10.08.2022

Glück des Lebens – Claudia Auffenberg über (Herzens-)Bildung

Bild: Dorothe/pixabay

In dieser Woche begann für Zehntausende Kinder in NRW der sogenannte Ernst des Lebens, den man besser das Glück des Lebens nennen sollte. Denn Lernen zu dürfen und nicht in Steinbrüchen arbeiten zu müssen, ist ein großes Glück, das nicht alle Kinder auf dieser Welt haben.  

Und es ist ein Glück nicht nur für die Kinder, sondern für die Gesellschaft insgesamt. Eine freie und demokratische Gesellschaft braucht zum Überleben gebildete Menschen und das sind vor allem denkende, mitdenkende Menschen. Menschen, die sich interessieren, ohne einem anderen blind nachzulaufen, die nicht alles glauben und doch Vertrauen haben; Menschen, die wachsam und zugewandt sind; Menschen, die die Begriffe „du“ und „wir“ in ihrem aktiven Wortschatz haben. 

Zur Bildung gehört Herzensbildung

Nach christlichem Verständnis ist Bildung ja nicht nur, Kindern die richtige Kommasetzung oder den Satz des Pythagoras beizubringen, sondern meint eher so etwas wie Herzensbildung. Das Konzil spricht in seiner etwas feierlich-­getragenen Sprache davon, dass wahre Erziehung „die Bildung der menschlichen Person in Hinordnung auf ihr letztes Ziel“ erstrebe, „zugleich aber auch auf das Wohl der Gemeinschaften, deren Glied der Mensch ist und an deren Aufgaben er als Erwachsener einmal Anteil erhalten soll“.

Kirche denkt groß vom Menschen

Ergreifend, wie groß die Kirche eigentlich vom Menschen denkt! Sie tut es deshalb, weil die Bibel vom Menschen als Gottes Abbild spricht. Daraus leitet sich die Aufgabe der Bildung ab, den Menschen zu dem zu machen, was er ist. Und daraus wiederum folgt: Wer Abbild sein will, muss das Original kennen. Um das mit einem vielleicht unangemessenen, aber doch nachvollziehbaren Beispiel zu unterstreichen: Ein Elvis-­Imitator muss nun mal bestimmte Merkmale haben, um sofort als solcher zu erkennen zu sein: Kleidung, Frisur, Art der Bewegung.

Religion – „das wichtigste Fach“

Was aber sind nun die Merkmale Gottes? Diese Frage ist wohl nicht abschließend zu beantworten, aber mit Blick auf die ersten Seiten der Bibel und auf die Person Jesu eine Idee von Gott zu bekommen: Er ist schöpferisch, also kreativ, und er hat Lust auf Gemeinschaft. Abbilder eines solchen Gottes sind wohl Menschen, die man gern um sich hat. Daraus folgt im Grunde, dass auch Musik, Sport und Kunst wichtige Fächer sind. Das wichtigste Fach von allen ist aber womöglich Religion. Warum? Weil es die Menschen zur Gewissensfreiheit anleiten soll. Immerhin ist es als einziges im Grundgesetz erwähnt. So ist gewährleistet, dass die religiösen Fragen oder sagen wir neutraler: die letzten Fragen nicht vom Staat beantwortet werden. Das zeichnet ein freies Land aus, in dem wir leben. Gott sei Dank!

Allen Erstklässlern natürlich einen guten Start, tolle Lehrerinnen und Lehrer und allzeit oder jedenfalls meistens viel Freude am Lernen!

Ihre
Claudia Auffenberg

Weitere Berichte zur katholischen Kirche finden Sie in der aktuellen Dom-Ausgabe. Schauen Sie mal rein, es lohnt sich bestimmt.

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