„Gewöhnt euch nicht an das Unrecht“
Denkanstöße bei der Gedenkfeier für Nikolaus Groß gaben (v. l.) Diakon Martin Güttner, die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 a Maximilian, Bastian, Lara-Marie, Svea und Lara, Schulleiter Ulrich Graben und Bürgermeisterin Monika Simshäuser. (Foto: Heier)
„Ihr seid die Allerwichtigsten“, so Ulrich Graben, Rektor der Marienschule in Hamm, bei der Gedenkfeier für den Widerstandskämpfer Nikolaus Groß. In dieser rückten die Schülerinnen und Schüler in den Fokus – als Gestalter und als Adressaten.
Hamm (rio). Vor 85 Jahren besuchte der Widerstandskämpfer Nikolaus Groß als Redakteur der KAB-Zeitung „Ketteler Wacht“ das ehemalige Gefängnis in Hamm, jenen Ort, der den KAB-Mitgliedern zu Versammlungszwecken noch zur Verfügung stand. Das war eine Woche, bevor die Zeitung am 14. März 1938 verboten wurde. Groß publizierte weiter kleinere Schriften mit großer Auflage. Am 12. August 1944 wurde er durch die Gestapo wegen seiner Kontakte zu Widerstandskreisen verhört und gefoltert, am 15. Januar 1945 zum Tode verurteilt und acht Tage später in Berlin-Plötzensee am Strang durch das Naziregime hingerichtet. Am 7. Oktober 2001 sprach Papst Johannes Paul II. Nikolaus Groß selig.
Zeitung wurde verboten
Das Schicksal des Widerstandskämpfers griff der Hammer Diakon und KAB-Präses des Bezirksverbandes Hellweg-Sauerland, Martin Güttner, auf. Nachdem er 2005 in der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der KAB den Hinweis auf den Besuch von Groß in Hamm gefunden hatte, war es ihm ein besonderes Anliegen, den jungen Menschen Nikolaus Groß, die katholische Arbeiterbewegung und den Gedanken des Widerstandes gegen menschenverachtende Systeme näherzubringen. Zumal die Marienschule, das ehemalige Franziskanerkloster an der Agneskirche und spätere Gefängnis, das Bindeglied zu Hamm war.
Bei Rektor Ulrich Graben und Lehrerin Ramona Loch stieß er auf offene Ohren und so erarbeitete er das Thema mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 10a, die zur Gedenkfeier Passagen aus einer Rede von Groß‘ Sohn Alexander zitierten, die dieser vor 15 Jahren in der Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin vorgetragen hatte. Groß wurde eine Woche vor dem Jesuitenpater Alfred Delp ermordet. Papst Johannes Paul II. nannte ihn einen „vorbildlichen Vater, einen Bergmann und Journalisten, der bis zum Märtyrium kämpfte, um den Glauben zu verteidigen und Totalitarismus und rassistischer Unterdrückung zu widerstehen“. Die Schüler zitierten aus dem 1. Johannesbrief: „Passt euch nicht den herrschenden Verhältnissen der Welt an, gewöhnt euch nicht an das Unrecht.“
Konsequent bis zum Tod
Danach habe Nikolaus Groß gehandelt, dessen Auseinandersetzung zwischen der christlichen Weltsicht und dem Totalitätsanspruch der NSDAP zum Thema seines Lebens wurde. Schon frühzeitig erkannte der Gewerkschafter aus dem katholischen Arbeitermilieu den schroffen Gegensatz, zog aber andere Konsequenzen als die kirchlichen Führungskräfte. Groß, in Hattingen geboren und in Köln mit Frau und sieben Kindern lebend, war zum politischen Widerstand fest entschlossen. Bis zum Tod. Selbst als das Risiko zu groß wurde, habe er gesagt: „Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie sollen wir dann vor Gott und unserem Volke bestehen?“
Bürgermeisterin Monika Simshäuser ging auf die klare Haltung Groß‘ zum Pazifismus ein und mahnte: „Wehret den Anfängen. Ihr seid nicht verantwortlich für das, was passiert ist, aber dafür, dass es nie wieder passiert. Verteidigt die Meinungsfreiheit.“ Der Widerstand sei immer in der Minderheit, appellierte auch Güttner an die Festgäste. „Hört auf euer Gewissen. Mitläufer gibt es genug. Bewahret das Feuer, zündet Fackeln in der Nacht. Seid auf der Wacht. Kriege schaffen nur Opfer“, zitierte er Groß. Die Gedenkfeier umrahmte Harald Sumik am E-Piano mit stimmigen Liedern von Hannes Wader und Georg Danzer. „Freiheit kann nur in Freiheit Freiheit sein“ – sang schon dieser in den 80ern.
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