05.05.2017

Ganzheitliches Gehirntraining

Beate Rohn und Hans-Peter Esch, Sportreferenten beim DJK Sportverband Diözesanverband Paderborn, erläutern das Bewegungskonzept.

Besonders ältere Menschen haben häufiger mit Einschränkungen zu kämpfen, die aus dem Nachlassen ihrer körperlichen und geistigen Flexibilität resultieren. Um dem entgegenzutreten, bietet der DJK Sportverband Diözesanverband Paderborn mit der NeuroKinetik ein ganzheitliches Gehirntraining an, das zum Ziel hat, die Optimierung des individuellen Gehirnpotenzials durch Aus- und Neubildung neuronaler Netzwerke zu erreichen. Im Interview mit Anna Petri berichten Hans-Peter Esch und Beate Rohn, Sportreferenten beim DJK Sportverband DV Paderborn und Entwickler des Trainingskonzeptes, über die Erfolge.

Was genau ist NeuroKinetik?

Hans-Peter Esch: Mit dem Begriff der NeuroKinetik ist ein ganzheitliches bewegtes Gehirntraining gemeint, das zum Ziel hat, die Leistungsfähigkeit des Gehirnes zu fördern.

Beate Rohn: Als Sportverband haben wir uns mit der Thematik des Gehirntrainings auseinandergesetzt und daraus ein bewegtes Gehirntraining entwickelt. Die Hirnforschung gibt uns mit dieser Richtung Recht, denn mittlerweile hat man die Erkenntnis gewonnen, dass es sich ausgesprochen positiv auf die Entwicklung der Gehirnaktivitäten auswirkt, wenn der Körper dabei in Bewegung ist.

Wann haben Sie begonnen, sich mit dem Thema NeuroKinetik zu beschäftigen?

Esch: Mit dem Thema Gehirntraining beschäftigen wir uns seit 2010 – also seit mittlerweile fast sieben Jahren. Aus einem anfänglichen „Reinschnuppern“ aus Inte­resse ist eine intensive Ausei­nandersetzung mit der NeuroKinetik geworden, vor dem Hintergrund, dass sich auch im Bereich der Hirnforschung gegenwärtig eine ganze Menge bewegt. Wir haben verschiedene Veranstaltungen besucht und mit Hirnforschern gesprochen und schließlich ist da­raus für uns der Anspruch entstanden, ein eigenes Trainingskonzept zu entwickeln.

Rohn: Das Besondere an NeuroKinetik ist, dass die Übungen im Prinzip allen Altersgruppen zugutekommen und wir uns als katholischer Sportverband auch allen Gruppen gegenüber verpflichtet fühlen. Mit der Entwicklung des Trainingskonzeptes NeuroKinetik haben wir ein Angebot geschaffen, von dem Senioren ebenso wie Kinder profitieren und das den Menschen als Ganzes ins Zentrum stellt.

Esch: Gerade bei Kindern wirkt sich das Training besonders positiv im Hinblick auf die oft genannten Lernstörungen und Wahrnehmungsschwierigkeiten aus, die man ja häufig unter dem Kürzel ADHS zusammenfasst. Auf der anderen Seite gibt es die Zielgruppe der Älteren, die von NeuroKinetik im Hinblick auf eine umfassende Demenzprävention profitieren können.

Dann gehen wir doch mal in die Praxis. Wie sehen die Übungen im Bereich NeuroKinetik mit Kindern und älteren Menschen aus?

Esch: In der Regel setzen sich die Übungen immer aus zwei Bereichen zusammen: Der motorische Bereich wird mit einer Übung aus dem Bereich des Sinnessystems kombiniert, in dem zusätzlich eine visuelle oder auditive Herausforderung dazukommt. Bei älteren Menschen zielen wir vor allem da­rauf ab, die Wahrnehmung zu verbessern und das Gleichgewicht zu trainieren, um so die Reaktionsfähigkeit im Alltag zu schulen. Stichwort: Sturzprophylaxe. Gerade bei Älteren ist auch eine Kombination aus rhythmischen Übungen sehr beliebt. Der Rhythmus hat des Weiteren auch eine besondere Bedeutung im Training, weil er das Gehirn moduliert und eine gewisse Balance schafft.

Wie sehen denn die Rückmeldungen ihrer Kursteilnehmer aus?

Esch: Eine besonders schöne Erfahrung durften wir im letzten Jahr machen, als eine Teilnehmerin ihren Mann mitbrachte. Er hatte kurz zuvor einen Schlaganfall erlitten und hat trotzdem einen Großteil der Übungen, soweit ihm möglich, mitgemacht. Kurz darauf erfuhren wir, dass er für sich innerhalb dieser zwei Tage einen sehr großen Fortschritt in seiner Motorik, in seiner Wahrnehmung und in seinem Befinden festgestellt hat, wie es vorher in sechs Wochen Reha nicht der Fall war. Da war sehr deutlich im direkten Erleben auch für die Teilnehmer zu sehen, wie diese Übungen wirken.

Esch: Damit werden wir auch dem Anspruch unseres Verbandes gerecht, für den Menschen als Ganzes da zu sein. NeuroKinetik ist darüber hi­naus ein Thema, das lebensbegleitend ist und das sich nach wie vor in der Entwicklung befindet. Das macht es im Ausblick auch so spannend.

Stichwort Ausblick: Haben Sie bereits konkrete Ziele für das nächste Jahr?

Esch: Wir haben einen vollen Kalender. Wir sind in verschiedenen Bildungseinrichtungen unterwegs, darunter in Kindertageseinrichtungen und Schulen und referieren auch in anderen Sportverbänden über das Trainingskonzept.

Rohn: Neu ist auch unser Aufbaumodul. Da wir vielfach die Rückmeldung bekommen haben, die Theorie noch zu vertiefen und weitere Übungen zu schaffen, haben wir ein Aufbaumodul entwickelt, das wir bereits vor zwei Wochen mit großem Erfolg durchgeführt haben.

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