. Dr. Korfmacher stehe „generell dafür, das Amt für Frauen zu öffnen“. Der Diakonat etwa müsse „ein Leitungsamt“ sein. Heißt konkret: Amtsträgerinnen dürfen selbst entscheiden und müssen keinen Pfarrer um Erlaubnis ­bitten.

Dann könne man doch gleich das Modell der evangelischen Kirche übernehmen, kam als Rückmeldung aus dem Publikum. Hier reagierte der Geistliche eher ausweichend. Man dürfe nicht einfach eine Form nehmen und alles und jeden hi­nein füllen. „Wir müssen etwas entwickeln, was Frauen gerecht wird und sie ausfüllt.“ Was das sein soll, blieb offen.

Auch das Gottesbild kam zur Sprache. „Den männlich starken Gott gibt es in der Theologie noch immer“, erklärte Michaela Labudda. Natürlich dürfe man darüber diskutieren, ob Gott weiblich oder divers ist. Fest stehe aber auch: „Gottesbilder sind so vielfältig, wie es Menschen gibt.“ Das bedeutet im Umkehrschluss: Auch das offizielle Gottesbild der Kirche ist nur eines von vielen.

Was die Zuhörerinnen zudem aufregt, ist die Frage: „Warum müssen Frauen ihre Begabung erst beweisen? Männer müssen das nicht, sie müssen sich nicht hinterfragen lassen“, wie es ­Susanne Kemperdiek zusammenfasste.

Am Ende der gut einstündigen Diskussion stand das Fazit: Die drei Frauen auf dem Podium haben zwar die Hoffnung, dass sich etwas ändern wird. Mehr aber auch nicht. Denn dass sich die Amtskirche bewegen könnte, das bezweifeln sie.

Wolfgang Maas

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