Freiheit und Grenzen
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Interessant, was Leute alles so ausrechnen. Die Berliner Mauer ist also nun länger weg als sie gestanden hat, hörte man neulich. Abgesehen von dem Schrecken, dass jener 9. November nun auch schon wieder so lange her ist, kommt man doch ins Grübeln über das Thema Grenzen.
von Claudia Auffenberg
Hier ein paar ungeordnete Gedanken: Die Mauer hat Menschen eingesperrt. Diese Grenzen waren das Gegenteil von Freiheit. Aus Politikermund ist oft zu hören, dass Europa seine Grenzen besser schützen soll. Wenn man genauer wüsste, was damit gemeint ist, ließe einen dieser Gedanke womöglich nicht so frösteln. Will jemand eine Mauer um Europa ziehen?
Nun weiß man aber auch, dass Grenzen nicht immer das Gegenteil von Freiheit sind, dass sie manchmal sogar Freiheit schaffen oder sagen wir: einen Raum schaffen. Wenn das Haus keine Mauern hätte, wäre es kein Haus. Und ein freier Tag, an dem man mal so gar nichts vorhat, ist nur anfangs schön. Menschen, die aufgrund ihres Alters und/oder einer Krankheit solche Tage immer haben, helfen sich mit Strukturen, mit Stundenplänen, damit die Zeit überhaupt mal rumgeht.
Und dann bleibt man im Paderborner Diözesanmuseum in der sehenswerten Ausstellung „MORE THAN ROME“ (Mehr als Rom) an einer Videoinstallation des Fotografen Christoph Brech hängen: ein langsamer Kameraschwenk über eine schottische Insel. Aus dieser Gegend kamen die heiligen Missionare Kilian und Brigida. In dem Erläuterungsheft dazu heißt es: „Sie formten Europa von den Grenzen her.“
Grenzen schaffen Räume – also auch so: Sie gestalten, sie prägen das Innere. Sind Grenzen immer das Gegenteil von Freiheit …? Nein, jedenfalls nicht, wenn man sie selbst zieht.
Vielleicht verbietet Jesus deshalb den Jüngern im heutigen Evangelium, Hütten zu bauen, im Sinne von: Hütten sind zu eng. Er selbst schafft dann eine Grenze durch das Schweigegebot, vielleicht um sich zu schützen? Und jetzt schafft – beim gedruckten Dom – das Papierformat hier dem Text eine Grenze. Daher: Bitte ab hier selbst weiterdenken.