Hand in Hand für den Frieden
Hand in Hand bildeten die Menschen eine lange Kette für den Frieden. Foto: Plamper
Kamen. Mit Plakaten und Flyern lud der Pastoralverbund Kamen-Kaiserau kürzlich zum dritten Mal zur Menschenkette für den Frieden ein. Zahlreiche Gruppen, Vereine, Institutionen und viele Kamener Bürger machten mit bei dem Zeichen für ein „lebendiges und friedvolles Miteinander in Kamen“, so Pastor Meinolf Wacker.
von Elisabeth Plamper
gegebenen – Punkten an den Straßen rund um den Stadtkern. Sie fassen sich an den Händen, halten inne, bilden eine rund 2,2 Kilometer lange Menschenkette, mit der sie ein Zeichen für den Frieden setzen wollen. Sie tragen alle ein grünes Silikon-AEs ist Samstagabend. Gruppen, aber auch Einzelpersonen aller Generationen strömen zu – im Vorfeld bekanntrmband mit der Aufschrift: „go4peace“, das die Firmbewerber des Pastoralverbundes zur Erinnerung an die Aktion an die Teilnehmer verteilt haben. Auch Samira (15) und Antonia (15) sind dabei. Sie möchten „Flagge zeigen“ für den Frieden und ihre Solidarität mit allen Menschen bekunden, „egal welcher Religion sie angehören oder welche Hautfarbe sie haben“.
„Es ist wichtig, dass wir für Integration und Frieden demonstrieren“, sagt Willi König, der mit einigen weiteren Mitgliedern im Sozialverband Deutschland (SoVD) an der Aktion teilnimmt. „Uns geht es heute sehr gut“, sagt der 79-Jährige. Aber da ist auch die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, als er seinen Vater verlor und seine Mutter mit vier Kindern allein war.
Nur ein kleines Stück weiter reiht sich Gülnaz Akbas in die Menschenkette ein. „Ich wohne hier in Kamen gleich um die Ecke“, erzählt die 46-jährige Kurdin. 1993 sei sie aus der Türkei vor den gewaltreichen Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken geflohen. „Heute bin ich gemeinsam mit meinem Besuch aus Spanien hier und bitte um Frieden in der Welt.“
Andreas Genz und Peter Seelhoff trommeln derweil, um noch aktuell auf den Menschenkettenabschnitt an der Ostenmauer aufmerksam zu machen. Sie haben eigens für die Aktion ihre Djemben mitgebracht und bewegen so manchen „Zaungast“ – neugierig von den außergewöhnlichen Klängen in der Seitenstraße mit ihren historischen Fachwerkhäusern angelockt – dazu, sich spontan an der Menschenkette zu beteiligen.
Dann ist es 20.00 Uhr. Die Glocken der katholischen Kirche Heilige Familie sowie der evangelischen Paulus- und der Martin-Luther-Kirche beginnen zu läuten. Fest umschließt nun ein jeder die Hand des anderen – eine Minute lang, ganz still. Eine Minute, die endlos scheint. Doch – wie auf ein geheimes Zeichen – lösen sich die Hände wieder und die Teilnehmer beenden die Schweigeminute rund um die Stadt mit Applaus.
„Die Minute galt allen als Einladung, für den Frieden zu schweigen oder zu beten“, erklärt Pastor Wacker. Erstmals initiierte der Pastoralverbund die Menschenkette als Zeichen eines gelebten Miteinanders in Kamen im Rahmen der Firmvorbereitung 2009 mit großem Erfolg. Eine Wiederholung fand 2013 statt. Ziel sei unter anderem, auf diese besondere Weise bewusst zu machen, „wie kostbar das hohe Gut des Friedens ist“. Es gebe keinen Weg zum Frieden, „sondern Frieden ist der Weg“, so Wacker.
Viele der Teilnehmer treffen sich anschließend auf dem Fest der Begegnung zu Füßen der St.-Marien-Kirche zufällig wieder und nutzen die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Andere haben sich explizit verabredet, um den Abend in gemütlicher Runde ausklingen zu lassen. Die Pop- und Rockband der Musikschule Attendorn „Capo 13“ sorgt für den passenden musikalischen Rahmen und die Ehren- und Hauptamtlichen des Pastoralverbundes haben Gulaschsuppe und das polnische Nationalgericht vorbereitet, sodass mit Einbruch der Dunkelheit niemand hungrig nach Hause gehen muss. „Die Menschen sind begeistert“, fasst Pfarrer Bernhard Nake den Abend zusammen. Besonders freue ihn, dass auch viele Geflüchtete zur Menschenkette kamen und nun beim Begegnungsfest ebenfalls dabei sind.
Auch wenn sich die Kette an manchen Stellen nicht ganz schloss, so brachte sie doch Menschen zusammen – alt und jung, interreligiös und multikulturell. Aber es reihten sich nicht nur Menschen aneinander, sondern auch ihre (Lebens-)Geschichten, ganz persönlichen Erfahrungen mit Krieg und Frieden, und es zeigte sich der Wille als „Brüder und Schwestern“, wie Pastor Meinolf Wacker das friedliche Miteinander der Menschen immer wieder beschreibt, in Kamen zu leben.