Friedenskapelle auf dem Ruthenberg – „Danke fürs Leben“
Friedenskapelle Elleringhausen
Friedensorte sind Leuchttürme für das gesellschaftliche Engagement einer Kirche, die tut, was sie predigt. Die Friedenskapelle auf dem Ruthenberg bei Elleringhausen als Stätte des Gebetes und der Erinnerung ist ein solcher Ort.
Die Friedenskapelle auf dem Ruthenberg bei Elleringhausen gibt es nur aus einem Grund: Ihre Erbauer, alles Männer aus dem Dorf, haben nach einem eigenen Weg gesucht, der Welt etwas mitzuteilen. Sie wollten einen Gedenkort schaffen für das erfahrene und gesehene Leid des Zweiten Weltkrieges und sie wollten mit einer Gebetsstätte ihre Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen, dass sie die Schrecken des Krieges überlebt hatten. Noch im Gefangenenlager hatte einer der Männer, Josef Isenberg, gelobt: Sollte er all das überstehen, würde er der Muttergottes eine Kapelle bauen. Wieder in der Heimat angekommen fand er weitere Heimkehrer, die seine Gefühle teilten und mitmachen wollten. Bis sich die Männer von ihren Traumata erholt hatten und bis sie sich ans Werk machen konnten, sollten noch einige Jahre vergehen.
Leid und Trost in der Architektur verankert
Einer der Kriegsheimkehrer steuerte den Architekturplan bei, ein anderer Baumaterial, einige sammelten Geld für eine Glocke und die Gemeinde stiftete den Platz, an dem die Friedenskapelle errichtet wurde. Im Jahr 1967 wurde die Kapelle eingeweiht. Leid und Trost sind gleichermaßen in der Architektur verankert. Im Zentrum des dunklen Raumes steht seitdem eine Marienstatue.
Die Wände der Friedenskapelle sind versehen mit kleinen Tontafeln. Darauf zu lesen sind Ortsnamen, die sich tief ins kollektive Gedächtnis nicht nur der Deutschen, sondern auch der anderen Kriegsparteien eingebrannt haben: Verdun, Stalingrad, Narvik, Sedan, Ysselstein, Krim, el-Amain. Sie stehen für Schlachtfelder, Verbrechen an der Menschlichkeit und Massengräber. Auf jedem Täfelchen befindet sich eine Anzahl von Kreuzen: Sie stehen für die Anzahl der Gefallenen. Der Ort Elleringhausen zählte auch damals nur ein paar Hundert Einwohner, 41 davon verloren im Zweiten Weltkrieg ihr Leben, eine ungewöhnlich hohe Zahl. Eine Familie verlor sogar vier von sechs Söhnen; das steht auf einer der beiden Sterbetafeln links und rechts vom Altar. Heute wird die Kapelle von der Dorfgemeinschaft gepflegt. Seit Jahren sorgt ein Ehepaar aus dem Dorf auf dem Ruthenberg für frische Blumen; auch sie haben Verwandte im Krieg verloren.
Königin des Friedens
Maria war für die trauernden und dankbaren Männer die „Königin des Friedens“, weshalb sie diesen Titel auf die Wand über dem Altar malten. Ein paar Worte fanden die Männer dann auch noch. Am Eingang steht auf Plattdeutsch geschrieben: „Wir Heimkehrer und eine Menge ‚Gutwilliger‘ bauten der ‚Mutter Gottes vom guten Frieden‘ zum Danke dieses Kapellchen im Sommer 1967“.
Patrick Kleibold
Info
Die Kapelle liegt an den Wanderwegen „Golddörfer Weg“ und „Elleringhauser Panoramaweg“. Sie ist vom „Alten Kirchplatz“ in Elleringhausen zu erreichen. Der Weg führt entlang des Gierskoppbaches hinauf zum Ruthenberg. Infos gibt die Tourist-Information Brilon-Olsberg unter Tel.: 0 29 62/9 73 70.