Friedensort in Peckelsheim: „Dahingeschiedene – verzeihet“
Friedensorte sind Leuchttürme für das Frieden stiftende Engagement unserer Gesellschaft. Ein solcher Friedensort, der die Erinnerung an die Verfolgung der Juden in der Nazizeit wachhält, ist der jüdische Friedhof in Peckelsheim.
Geschichte wiederholt sich doch! Ansonsten wäre es nicht nötig, dass Zigtausende Menschen in NRW auf die Straße gehen, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu demonstrieren. Es ist traurig, dass solche Demonstrationen überhaupt nötig sind, schließlich gibt es in Deutschland unzählige Gedenkorte und Mahnmale, die zum einen an die Schrecken der großen Kriege und zum anderen an die menschenverachtende Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten erinnern. Mit Blick auf die Geschichte unseres Landes sollten solche Gedenkorte Mahnung genug sein. Einen dieser Orte finden wir in Peckelsheim. Der Judenfriedhof dort erinnert an die pogromartigen Ausschreitungen im Frühjahr 1848 und an die Novemberpogrome von 1938.
Die ersten jüdischen Händler hatten sich im 16. Jahrhundert in Peckelsheim angesiedelt, weil der Ort direkt an der damaligen Handelsstraße von Warburg nach Herford lag. Aufgrund ihres Wohlstandes wurden die Juden vom überwiegenden Teil der Bevölkerung beneidet. Womöglich war dies ein Grund für die Ausschreitungen im Frühjahr 1848. Die „Allgemeine Zeitung des Judenthums“ berichtete über eine Horde von Landwehrmännern, die durch die Straßen zogen und „Es lebe der König von Preußen – nieder mit den Juden!“ schrien. Acht Jahre nach den Ausschreitungen konstituierte sich die erste Synagogengemeinde im Ort.
„Nur durch diesen Bau konnte Euch eine Genugtuung gegeben werden.“
Doch ab 1890 setzte eine Abwanderungswelle ein, die mit Beginn der Machtergreifung der Nazis ihren Höhepunkt fand, sodass die jüdische Gemeinde bedeutungslos wurde. Dies hinderte die Nazis jedoch nicht daran, jüdische Stätten wie den Betraum und den Friedhof der Gemeinde zu schänden. Die Gebetsstätten wurden unbrauchbar gemacht, Kultgegenstände entwendet oder ebenso wie die Grabsteine des Friedhofes zerstört. Unmittelbar nach dem Pogrom verließ die letzte jüdische Familie den Ort und emigrierte in die USA. Danach lebte nur noch ein einziger Jude im Ort, der 83-jährige Israel Löwenstein, ein ehemaliger Textilkaufmann, der im Jahr 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und dort verstarb.
Im Jahr 1950 wurde der jüdische Friedhof wieder instandgesetzt. Die noch vorhandenen Grabsteinfragmente wurden in ein quaderförmiges Mahnmal integriert, das folgende Inschrift trägt: „Dahingeschiedene – verzeihet, dass Brüche Euerer Grabsteine hier Verwendung fanden – nur durch diesen Bau konnte Euch eine Genugtuung gegeben werden.“
Info Friedensort
Der jüdische Friedhof befindet sich im Stadtteil Peckelsheim der Stadt Willebadessen im Kreis Höxter und steht seit 1993 unter Denkmalschutz.
Patrick Kleibold
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