11.11.2016

Gemeinsam frei

Gaben Einblicke in ihre persönlichen Eindrücke zum Reformationsjubiläum (v. l.): Pfarre­rin Bertille Maditoma (Togo), der Europaabgeordnete Elmar Brok und Dechant Klaus Fussy (Dekanat Bielefeld-Lippe).

Bad Salzuflen. Mit einer bunten Mischung aus Musik, Theater und Gesprächen auf der Bühne im Kur- und Stadttheater Bad Salzuflen hat die evangelische Lippische Landeskirche das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet, unter Beteiligung von Dechant Klaus Fussy. Das Motto der Feierlichkeiten lautete: „Gemeinsam frei – Lippe feiert 500 Jahre Reformation“. An der Auftaktveranstaltung nahmen rund 400 Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft teil.

„Wichtig ist uns, dass wir das besondere Jahr nicht für uns selber feiern, sondern mit vielen anderen gemeinsam, besonders mit ökumenischen Partnern hier in Lippe, aber auch mit vielen anderen Institutionen“, sagte Landessuper­intendent Dietmar Arends.

Dechant Klaus Fussy vom Dekanat Bielefeld-Lippe brachte die gute Zusammenarbeit in Lippe in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) ins Gespräch. Das Reformationsjubiläum lasse sich gut gemeinsam ökumenisch begehen: „Wir feiern gemeinsam ein Christusfest, in dem wir uns auf das Evangelium beziehen. Und das geht sehr gut.“

Dazu passt, dass die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Barntrup 2017 ihr 700-jähriges Jubiläum feiert – und zwar gemeinsam mit den Katholiken: „Wir erinnern uns unserer gemeinsamen Wurzeln und ein katholischer Erzbischof (Hans- Josef Becker) wird zum Jubiläum einer reformierten Kirchengemeinde predigen. Darauf freue ich mich“, so Landessuperintendent Dietmar Arends mit einem Schmunzeln.Die Organisatoren und Helfer hatten ein Programm auf die Beine gestellt, das bei den Gästen immer wieder zu Zwischenapplaus führte: von der Musik mit dem Jazzduo „­Shawn & the Wolf“ und „Lippe Brass“ unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Kornmaul, über die Aufführung von Ensemblemitgliedern des Landestheaters Detmold „Freiheit“, die extra für diesen Anlass zusammengestellt worden war, bis hin zu Interviews mit Gästen aus Kirche und Politik. Moderatorin Kristina Sterz führte durch den Abend und entlockte ihren Gesprächspartnern Einblicke in die lippische Reformationsgeschichte und das heutige Verhältnis von Lutheranern und Reformierten in Lippe. Die Reformation in Lippe breitete sich von Lemgo in Lippe zunächst in der lutherischen Ausprägung aus, erläuterte der lutherische Superintendent Andreas Lange. 1605 bestimmte Simon VI., dass Lippe reformiert wurde, doch die Lemgoer widersetzten sich erfolgreich: Seit 1617 gibt es mit dem „Röhrentruper Rezess“ die Einigung, dass zwei verschiedene evangelische Konfessionen gemeinsam in Lippe bestehen. Heute gibt es ein gutes Miteinander unter dem Dach der Lippischen Landeskirche. Eine Grundlage dafür wurde 1973 gelegt. Damals unterschrieb die Lippische Landeskirche als erste Kirche die „Leuenberger Konkordie“, die Reformierten und Lutheranern die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft ermöglicht.

So weit ist es in der Ökumene mit der katholischen Kirche noch nicht, wie der Katholik Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, bedauert. Er als Katholik sowie seine Kinder und seine Frau als Lutheraner hätten die Trennung beim Abendmahl innerfamiliär aufgehoben. Er wünsche sich aber, dass die Kirchen die Abendmahlsgemeinschaft auch „formal zugestehen“. Was zentrale Themen der Reformation angehe, Freiheit und Bildungsgerechtigkeit, seien vor allem in Afrika große Fehler gemacht worden, wie Elmar Brok im Gespräch unter anderem mit Pfarrerin Bertille Maditoma (Togo) sagte: „Hätten wir eine bessere Bildungs-, Handels-, und Klimapolitik gemacht, dann gäbe es jetzt nicht so viele Flüchtlinge. Nun braucht es eine Lösung für die Zukunft und keinen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit.“

Die gute Zusammenarbeit in Lippe auf verschiedenen Ebenen betonten Landrat Dr. Axel Lehmann und die Landesverbandsvorsteherin des Landesverbandes Lippe, Anke Peithmann.

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