31.05.2019

„Hier liegen Sie richtig“

Friedhofsgärtner Marco Richert (l.) hatte die Idee für das neue Gräberfeld auf dem Kaunitzer Friedhof. Unterstützt wird er dabei von (v. l.) Martin Kaup, Norbert Polldavid, Ernst Nüst, André Hassenewert, Bruno Esken, Martin Kipshagen, Pfarrer Karl-­Josef Auris und Dietmar Esken vom Kirchenvorstand.Foto: Berenbrinker

Verl-Kaunitz (abb). Immer weniger Angehörige können oder wollen die Gräber nahestehender Menschen über Jahre hinweg pflegen. Eine Situation, auf die sich auch die St.-Marien-Gemeinde in Verl-Kaunitz einstellen muss. Kürzlich wurde ein neues Gräberfeld vorgestellt, das nicht von Angehörigen, sondern von der Gemeinde gepflegt wird.

„Hier liegen Sie richtig“, sagte Pfarrer Karl-Josef Auris während der Erläuterungen zum neuen Gräberfeld in unmittelbarer Nähe des Hauptkreuzes auf dem Kaunitzer Friedhof. Eine durchaus provokante, zum Nachdenken anregende Aussage, mit der sich der Geistliche aber identifizieren kann. „Ich würde mich gegen so eine Schlagzeile nicht wehren“, so Pfarrer Auris. Gemeinsam mit Vertretern des Kirchenvorstandes möchte er ganz bewusst Werbung machen für das neue Gräberfeld „Am Kreuz“, auch um einen „Flickenteppich“ auf dem Gottesacker zu vermeiden. Immer mehr Grabstellen werden aufgegeben, brach liegende Flächen bilden unschöne Anblicke.

Die Idee für das neue Gräberfeld stammt von Marco Richert. Der Friedhofsgärtner hat sich ein besonderes Konzept überlegt, bei dem die Angehörigen die Gräber nicht pflegen müssen. „Die Zeit ist einfach vorbei, dass die Menschen Gräber über 30 Jahre hinweg gepflegt haben“, sagt Richert. Grund sei, dass die Verstorbenen immer älter seien, die nachfolgende Generation auch schon alt sei und dass Angehörige oft weit entfernt wohnten. „Und dennoch wünschen sich die Menschen einen Ort, den sie aufsuchen können und an dem sie an ihre Verstorbenen denken können“, erklärt er. Da ein einfaches Rasengrab laut Marco Richert eine „tote Fläche“ ist, gibt es in der Mitte des Feldes einen bepflanzten Abschnitt, der die zwei Seiten des Gräberfeldes voneinander trennt. „Ich arbeite hier gerne mit Stauden und verwende Pflanzen, die dem Klima gewachsen sind“, so Marco Richert. Außerdem sei dieser Bereich ein Lebensraum für Insekten. Die Grabsteine sollen sich an einer bestimmten Form orientieren, um eine gewisse Ordnung zu wahren. Während dieser Bereich für Sargbestattungen vorgesehen ist, hat Marco Richert direkt angrenzend unter einer Eibe eine Fläche für Urnenbestattungen geschaffen. Bei den Grabsteinen hat sich Richert an den Ahornbäumen am Hauptkreuz orientiert. Steine in Ahornblattform liegen auf den Gräbern und können mit den Namen der Verstorbenen beschriftet werden. Insgesamt können auf dem neuen Gräberfeld 17 Särge und bis zu 20 Urnen in den Boden gelassen werden.

Der Kauf einer Grabstelle sei zunächst zwar teurer, „aber auf Dauer fallen die Kosten weg, da die Gräber von der Gemeinde gepflegt werden“, sagt Pfarrer Karl-Josef Auris. Zu den genauen Kosten konnten er und die weiteren Vertreter des Kirchenvorstandes noch keine Angaben machen. Pfarrer Auris rechnet damit, dass die ersten Gräber auf dem neuen Feld im August oder September besetzt werden.

Der Friedhof der Kaunitzer Mariengemeinde wurde 1898 eingeweiht, im Laufe eines Jahres gibt es durchschnittlich rund 30 Beerdigungen.

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