Gute Noten für Veränderungen
Anfang 2020 hatte sich der Bonifatius-Verlag nach Abstimmungen mit dem Erzbistum Paderborn auf den Weg gemacht: Die Leserinnen und Leser des Dom erhielten eine runderneuerte Kirchenzeitung. Unverändert blieb der Titel „Der Dom“. Der neue Untertitel „Katholisches Magazin im Erzbistum Paderborn“ zeigte das redaktionelle Programm: Der Dom berichtet über das Leben, Zweifeln und Hoffen der Katholikinnen und Katholiken und ihrer Kirche im Erzbistum. Das veränderte inhaltliche Konzept, nun wieder von einer eigenen Redaktion mit festen, freien Journalistinnen und Journalisten Woche für Woche umgesetzt, wurde in einem neuen Layout und auf besserem Papier präsentiert. Nach einem Jahr Praxis baten wir Ende Dezember die Abonnentinnen und Abonnenten um ihr Urteil.
von Rolf Pitsch
Kurz gesagt: Unsere Abonnenten sind– mit uns– älter geworden, sie sind noch zufriedener mit dem Dom als bei der letzten Leserbefragung (vor den Veränderungen Ende 2019) und sie attestieren dem Produkt: Der Dom hilft beim Leben als Christen und bei der Bindung zum Erzbistum.
Auch in der Befragung 2019 waren schon hohe Zustimmungswerte erreicht worden. Vor allem auf die Frage „Wobei hilft Der Dom?“ sind die Abweichungen der neuen Studie besonders hoch (siehe unten stehende Grafik). 14% mehr (jeweils als 2019) Abonnenten hilft die Lektüre in ihrem Leben als Christen, 5% mehr in ihrem Ehrenamt, 9% mehr in der (persönlichen) Glaubensweitergabe, 7% mehr in der Bindung an die Ortsgemeinde, über 10% mehr in der Bindung zum Erzbistum und 18% mehr bei der Bindung an die Weltkirche. Ein journalistisch anspruchsvolleres katholisches Magazin hat also einen deutlich höheren Nutzwert und dafür sind die Befragten auch bereit, unabhängig erstellte Inhalte zu bezahlen, um sich glaubwürdig informieren zu können. Die gestiegene Wertschätzung mag beeinflusst sein durch die Corona-Pandemie. Für über 60% der Antwortenden hat sich durch die Pandemie nichts an der Bedeutung der Zeitschrift verändert. Aber rund 36% geben eine coronabedingte höhere Bedeutung der Zeitschrift zu Protokoll. Diese Wertschätzung drückt sich sehr konkret auch darin aus, dass die Antwortenden angaben, ihre Zeitschrift im Ergebnis an mehr als eine Person weiterzugeben.
Woher kommen neue Dom-Abonnenten?
Vor allem bei den neuen Abonnenten (Bezugsdauer geringer als ein Jahr) hat uns interessiert, wie sie zum Dom gekommen sind: 32,5% über die Auslage in einer Kirche, 20% über andere Leser, 7,5% über Anzeigen in Tageszeitungen, 2,5% über persönliche Anschreiben und 37,5% Sonstiges. Unter den Sonstigen nennen die meisten „über die Eltern“ und zeigen damit erneut auf die Bedeutung von zufriedenen Leserinnen und Lesern und deren Empfehlungskraft. Hier wird der Verlag künftig verstärkt auf „Leser werben Leser“-Aktionen setzen. Denn durch den Wegfall der persönlichen Domboten, die oft als vertraute „Gesichter der Kirche“ unterwegs waren, sind es jetzt noch die überzeugten Leserinnen und Leser, die kompetent von ihrer Zufriedenheit und dem hohen Hilfefaktor der Zeitschrift Kunde geben können. Die nachfolgende Wortwolke zeigt auf einen Blick, warum Abonnenten einmal den Dom abonniert haben. Je größer ein Wort dargestellt ist, je häufiger wurde es von den Antwortenden genannt.
22,7 %der Abonnenten haben sich schon einmal mit einer Abokündigung beschäftigt, 77,3% nicht. Die einen taten es aus Altersgründen oder weil „vor der Neugestaltung… die Beiträge so gar nicht der heutigen Zeit gerecht wurden“. Anderen erschien das Blatt „über die Maßen konservativ“ oder sie meinen, dass „das Profil zuletzt immer mehr dem Zeitgeist angepasst“ wurde. 28% gefällt die Grundrichtung sehr gut, 63% gut. Und insgesamt wird der Großteil der Inhalte „immer“ oder „meistens“ gelesen. Spitzenreiter bei der Lesehäufigkeit sind Berichte aus dem Erzbistum (84%), Kommentare (78%), Geistliche Seiten (77%), Berichte aus Gemeinden und Dekanaten (76%) und Lesermeinung/Leserbriefe (74%). Selten oder nie werden das ePaper und die Onlineangebote (86%) sowie die Kinderseite (63%) gelesen. Dies sind Werte, die für die jetzigen Leserinnen und Leser verständlich sind, mit Blick auf neue Leserschaften muss der Verlag dennoch über mögliche und nötige Veränderungen nachdenken.
Denn diese braucht Der Dom zukünftig. Die zurzeit zahlenden Abonnenten werden bei einem Durchschnittsalter von über 70Jahren nicht mehr, sondern leider weiterhin weniger. Mehr als 1000 Abonnenten verloren wir in 2020 und sind Ende 2020 bei rund 13000 Abonnentinnen und Abonnenten angekommen. Da hilft auch die Freude über rund 150 neue Abonnenten in 2020, deutlich mehr als im Vorjahr, nicht wirklich weiter. Ein verbessertes Blatt und zahlreiche Werbeanstrengungen im vergangenen Jahr– soweit Corona sie erlaubt hat–, haben also noch nicht ausreichend Früchte getragen. Denn darüber sind sich alle Beteiligten im Verlag auch mit den Mitgliedern des Redaktionsbeirates einig, die dialogischere Ausrichtungen des Dom entspricht der notwendigen Entwicklung unserer Kirche. Und vom Glauben der Menschen und der Entwicklung der Kirche wollen wir ja möglichst vielen berichten.
Veränderte Bewertung seit letzter Befragung?
Fast eine halbe Schulnote hat sich die Beurteilung wesentlicher Bewertungskriterien für die Artikel und Beiträge im Durchschnitt verbessert: leicht verständlich (jetzt 1,6), informativ (jetzt 1,6), gut recherchiert (jetzt 1,7) und unterhaltsam (jetzt 2,0). Noch gravierender sind die besseren Noten für die optische Erscheinung: das Erscheinungsbild ist „modern“ sagen 47% und „gelungen“ sogar 60% der Antwortenden. Die Zustimmungsraten bei den Bewertungsfragen nach Veränderungen wie Papierqualität, Layout, Heftstruktur oder feste Redaktion liegen jeweils bei rund 90%. Besonders freut uns, dass rund 69% der Antworten die Frage nach der ausreichenden Schriftgröße mit „stimmt voll und ganz“ und weiter 23% mit „stimmt ziemlich“ bejahen.
Gibt es altersbedingt unterschiedliche Bewertungen?
Mit Blick auf die Leser unter 60Jahren fällt beim „Hilfe- oder Serviceniveau“ auf, dass sich 44% der unter 60-Jährigen in ihrem Ehrenamt unterstützt sehen (26% der über 60-Jährigen). Bei der Bindung zur Ortsgemeinde und zur Weltkirche ist es anders herum. Hier sehen sich die Älteren vom Dom stärker unterstützt als die Jüngeren.
Wohl bedingt durch ein höheres freies Zeitbudget, zählen die über 60-Jährigen zu den deutlich intensiveren Lesern. Hier werden gerade auch die Pfarrnachrichten und Unterhaltungsinhalte als gründlich gelesene Rubriken genannt. In den anderen Rubriken des Dom ist die Lesehäufigkeit ähnlich intensiv. Auch die unter 60-Jährigen lesen kaum die Onlineangebote oder die Kinderseite. Bei den Wünschen nach mehr inhaltlichen Angeboten in den verschiedenen Rubriken unterscheiden sich die unter bzw. über 60-jährigen Leserinnen und Leser nicht. Die jüngere Lesergruppe zeichnet sich durch eine ingesamt etwas kritischere Bewertung formaler (optische Anmutungen modern oder gelungen) und inhaltlicher Aspekte (unterhaltsam, hilfreich) aus.
Stehen die Ergebnisse auf soliden Füßen?
Nahezu 10% als Abonnenten haben sich an der Befragung beteiligt, ein sehr guter, absolut belastbarer Antwortwert. Frauen und Männer teilen sich nahezu identisch die Antworten. Und wir haben eine gute Stadt/Land-Verteilung der Antworten: 21% aus Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern, 20% zwischen 5 und 20000 Einwohnern, 31% zwischen 20 und 100000 sowie 28% mit mehr als 100000 Einwohnern. Was vielleicht nochmals einer ganz besonderen Beachtung Wert ist: Die Leserinnen und Leser des Dom geben hohe Bildungsabschlüsse an, die deutlich über den Bevölkerungsdurchschnitten liegen: 34% mit abgeschlossenem Studium, 32% abgeschlossener Berufsausbildung, 6% mit Abitur, 12% mit Mittlerer Reife und 17% mit Volks- oder Hauptschulabschluss als jeweilige höchster im Leben erreichter Bildungsgrad. Wenn wir diese Werte mit der naheliegender Weise hohen Kirchenbindung (44% „eng“, 53% „fühle mich verbunden, auch wenn ich ihr in vielen Dingen kritisch gegenüberstehe“) und dem Durchschnittsalter zusammenfassen: Dom-Leser sind treue Kirchenmitglieder, die seit dem Konzil bewusst die Entwicklung von Glauben und Kirche verfolgt haben und sich weiterhin gut informiert sehen wollen. Diesem Anspruch wollen wir gerne Woche für Woche gerecht werden.