10.05.2019

Friseure beim Papst

Foto: Robert Babiak / pixelio

Ach ja, der Papst ist doch immer für eine knackige Formulierung gut.

von Claudia Auffenberg
 
Manchmal zuckt man und wünscht sich, er wäre lieber beim Redemanuskript geblieben, manchmal freut man sich, weil es auch erfrischend ist, wenn einer, dessen Worte auf die sensibelste Goldwaage von allen gelegt werden, wenn also so einer ins Plaudern kommt und vielleicht sogar ein bisschen augenzwinkernd daherredet. 
 
Neulich waren Friseure beim Papst, was an sich schon eine hübsche Vorstellung ist. Ihnen legte er ans Herz, so meldete es Radio Vatikan, sie sollten ihren Beruf in christlichem Stil ausüben, „indem ihr eure Kunden freundlich und höflich behandelt, immer ein gutes Wort und eine Ermunterung für sie habt und der Versuchung zum Schwätzen nicht nachgebt, auch wenn euer Arbeitsumfeld, wie wir wissen, dazu einlädt …“
In den Zeitungen konnte man am nächsten Tag lesen, der Papst warne Friseure vor Geschwätzigkeit. Nun, unsereins war leider in Rom nicht dabei, aber natürlich schon sehr oft beim Friseur. Das sind in der Regel Menschen, die man über Jahre kennt, mit denen man vertraut ist, sie sind ja auch sehr an einem dran, und die vor allem zuhören. Manchmal fragen sie sogar nach, wie sich diese oder jene Sache entwickelt habe, wie dies oder jenes gelaufen sei. Man könnte sagen: Sie sind Seelsorgerinnen und Seelsorger. Katholischerseits haben sie selbstverständlich einen Patron, den heiligen Martin von Porres, einen peruanischen Dominikaner, geboren als un­eheliches Kind einer ehemaligen Sklavin und eines spanischen Kolonialbeamten. Dieser Mann, am Rande der Gesellschaft geboren, kümmerte sich zeit seines Lebens aufopferungsvoll um andere an den Rand Geschobene: um Kinder und um Kranke. Friseurkunden sind nicht automatisch Menschen vom Rande, aber im Friseursalon sind sie es schon gar nicht. 
 
Diese Orte sind also durchaus, um es mal auf kirchisch zu sagen: pastorale Orte. Vielleicht sogar mit Vorbildcharakter. 
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