Gaudete – freut euch schon mal
Bild: mosaiko / photocase
Am dritten Adventssonntag kann man etwas Seltenes in der Kirche sehen: Der Zelebrant trägt rosa. Das ist gewissermaßen eine optische Aufmunterung.
von Claudia Auffenberg
Die liturgische Farbe des Advents, der ja eine Bußzeit ist, ist violett, die von Weihnachten ist weiß. Wenn nun die halbe Bußzeit geschafft ist, lugt das Weiß schon mal ins Violett herüber, es wird heller und somit rosa. Das gleiche gilt übrigens für den vierten Fastensonntag.
Rosa ist eine Farbe mit einer – im Wortsinne – wechselvollen Geschichte. Einst galt es als das kleine Rot und war damit die Farbe, in die man Jungen kleidete. Denn: Rot war bzw. ist die Farbe der Macht – Purpur –, des Kampfes, des Blutes, alles irgendwie krachende Themen und daher Männersache. Blau war dagegen die Farbe Mariens, wie man demnächst an den Krippenfiguren wieder sehen kann und somit passend für Mädchenkleidung. Erst in den 1920er-Jahren änderte sich das. Die Männer trugen nun Marineuniformen oder Blaumänner, blau wurde zur männlichen Farbe. Wer heute ein Baby im blauen Strampler sieht, vermutet natürlich und wohl meistens zu Recht, dass das Kind ein Junge ist.
In der Nazizeit wurde Rosa zur Farbe der Homosexuellen, sie galten als „weibisch“; Männer, die wegen Homosexualität inhaftiert waren, mussten einen rosafarbenen Winkel tragen. Nach dem Krieg übernahmen viele Homosexuelle dies ausdrücklich und machten sich die Farbe selbstbewusst zu eigen. Der Filmregisseur und Autor Holger Radtke benannte sich sogar so, ihn kennt man heute als Rosa von Praunheim.
Rosa ist noch immer eine Farbe, die man mit Zärtlichkeit, mit Sanftmut, mit Achtsamkeit, mit vorsichtiger Annäherung assoziiert. Jedenfalls käme man wohl nicht auf die Idee, einen rosafarbenen Hammer herzustellen. Vielmehr ist rosa die Farbe der zarten Federn (Flamingos!) und der Haut, vor allem der Babyhaut. Es ist, wenn man das so sagen kann, eine flüsternde Farbe.
Der dritte Adventssonntag trägt den Namen Gaudete. Freut euch. Auch das ist kein Fanfarenstoß, wie wenn der König schon durchs Tor geritten kommt, es ist eher eine leise Ankündigung, ein Aufblinzeln dessen, was da kommt bzw. wer da kommt. Wer kommt? Ja, ein König, aber auch einer der stillen, der zärtlichen Sorte, einer von dem es heißt, Sanftmütigkeit sei sein Gefährt.