Hier ist alles Gold, was glänzt – Ausstellung im Diö­zesanmuseum

Freuen sich auf eine erfolgreiche Ausstellung: neben der „Reliquienstatue der Thronenden Muttergottes“ aus dem 13. Jahrhundert (v.l.n.r.) Kuratorin Elisabeth Maas, Dompropst Monsignore Joachim Göbel, Kuratorin Karin Wermert und Museumsdirektor Dr. Holger Kempkens. | (Foto: Benjamin Krysmann / Erzbistum Paderborn)

Na bitte, so stellt man sich einen Schatz vor: viel Gold, glänzend, kostbar. Zu sehen sind solche Schätze oft in Städten, in denen eine Kathedrale steht. Für Münster gilt das derzeit nicht. Die ­dortige Domschatzkammer ist baufällig, das Bistum zeigt seinen Schatz daher zurzeit im Diö­zesanmuseum in Paderborn.

Paderborn (-berg). Die Bistümer Münster und Paderborn verbindet eine lange Geschichte, die nicht immer liebesdurchtränkt war, aber derzeit ist die Stimmung sehr freundschaftlich. Ansonsten hätten die Münsteraner sicher nicht das herausgerückt, was zu dem Kostbarsten gehört, das sie haben: nahezu ihren gesamten Domschatz. Bis zum 7. Januar kommenden Jahres ist er im Diö­zesanmuseum zu Paderborn zu sehen, darunter auch das wertvollste Stück: ein Kopfreliquiar des Apostels Paulus, das älteste Büstenreliquiar Europas. Das Paderborner Museum hat einige Exponate aus dem hiesigen Domschatz dazugestellt, sodass es nun zu „Glänzenden Begegnungen“ kommt. Dies ist dann auch der Titel der Schau.

Aber was ist eigentlich der Schatz der Kirche – sind das wirklich die güldenen Büsten und Skulpturen, all das Gold und Silber, die Edelsteine? Bei der Eröffnung der Ausstellung verneinte der Paderborner Dom­propst Joachim Göbel diese Frage. Der eigentliche Schatz stecke in den Gefäßen, nämlich die Reliquien der Heiligen – zumindest für frühere Generationen war das so. Wenn auch nur ein einzelnes Körperteil eines Heiligen anwesend war, so habe man dem mit dem Gefäß einen neuen Leib gegeben, der zugleich den Abglanz des Himmels zeigte. Das kostbare Äußere verweist darauf, dass sich drinnen etwas noch Kostbareres verbirgt, auch wenn man es dem nicht ansieht.

Eine besondere Beziehung zum heiligen Liborius

Nun muss man sagen, dass auch in früheren Zeiten schon manch einer vor allem oder jedenfalls auch ein Interesse an den Gefäßen hatte. Domschätze waren und sind von Diebstahl bedroht. In Münster waren es die Wiedertäufer, in Paderborn der Herzog von Braunschweig, der sogenannte „tolle Christian“, der im Dreißigjährigen Krieg den Schrein mit den Reliquien des heiligen Liborius raubte. Wenige Jahre danach konnte das Paderborner Domkapitel die Reliquien zurückkaufen – der Schrein war längst eingeschmolzen – und verbrachte sie nach Münster, wo es damals einigermaßen ruhig war. Und so gibt es heute auch im Nachbarbistum eine besondere Beziehung zum heiligen Liborius.

Der Münsteraner Domkapitular Dr. Arnold Hamers, Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf, betonte bei der Ausstellungseröffnung sogar: Ohne den heiligen Liborius wäre Münster nicht die Stadt des Westfälischen Friedens geworden. Denn seine Reliquien seien bei den Verhandlungen präsent gewesen und hätten höchste Aufmerksamkeit genossen, 1645 habe es dann in Münster ein großes Liborifest gegeben – angeblich genauso feierlich wie in Paderborn. „So berichten es die Annalen“, sagte Hamers, „aber ob das so stimmt …? Ob wir die Leidenschaft dazu haben wie die Paderborner?“

„Wir essen Brot, aber wir leben von Glanz.“

Eine weitere Tradition hält in Münster die Erinnerung an den Paderborner Bistumspatron hoch: Im dortigen Paulus-­Dom gibt es eine barocke Liborius-­Figur, der aktuelle Bischofsstab ist ein Geschenk des derzeitigen Bischofs von Münster, Felix Genn. Er wird ihn einst mit ins Grab nehmen und dann muss der neue Bischof für Nachschub sorgen. Nachdem die Paderborner im 17. Jahrhundert ihren Schatz den Münsteranern anvertraut haben, sei es nun Zeit, sich zu revanchieren. „Ich freue mich, dass wir unseren Schatz – leihweise! – zur Verfügung stellen können.“

Aber noch einmal zum Schatz: Was ist der Schatz der Kirche? Ist das das ganze Gold oder sind das nicht – gemäß einer Legende des heiligen Laurentius – die Armen? Ja, betonte Dom­propst Göbel, „bis heute sind die Armen und Bedürftigen die Schätze der Kirche“. Aber auch materielle Kostbarkeiten hätten ihre Berechtigung, sagte er und zitierte Hilde Domins Gedicht „Die Heiligen“, in dem es heißt: „Sie behalten den goldenen Reif auf dem Kopf, den goldenen Reif, der wichtiger ist als die Milch. Denn wir essen Brot, aber wir leben von Glanz.“

Hier finden Sie den Flyer zur Ausstellung

Schauen Sie doch mal in die aktuelle DOM-Ausgabe rein. Dort finden Sie eine Vielzahl an Berichten zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn, deutschlandweit und auch weltweit. Es lohnt sich bestimmt.

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