Glaubenszeugen
Claudia Auffenberg
Liebe Leserinnen und Leser!
Vor über dreißig Jahren haben die Brüder Hubert und Peter Schilles ihre Firma, die H+P Schilles Tiefbau in Mechernich gegründet. Was macht so eine Tiefbaufirma? Sehr laienhaft ausgedrückt: Sie baggert, wo gebaggert werden muss. Neulich musste an der Steinbachtalsperre gebaggert werden und Hubert Schilles hat das übernommen. Es war eine lebensgefährliche Aktion, mit der aber etliche Menschen vor dem totalen Existenzverlust bewahrt werden konnten. Seitdem läuft Hubert Schilles unter der Kategorie „Held“.
Man wird ihn gewiss in diversen Jahresrückblicken wiedersehen. Und weil er in einem Fernsehinterview gesagt hat: „Der Herrgott hat mich an diese Stelle gestellt“, gibt es auch in der Kirche Menschen, die ihm für dieses „großartige Glaubenszeugnis“ danken und ihn entsprechend herumreichen. Da wird einem doch ein bisschen mulmig, wenn nun versucht wird, sich in seinem Glanze zu sonnen und ihn zum Aushängeschild der Kirche oder zum Werbeträger des Glaubens zu machen im Sinne von: „Seht her, das ist einer von uns. So sind wir!“
Wären wir mal so!
Ja, es ist eindrucksvoll, was Schilles getan hat und es ist auch ziemlich eindrucksvoll, wie unprätentiös er da im Fernsehen von seinem Glauben redet. Man hat außerhalb der eigenen katholischen Blase eher selten Menschen vor der Nase, die solches Tun dezidiert christlich begründen und das auch so, dass man sich nicht fremdschämen muss. Das geschulte Ohr erkennt ein Zitat von Adolph Kolping, das da lautet: „Gott stellt jeden dahin, wo er ihn braucht.“ Nun muss man sagen: Das erste Glaubenszeugnis, das Schilles gegeben hat, ist die Baggerei an der Talsperre. Und solcherlei Glaubenszeugnisse gibt es derzeit tausendfach.
Nicht alle riskieren ihr Leben, wie er das getan hat, aber die Hilfsbereitschaft und bisweilen auch die Opferbereitschaft sind enorm. Vielleicht hat das mit der christlichen Prägung unseres Landes zu tun. Jedenfalls sieht man doch Abend für Abend in den Nachrichten Menschen, die das tun, was Jesus in der sogenannten Gerichtsrede im Matthäusevangelium predigt: Sie sehen Not und helfen und zwar ohne auf den Himmel zu spekulieren. Vielleicht könnte man die Gerichtsrede heute ungefähr so formulieren: Ich stand bis zu den Knien im Schlamm und ihr seid mit Schaufeln gekommen und habt geholfen. Mir wurde das Haus weggespült und ihr habt mich aufgenommen. Ich habe mein ganzes Hab und Gut verloren und ihr habt mir von eurem abgegeben. Ich habe meine Liebsten verloren und ihr habt mit mir geweint. Ich war sprachlos und ihr habt an meiner Stelle gebetet…
Was an Hilfe geschieht, hat zwar wenig mit der verfassten Kirche, aber sehr viel mit der Botschaft Jesu zu tun. Sie lebt, innerhalb und außerhalb der Kirche. Ja, Hubert Schilles ist ein Glaubenszeuge, fragt sich nur, für wen.
Ihre
Claudia Auffenberg