„Geld für Frieden statt für Militär“
„Krieg löst keine Probleme“: Dr. Peter Witte (l.) und Manfred Jäger vom pax christi-Diözesanverband Paderborn setzen sich für gewaltfreie Konfliktlösungen ein. Foto: Wiedenhaus
Paderborn. Die Bundesregierung will mehr Geld für das Militär ausgeben. Bisher sind es 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung Deutschlands. Laut Absprachen in der NATO soll dieser Anteil bis 2024 auf zwei Prozent gesteigert werden. Statt derzeit 37 Milliarden sollen künftig 62 Milliarden Euro für das Militär ausgegeben werden. „Nicht mit uns!“, sagt die internationale katholische Friedensbewegung pax christi zu diesen Plänen. In einer Stellungnahme des Paderborner Diözesanvorstandes der Friedensbewegung heißt es: „pax christi ist der Überzeugung, dass eine Erhöhung der Militärausgaben keineswegs den Frieden befördert. Im Gegenteil: Mehr Rüstung erhöht die Kriegsgefahr.“ Der DOM sprach mit Dr. Peter Witte und Manfred Jäger über die Konsequenzen einer Steigerung der Militärausgaben und mögliche Alternativen.
von Andreas Wiedenhaus
DOM: Statt Geld für Militär fordern Sie Geld für Frieden: Was heißt das konkret?
Peter Witte: Wir halten die beabsichtigte Steigerung der Rüstungsausgaben für nicht sinnvoll. Statt für Rüstung Geld auszugeben, sollte nach Ansicht von pax christi national und international in Friedensforschung und Konfliktbewältigung mit vertrauensbildenden Maßnahmen investiert werden.
Bei pax christi ist immer wieder von aktiver Gewaltfreiheit die Rede. Was verstehen Sie darunter?
Manfred Jäger: Aktive Gewaltfreiheit setzt sich ganz klar von Passivität ab! Landläufig gibt es das Bild, dass Gewaltfreiheit bedeutet, nicht zu agieren, sondern Dinge geschehen zu lassen. Aktive Gewaltfreiheit heißt, Methoden zu entwickeln und zu benutzen, die Konfliktsituationen bearbeiten oder sogar auflösen können. Man kann sicherlich nicht alles zu einer perfekten Lösung führen, sondern muss in diesem Zusammenhang auch pragmatisch sein. Aber grundsätzlich sollte es Methoden geben, die es möglich machen, aktiv gewaltfrei zu handeln. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Kommunikation, das Verständnis untereinander bei verschiedenen Gruppen und unterschiedlichen Meinungen. Dazu gehört auch die Vereinbarung, alles, was mit Gewalt zu tun hat, hintanzustellen bei konkreten Konfliktsituationen. Diese Methoden müssen weiterentwickelt und in der Breite bekannter gemacht werden.
Gibt es konkrete Beispiele?
Manfred Jäger: Dazu gehört das Forum Ziviler Friedensdienst innerhalb der Friedensbewegung. Dort werden Menschen ausgebildet, die in Konfliktsituationen als Moderatoren arbeiten. Unterhalb dieser professionellen Ebene gibt es beispielsweise Friedensfreiwilligendienste, die auch von pax christi angeboten werden. Dabei nehmen Jugendliche an Aktionen und Maßnahmen teil, die das Verständnis untereinander fördern und zeigen, wie Konflikte nach bestimmten Regeln bearbeitet werden können.Peter Witte: Bei pax christi haben wir derzeit den Eindruck, dass bei politischen Auseinandersetzungen militärische Lösungen wieder salonfähig werden. Etwa in der amerikanischen Politik oder auch im Nahen Osten. Dort werden militärische Lösungen ins Spiel gebracht, die letztlich natürlich keine Lösungen sind. Und das bis zum Drohen mit Atomwaffen! Die aktuelle Vergabe des Friedensnobelpreises an die internationale Kampagne für ein Atomwaffenverbot ICAN zeigt, wohin die Reise gehen müsste.
(Das ganze Interview lesen Sie im Dom Nr. 44, S. 7 und 8)