Gemeinsam etwas bewegen
Der ländliche Raum hat Chancen meint Uwe Wischkony. (Foto oben: Oliver Mohr, Foto Uwe Wischkony: Martina Schäfer)
Höxter/Erzbistum. Fehlende Infrastruktur führt zu schlechter Versorgung in den Dörfern und zu weiten Wegen. Das Leben auf dem Land ist mühsam geworden in den letzten Jahren. Doch wie lässt sich gegensteuern, kann sich die Entwicklung im ländlichen Raum nachhaltig zum Positiven ändern? „Es gibt viele Ideen, und die Fördermöglichkeiten durch LEADER sind ein wirksames Instrument, um die Akteure vor Ort in der Region zusammenzubringen, sodass man gemeinsam etwas bewegen kann“, ist Monsignore Uwe Wischkony überzeugt. Der Geistliche leitet nicht nur seit 2013 die Geschicke der katholischen Landvolkshochschule Hardehausen, sondern engagiert sich auch als Vorstandsvorsitzender der lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Kreis Höxter. Mit dem DOM sprach Wischkony über die Entwicklung der ländlichen Region.
von Martina Schäfer
Warum ist Ihnen als kirchlicher Vertreter das Engagement für die LEADER-Region Kreis Höxter wichtig? Wir bilden ja keine fromme Gegenwelt, die alleine wirkt. Kirche ist immer mittendrin, lebt und gestaltet mit den Menschen. Und dazu gehört es auch, sich von unserem landpastoralen Zentrum im Erzbistum aus für die Entwicklung der eigenen ländlichen Heimat einzusetzen. Für uns ist es wichtig, uns mit kirchlichen und karitativen Aktivitäten einzumischen, etwas bewegen zu können, so wie wir das beispielsweise bei den Projekten der „Zukunftswerkstätten ländlicher Raum“ und „Entwicklungskonzept Hardehausen“ tun. Wir bieten den Menschen das Know-how an, aber das ist keine Einbahnstraße. Auch vor Ort entscheiden die Akteure, was gut für sie und ihre Region ist.
Was sehen Sie und Ihr Team als Ihre Aufgabe in dem Förderprozess an?
Wir wollen Menschen motivieren, sich zu engagieren, sich für ihre Region einzusetzen. Es gibt bei den LEADER-Projekten kleine und große Ideen. Und das ist gut, denn manchmal entstehen aus kleinen Ideen richtig große, welche die Entwicklung im ländlichen Raum vorantragen. Ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam etwas ändern können. Und ich habe selbst einen anderen Blickwinkel auf das Landleben bekommen und finde es faszinierend, mit anderen Menschen etwas bewegen zu können.
Wie wichtig ist die Eigeninitiative der Akteure vor Ort?
Eigeninitiative ist das A und O, ohne die geht es nicht. Wir können ja nicht von außen etwas umsetzen und den Menschen aufdrücken, was vor Ort nicht getragen wird. Das macht die Dörfer nicht lebendiger. Aber wenn Menschen für etwas brennen, dann kommt auch etwas in Gang, davon bin ich überzeugt.
Welche Rolle spielen Vereine?Die Arbeit der Vereine bedarf besonderer Wertschätzung, denn sie tragen traditionell viele Initiativen mit. Allerdings organisiert sich das Leben heute durch Berufstätigkeit, Mobilität und Digitalisierung anders im Dorf als vor Jahrzehnten. Die Leute sind ja regional und überregional vernetzt. Und deshalb bieten die Vereine nicht mehr den alleinigen Weg, sich für etwas einzusetzen. Und schön ist es auch, Leute zu ermuntern, die eben nicht überall engagiert sind. Das hat einen gewissen Reiz und bringt, wenn man an Neubürger denkt, frischen Wind in die Diskussion.
Welche Themen stehen ganz oben, um die Zukunft des Kulturlandes zu gestalten?
Da gibt es eine Menge an Aufgaben, aber wir können nicht alles auf einmal machen. Mobilität und Digitalisierung sind wichtige logistische Herausforderungen. Wir müssen aber auch über die Infrastruktur nachdenken, über die Existenz von Arbeitsplätzen, ortsnahen Schulen und Kindergärten, um Familien zu unterstützen. Und man muss sich fragen: Warum sitzen wir, wenn wir irgendwo hinfahren, immer alleine im Auto? Gibt es nicht auch digitale Lösungen für Mitfahrgelegenheiten? Da können aktive Dorfgemeinschaften sicherlich noch einiges auf die Beine stellen.
Erkennen Sie in den laufenden Förder-Projekten Potenzial für die Region?
Auf jeden Fall. Das Potenzial liegt in der Region selbst. Und nach der ersten Förderperiode sind wir richtig gut aufgestellt, haben eine Menge auf den Weg gebracht. Und: Wir brauchen uns vor anderen Regionen nicht zu verstecken. In den LEADER-Projekten bringen wir Leute zusammen, die in dieser wunderschönen Region gern leben und bleiben wollen. Und so unterschiedlich die einzelnen Projekte auch sind, sie zeigen eine große Bandbreite. Wir können gemeinsam daran arbeiten, die Schwierigkeiten im Landleben so weit wie möglich zu minimieren und die Menschen dabei zu unterstützen, das Leben im Kulturland trotz allem attraktiv und angenehm zu machen.