Glauben ist einfacher …?
Noch einmal zum Katholikentag in Leipzig. Es zieht eine kleine Demonstration durchs Bild: junge, schwarz gekleidete Menschen, denen man gern einen Frisörbesuch spendieren würde. Voran geht einer mit einem Kreuz auf der Schulter, das aus leeren Bierkisten geformt ist.
Ein anderer trägt ein Plakat: „Glauben ist einfacher als Denken“. Oh, interessant …! Wenn der Mensch mit diesem Plakat nicht den Eindruck machte, als habe er einen persönlichen Beitrag zum Leeren der Bierkisten geleistet, würde man gern mit ihm sprechen, genauer gesagt, ihm widersprechen. Glauben ist einfacher als Denken? Ganz sicher nicht! Erstens ist Glauben nicht das Gegenteil von Denken, zweitens geht Glauben nicht ohne Denken. (Kurz zur Erinnerung: Bei der Tauferneuerung in der Osternacht muss man dreimal Nein sagen, bevor man zu irgendwas zustimmen kann. Glauben hatte von der Idee her immer etwas mit Entscheidung zu tun, heute umso mehr und in Leipzig erst recht.)
Nun müsste man sich also mit dem Freund von der schwarz gekleideten Fraktion zunächst darauf verständigen, was eigentlich glauben genau bedeutet. Puh, darüber muss man selbst erst einmal nachdenken. Klar: es heißt nicht – wie er anscheinend vermutet – blind hinter irgendwem herzubaseln. Und es ist auch kein billiges Vermuten. Sondern?
Tja, was sagt man eigentlich, wenn man sagt: „Ich glaube…“? Irgendwie hat es mit einem Vertrauen zu tun, aus dem Wohlwollen wächst, mit einer Hoffnung, und, ja, auch mit einer Ahnung davon, dass das Leben eine Tür mehr hat. Vielleicht könnte man ihn fragen, ob er auf sein Plakat auch so was schreiben würde wie: „Vertrauen ist einfacher als denken“ oder gar „Lieben ist einfacher als denken“. Das würde er – hoffentlich aus eigener Erfahrung – vermutlich nicht.
Nun ist nicht zu erwarten, dass er diese Zeitung oder diese Internetseite kennt und somit diese Rubrik liest. Aber falls ihn jemand trifft, der oder die kann ihn ja mal fragen.
Claudia Auffenberg