„Gesichter der Weltkirche“-Der Krieg ist allgegenwärtig
Berührende Berichte vom Krieg: Stanislav Shyrokoradiuk, Bischof in Odessa (2. v. r.) und der Bischof von Charkiw-Saporischschja, Pavlo Gonczaruk (2. v. l.), mit den Moderatoren Weihbischof Matthias König und Kira Lietmann, Referentin des Metropolitankapitels. (Foto: Flüter)
Was „Krieg“ wirklich bedeutet, wird dann deutlich, wenn Menschen davon reden, die den Krieg erleben. Beim Treffen „Gesichter der Weltkirche“ erzählten zwei Gäste aus der Ukraine vom Krieg in ihrem Land – eine berührende Einstimmung auf das Libori-Motto „Pax vobis“.
Paderborn. Stanislav Shyrokoradiuk, Bischof der Diözese Odessa, und der Bischof von Charkiw-Saporischschja, Pavlo Gonczaruk, sind während Libori zu Gast in Paderborn. Zusammen mit Schwester Annie Demerjian berichteten sie aus erster Hand vom Krieg. Ihre Zuhörer hörten mit großer Aufmerksamkeit ihren authentischen Schilderungen der Katastrophe in der Ukraine zu.
Die Bischöfe aus der Ukraine konnten auch in Paderborn, weit von ihrer Heimat entfernt, in den Nachrichten mitverfolgen, wie die Menschen in ihren Diözesen von Raketen und Bomben angegriffen werden. Verständlich, dass Bischof Stanislav Shyrokoradiuk, Bischof in Odessa, das friedliche Paderborn beinahe unwirklich vorkam. Wenn man wie er aus dem Krieg komme, trage man den Krieg weiter in sich, sagte er.
Die psychische Last des Krieges
Befragt von Weihbischof Matthias König und Kira Lietmann, Referentin des Metropolitankapitels, berichteten Stanislav Shyrokoradiuk und Pavlo Gonczaruk vom Leben mit Gewalt und Tod. Es ist nicht nur, dass die Menschen in der Ukraine ihre Häuser und Berufe, ihre Heimat und oft genug Familienmitglieder und Freunde verloren haben. Auch die Familien seien in eine Krise geraten, sagte Stanislav Shyrokoradiuk. Man könne sich an den Schrecken gewöhnen, aber er hinterlasse seine Spuren, nicht nur materiell, auch psychisch. Viele Männer und Frauen seien Soldaten, und die Gewalt und die Angst präge sie und das Zusammenleben. Diese psychische Last sei der „größte Schlag“ für die Ukraine.
Syrien und Libanon
Was die ukrainischen Bischöfe erleben, hat Schwester Annie Demerjian schon lange mitgemacht. Ihr Orden „Sisters of Jesus and Mary“ ist in Syrien und im Libanon tätig und hilft den Menschen, die einer Katastrophe nach der anderen ausgesetzt waren: zuerst dem Bürgerkrieg, dann Corona, der Explosion im Beiruter Hafen und zuletzt dem verheerenden Erdbeben. Die Zahl der Christen in Syrien sei von 500 000 Menschen im Jahr 2010 auf nur noch 100 000 Menschen gesunken, berichtete die Schwester.
Beide, ukrainische Bischöfe und syrische Schwester, setzen auf ihren christlichen Glauben, um in der Katastrophe zu helfen und sie zu überstehen – auch um zu siegen, wie beide Bischöfe sagen. Sie können auf die Solidarität der Kirchen und aus Deutschland bauen, für die sie sich bedankten.
Olena Noha von der Caritas der römisch-katholischen Kirche in der Ukraine berichtete von einem Projekt, das maßgeblich vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn unterstützt wird. Dank dieser Hilfe habe man 100 Häuser neu bauen können. Das Gemeinschaftsprojekt setze Maßstäbe und habe internationale Nachahmer gefunden. Mittlerweile seien, so berichtete Olena Noha, Hunderte weitere Gebäude für Familien entstanden.
Karl-Martin Flüter
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