Ganz privat
Foto: M. Großmann / pixelio
Der Evangelist Markus erzählt die Taufe Jesu so, wie heute vielfach eine Taufe gefeiert wird: als eine Privatangelegenheit.
von Claudia Auffenberg
Die Stimme aus dem Himmel spricht zu Jesus: Du bist mein geliebter Sohn, nicht wie bei Matthäus zur Menge: Dieser ist mein geliebter Sohn. Und die Öffnung des Himmels und die Taube sieht anscheinend nur Jesus, jedenfalls ist nicht davon die Rede, dass es sichtbar war, wie Lukas das erzählt. Eine private Erfahrung Jesu.
Dass der Glaube Privatsache ist, bestreiten wir Christen gern, denn das Christentum ist eben keine spezielle Form der Mediation für zu Hause. Wir haben sehr wohl den Anspruch, diese Welt besser zu machen oder mindestens an der Weltverbesserung mitzuwirken. Adolph Kolping hat einmal gesagt: Das Christentum ist nicht nur für die Betkammern, sondern für das ganze Leben.
Heutzutage allerdings muss man die These, die Religion sei keine Privatangelegenheit, vielleicht ein bisschen zurechtrücken und sagen: Die Religion oder reden wir vorsichtshalber für uns, das Christentum ist auch und zuerst Privatangelegenheit. Soll heißen: Es ist einfach wichtig, dass unter denen, die sich in den Gemeinden engagieren, in dortigen Gremien und Ausschüssen, ein paar Leute zu finden sind, die auch ganz privat Christen sind. Die gewisse Grundkenntnisse in Sachen Liturgie oder Bibel haben, die wissen, nein, die für sich verstanden haben, was Christsein bedeutet. Es bedeutet nämlich: angenommen sein vom Vater – ganz persönlich. Diese Erkenntnis, diese Gewissheit treibt einen dann von ganz allein hinaus in die Welt. Adolph Kolping würde heute vielleicht seinen Satz umdrehen: Das Christentum ist nicht nur für das ganze Leben, sondern auch für die Betkammern. Oder er könnte ganz einfach auf den heiligen Benedikt hinweisen: Ora et labora. Bete und arbeite, beides!