26.08.2016

Für 49 Jahre verpachtet

Das Küsterhaus von 1658 mit der St.-Vitus-Kirche im Hintergrund.

Rheda-Wiedenbrück (wl). Es ist geschafft! Der vor einem Jahr neu gegründete Verein „Dorf aktiv“ ist nun offizieller Nutzungsberechtigter des mehr als 350 Jahre alten Küsterhauses in St. Vit in ­Rheda-Wiedenbrück. Er bekam das Haus von der Kirchengemeinde St. Vit für 49 Jahre überschrieben. Das Haus stand seit zwei Jahren leer.

Die Kirchengemeinde kann es nicht verkaufen, weil es direkt neben der Kirche steht, ein Abriss kam nicht infrage, weil das Haus unter Denkmalschutz steht. Eine Vermietung im derzeitigen Zustand war keine Option für die Zukunft. Jetzt haben sich engagierte St. Viter Bürger gefunden, die das Haus restaurieren wollen, damit es wieder mit Leben durch verschiedene Nutzungsmöglichkeiten gefüllt wird. Beim Notar Heinrich Koch fand die offizielle Urkundenunterzeichnung für den Erbbauvertrag statt.

Für die Kirchengemeinde waren Pfarrdechant Reinhard Edeler, Ursula Rascher und Hermann Josef Budde dabei, für den Verein unterzeichneten Ludger Vollenkemper und Heinrich Splietker. Damit ist „Dorf aktiv“ nunmehr für 49 Jahre Nutzungsberechtigter des denkmalgeschützten Küsterhauses. Ziemlich genau ein Jahr hat es gedauert, bis dieser Vertrag so aufgesetzt war, dass alle Beteiligten sowie auch das Erzbistum Paderborn einverstanden waren.

Der Erbpachtvertrag öffnet dem noch jungen Verein nun die Türen für das große Restaurierungsvorhaben. „Unsere Hausaufgaben haben wir gemacht, viele Gespräche geführt und uns erste Stiftungsanträge angesehen, jetzt müssen wir nur noch zur Tat schreiten“, erklärt Ludger Vollenkemper, der sich als Vorsitzender freut, dass es nun, wo der Vertrag unterzeichnet ist, endlich losgehen kann. Sobald die ersten Gelder genehmigt sind, soll auch aktiv mit der Restaurierung begonnen werden. Das wird aber sicherlich Frühjahr 2017 werden. „Wir wollen gut aufgestellt an die Sache gehen, ohne dass wir uns selber Steine in den Weg legen, weil wir Regeln nicht eingehalten haben“, erklärt Vollenkemper. Insbesondere in der Gemeinde Beelen holten sie sich Rat und viele hilfreiche Tipps. Dort war das Haus Heuer auf ähnliche Weise restauriert worden.

Das denkmalgeschützte Küsterhaus aus dem Jahre 1658 soll komplett restauriert werden. Der alte Teil im Fachwerkstil wird kernsaniert. Zudem werden einige Wände versetzt, sodass die Deele wieder die L-Form von damals bekommt. Es wird demnächst wieder eine Tür an der Südseite direkt in den Garten geben – zusätzlich zur großen Doppelflügeltür an der Ostseite des Hauses.

Die Deele soll später für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Die Küche wird ebenfalls ausgebaut und bekommt eine zusätzliche Spülküche. Die Toiletten werden in einen kleinen Anbau verlegt und sind demnächst von innen und außen zu benutzen.

Der vordere Teil des Hauses wird ebenfalls durchrenoviert und bietet verschiedene Nutzungsmöglichkeiten – vom Pfarrbüro über Seminarräume bis hin zum Appartement für Radtouristen. Insgesamt soll das Haus ein Bürgerhaus werden, in dem sich alle Generationen wohlfühlen können.

Bis zum Baustart soll auch der Mietvertrag mit der Stadt für eine Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan verlängert werden. Die junge Familie fühlt sich sehr wohl dort und ist bei allen Aktionen, die im Küstergarten stattfinden, immer sofort hilfsbereit und mit großem Interesse dabei.

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