Große Chance für Hauptschüler
Strahlende Gesichter bei den Hauptschülern, die das Projekt „Soziale Dienstleistungsberufe“ erfolgreich absolviert haben sowie bei den Projektpartnern: Claudia Sutherland, stellvertretende Leiterin der Katholischen Hauptschule Husen (l.), Schulleiter Rolf Piepel (hinten Mitte), Hubert Krampe, Leiter von St. Josef, und Detlef Herbers, stellvertretender Leiter der Kommende (r.).Foto: Maas
Dortmund-Husen/Derne. Ein wenig schüchtern werden dann doch selbst die scheinbar coolsten Neuntklässler der Katholischen Hauptschule Husen. Denn zum erfolgreichen Abschluss eines neuen Projektes, bei dem sie den Alltag im Wohn- und Pflegezentrum St. Josef (WPZ) in Derne intensiv kennenlernten, gab es Zertifikate. Und als sie diese endlich in ihren Händen hielten, waren Stolz und Freude nicht mehr zu übersehen.
Vier Partner haben sich zusammengeschlossen, um den Hauptschülern das neue Fach „Soziale Dienstleistungsberufe“ zu ermöglichen. Neben der katholischen Hauptschule, bei der Schulleiter Rolf Piepel und seine Stellvertreterin Claudia Sutherland die Fäden in der Hand hielten, sind dies der Caritasverband Dortmund, das Wohn- und Pflegezentrum St. Josef (WPZ) sowie das Sozialinstitut Kommende Dortmund, selbst jahrzehntelanger Partner der Schule.
Schulleiter Rolf Piepel war sichtlich begeistert von der Entwicklung, die die zwölf Schülerinnen und drei Schüler in diesem Jahr gemacht haben. Denn am Anfang seien die Jugendlichen, die sich alle freiwillig angemeldet haben, doch recht nervös und unsicher gewesen. „Ich möchte euch ‚Danke‘ sagen, dass ihr alle durchgehalten habt. Ihr seid reifer geworden, das ist wichtig, um eine Ausbildungsstelle zu bekommen.“
Zwar werden in diesem Jahr 40 Prozent der Absolventen eine Ausbildung beginnen, dennoch sei es für Hauptschüler heute sehr schwer, in die Arbeitswelt zu starten. Das neu erworbene Zertifikat könne da ein wichtiger Teil der Bewerbungsunterlagen sein.
Das sieht auch Hubert Krampe, Leiter des Wohn- und Pflegezentrums, so. Denn das Fach „Soziale Dienstleistungsberufe“ ermöglichte Einblicke in alle Bereiche von St. Josef: Hauswirtschaft, Haustechnik, Wäscherei, Pflege, Soziale Betreuung und Verwaltung. So arbeiteten auch Schülerinnen in der Technik, einer vermeintlichen Männerdomäne, und Schüler in der Pflege.
Davon profitiere jede Seite. Die Hauptschüler knüpfen wichtige Kontakte oder erkennen, dass ein Beruf in der Pflege nicht das Richtige ist. Und der Caritasverband kann so Nachwuchskräfte finden. Das sei gar nicht so selbstverständlich, wie es scheint, findet Detlef Herbers, stellvertretender Leiter des Sozialinstituts Kommende.
Schließlich stehen Hauptschüler in Konkurrenz zu Absolventen anderer, besser angesehener Schulformen. Deshalb sei „das Interesse der Caritas an Hauptschülern faszinierend“, so Herbers.
Zuvor mussten sich die Jugendlichen allerdings vorbereiten. „Sie wurden nicht einfach ins Heim eingeworfen“, betont die stellvertretende Schulleiterin Claudia Sutherland. Gemeinsam habe man einen „Kniggeführerschein“ erarbeitet, um sich auf die Arbeit mit älteren Menschen einzustellen. Anschließend folgte ein Kommunikationstraining in der Kommende. „Wie gehe ich mit Menschen mit Demenz um? Was ist überhaupt Demenz?“, nennt Detlef Herbers wichtige Fragen. Denn neben dem Fachlichen sollten die Jugendlichen auch an ihrem Sozialverhalten arbeiten.
Wichtig war den Verantwortlichen zudem, dass die Jugendlichen mit belasteten Erlebnissen, ihren Eindrücken sowie dem Zeitdruck nicht alleine bleiben. „Der Start war für die Schülerinnen und Schüler nicht einfach, sie haben sich den Alltag hier nicht so vorgestellt“, gibt Hubert Krampe, Leiter von St. Josef, zu bedenken. Deshalb gab es in der Katholischen Hauptschule zeitnah zu den praktischen Einsätzen in Derne Gespräche, um das Erlebte aufzuarbeiten. Die Erwachsenen ihrerseits trafen sich in der Kommende zu einem Reflexionstag, den Claudia Sutherland als „ganz wichtig“ empfand.
Detlef Herbers konnte die gute Stimmung beim Projektabschluss sogar noch steigern. Denn alle Beteiligten haben sich für eine Fortsetzung im kommenden Jahr ausgesprochen. Schließlich „muss man Hauptschülern eine Chance geben“, betonte Hubert Krampe abschließend.
Wolfgang Maas