Ganz persönliche pastorale Orte
Barbara und Michael Bogedain haben das Projekt entwickelt und betreuen es. Foto: Wiedenhaus
Erzbistum. Die Internetseite „orte-verbinden.de“ ist das Ergebnis eines Projektes des Erzbistums Paderborn, welches von Barbara Bogedain und Michael Bogedain aus der Hauptabteilung Pastorale Dienste des Erzbischöflichen Generalvikariates betreut wird. In regelmäßigen Workshops werden weitere Pilgerwege im Erzbistum zusammengestellt und auf „orte-verbinden.de“ veröffentlicht. Interessierte sind herzlich eingeladen mitzumachen. „Der DOM“ sprach mit Barbara und Michael Bogedain darüber, wer sich beteiligen kann und wo die Schwerpunkte des Projektes liegen.
DOM: Wer kann mitmachen bei „Orte verbinden“?
Barbara Bogedain: Der Hintergrund ist, dass wir Kirchenführer und Pilgerbegleiter ausbilden, also Menschen, die sich mit pastoralen Orten beschäftigen. Die Kirchenführer haben ja den großen Vorteil, dass sie ihre Kirche schon sehr präzise beschrieben haben. Pilgerbegleiter bekommen während ihrer Ausbildung den Auftrag, einen Pilgerweg in ihrer näheren Umgebung für bestimmte Zielgruppen oder Anlässe zu gestalten. Das sind in erster Linie unsere Ansprechpartner gewesen zum Start des Projektes. Aber generell kann jeder, der sich mit seinen persönlichen Glaubensorten auseinandersetzt, so einen Weg gestalten.
Das ist also die Motivation, die man mitbringen sollte?
Michael Bogedain: Die Motivation ist das Wichtigste, bei allem anderen bekommen die Menschen Unterstützung durch uns.
Wie ist denn die aktuelle Bilanz mit Blick auf die Wege?
Michael Bogedain: Wir sind sehr zufrieden! Seit Anfang November 2015 ist die Seite online. Damals hatten wir 20 Wege auf der Internetseite und meinten, dass man damit an die Öffentlichkeit gehen kann. Wir haben auch darauf geachtet, dass diese Wege möglichst flächendeckend über das gesamte Erzbistum verteilt waren. Seitdem sind acht neue Wege hinzugekommen. Es wächst also ständig. Dazu sind noch einige in der Vorbereitung, sodass es noch mehr werden. Hinzu kommt, dass die Resonanz sehr gut ist, wie die statistische Daten-Auswertung der Internetseite ergeben hat. In der Startphase haben wir in erster Linie Werbung gemacht, um neue Wege zu bekommen. Jetzt gehen wir den Schritt, die breite Öffentlichkeit zur Nutzung zu bewegen. Auch hier zeigt uns die Statistik, dass gern auf das Angebot zugegriffen wird.
Die Seite hat also einen doppelten Anspruch: Neue Wege sollen entwickelt und eingestellt werden. Zum anderen sollen Pilger diese dann gehen.
Michael Bogedain: Genau. Beim Gehen der Wege gibt es einerseits das Angebot, sie in einer Gruppe zurückzulegen an einem bestimmten Termin. Dadurch, dass „Orte verbinden“ aber eine freie Plattform ist, kann jeder jeden Weg auch ganz individuell gehen. Dazu gibt es die umfassenden Beschreibungen zu Orten und Wegstrecken sowie spirituelle Texte, die man sich ausdrucken oder herunterladen kann, um sie zum Beispiel mit dem Smartphone zu nutzen. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt der Plattform: Man kann sich natürlich auch Anregungen für eigene Wege holen, etwa mit Blick darauf, was andere machen, wenn es um das Erstellen von Themenwegen geht. Ein Thema wie Taufe ist in Olpe schließlich genauso relevant wie in Minden. Die Seite soll aber keinen Überblick über Pilgerangebote allgemein im Erzbistum bieten.
Das heißt, es gibt um die Wege auch immer wieder Angebote, sie gemeinsam in der Gruppe zu gehen?
Barbara Bogedain: Ein wichtiger Anlass zur Gründung dieser Plattform war, dass wir eine Möglichkeit gesucht haben, Kirchenführer und Pilgerbegleiter zu unterstützen in Sachen Marketing. Wir bilden sie aus und fort, aber wenn es um die Möglichkeiten geht, Werbung für einzelne Aktivitäten vor Ort zu machen, gelangen wir als Einrichtung des Erzbistums schnell an unsere Grenzen. In diesem Zusammenhang ist die neue Plattform eine Chance, verbunden mit dem Weg, den man eingestellt hat, Führungen anzubieten und diese auf der Seite zu veröffentlichen.
Solche Führungen sind aber keine Voraussetzung?
Barbara Bogedain: Nein, niemand, der einen Weg vorstellt, ist verpflichtet, dazu Führungen anzubieten. Das ist ein zentraler Ansatz dieses Projektes: Alles ist frei von jedem nutzbar. Wenn zum Beispiel eine Gruppe aus dem Ruhrgebiet einen Weg im Sauerland geht, ist das auch eine Möglichkeit des pastoralen Austauschs und die Chance, Einblick in die pastorale Arbeit in anderen Regionen zu bekommen. Bei manchen Wegen wird direkt ein Ansprechpartner auf der Internetseite genannt, in anderen Fällen können wir auf Wunsch diesen Kontakt herstellen.
Wanderwege gibt es in riesiger Zahl. Was ist das Besondere dieses Angebotes, was macht die Mischung aus?
Michael Bogedain: Zwischen Wandern und Pilgern zu unterscheiden, ist nicht immer so ganz einfach: Was für die einen noch Wandern ist, ist für die anderen schon Pilgern. Unser Ziel ist es aber nicht, einen Weg nur als profanen Wanderweg einzustellen. Dann könnte man ja auch alle Varianten des Jakobsweges veröffentlichen. Das könnte man alles am Rechner machen, ohne einen Schritt vor die Tür zu tun. Das Entscheidende bei diesem Projekt ist, dass Menschen in einem pastoralen Kontext – Gemeinde, Pastoralverbund, pastoraler Raum – deutlich machen, dass für sie persönlich ganz bestimmte Orte pastorale Orte sind, die sie beschreiben und durch einen Weg verbinden. So entstehen die Pilgerwege auf der Seite. Und nicht nach dem Motto: Da gibt es einen schönen Wanderweg, den stelle ich auf die Seite.
Barbara Bogedain: Das macht schon der Name der Seite deutlich: Wir gehen von den unterschiedlichen Orten aus, die verbunden werden. Wobei wir feststellen, dass viele Autoren bei der Beschäftigung mit den Wegen zum Beispiel alte Kirchwege wieder entdecken. Ausgangspunkt ist aber immer die Beschreibung der pastoralen Orte.
Zum Projekt gibt es regelmäßig Workshops. Worum geht es dabei?
Michael Bogedain: Die Teilnahme daran ist notwendig, um einen Weg einzustellen. Denn in diesem Zusammenhang gibt es einiges zu tun: Informationen müssen gesammelt werden, Bilder werden zusammengestellt. Das alles muss vorbereitet werden, etwa wenn es um Urheberrechte geht. Als Wegeautor hat man also viel Arbeit; nicht zuletzt am Computer. Weil nicht alle so ein umfassendes Computer-Wissen haben, bieten wir turnusmäßig entsprechende Veranstaltungen an. Dabei werden neue Autoren von jemand betreut, der bereits Erfahrungen hat. Aber grundsätzlich ist die Teilnahme Voraussetzung, um einen Weg auf der Seite zu präsentieren.
Was ist für Sie besonders interessant?
Barbara Bogedain: Die Vielfalt! Manche Wege beziehen sich auf einen Anlass, andere sind auf eine Zielgruppe ausgerichtet. Es zeigt sich, dass Wege auch von Gruppen gestaltet werden. Dabei wird deutlich, was an pastoraler Arbeit in diesem Kontext möglich ist. Es gibt einen Taufelternspaziergang, der gerade in Lippstadt geplant wird. In einer anderen Gemeinde stellen Firmlinge einen Weg zusammen, um ihn an die Gemeinde weiterzugeben. Die Anzahl der Wege wächst genauso wie die unterschiedlichen pastoralen Aspekte, die aufgegriffen werden.
Das Interview führte Andreas Wiedenhaus