Friede sei mit dir!
Foto: Adel / pixelio.de
Neulich in der Kirche. Eine Familie: zwei Kinder, Junge und Mädchen, vielleicht fünf und sechs Jahre alt. Die Kinder sind natürlich ein bisschen lebendig, singen und beten aber alles andächtig und zugleich auf erfrischende Weise mit. Das Mädchen kümmert sich dabei fürsorglich um die mitgebrachte Puppe, die es an- und auszieht, zudeckt und aufdeckt. Dann der Friedensgruß.
Die Kinder geben allen vor, neben und hinter ihnen die Hand. Als erstes aber gibt der Junge mit großer Ernsthaftigkeit der Puppe die Hand.
Interessant!
Doch was ist das, was man da beobachtet hat?
Als Erwachsener wäre man nie auf die Idee gekommen, einer Puppe den Frieden zu wünschen, weil man … nun ja, weil man eben weiß, dass das ein toter Gegenstand ist, dass so eine Puppe bloß … Doch schon während man dies schreibt, zerbröseln einem die Worte. Kann man einem Kind so etwas sagen? Kann man ihm sagen: „Du, deine Puppe ist nur ein totes Ding. Das mit dem Friedensgruß ist Unsinn.“? Natürlich nicht. Was würde das Kind antworten? Was würde es über diese Puppe sagen? Vielleicht, dass sie schön aussieht und dass sie natürlich einen Namen hat. Dass sie zuhört, dass sie nichts verrät, dass sie nicht schimpft, dass sie langmütig ist, sich nicht ereifert, sich nicht aufbläht, dass sie das Böse nicht nachträgt, dass sie sich alles anhöre, alles glaube, alles hoffe, allem standhalte …
Und dann kommt man auf den Gedanken, dass der Junge der Puppe den Friedensgruß vielleicht gar nicht (nur) gegeben hat, sondern von ihr erbeten. Könnte das sein?
Claudia Auffenberg