30.08.2018

Himmelschreiende Ungerechtigkeit

Der richtige Umgang mit Saatgut könnte dem Hunger entgegenwirken und den beherrschen die Kleinbauern. Man müsste sie nur lassen. Foto: M. Großmann / pixelio

Iserlohn. „Der Kampf gegen den Hunger wird auf dem Land entschieden“, berichtet Hans Erkeling, Vorsitzender von DON Bosco International auf der Senioren-Bezirksveranstaltung in Iserlohn-Grüne. Durch seine Reisen zu den Wirkungsstätten der Salesi­aner hat er „den Hunger selbst erlebt und persönlich gespürt“.

von Meinolf Steinhofer

Sein Verein hilft kranken Kindern, Soldatenkindern und hungernden Kindern. Alle zehn Sekunden stirbt eines in der Welt, weil nicht genügend Nahrung da ist – 8 500 Kinder täglich. Besonders in Schwellenländern und Entwicklungsländern. In westlichen Ländern werden 6 bis 10 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben – in Entwicklungsländern bis zu 80 Prozent.

Dabei könnte nach Studien die gesamte Weltbevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden, wenn das vorhandene Land den Kleinbauern gehören würde. Aber die Parzellen sind vielfach zu klein, um die eigene Familie versorgen zu können. Riesige Flächen gehören zudem oft Investoren, die diese entweder als „Kapitalanlage“ brach liegen lassen, um später damit zu spekulieren, oder es wird Getreide für den Export angebaut und die Ernte dient nicht der einheimischen Bevölkerung. Vermehrt werden auch Futtermittel statt Lebensmittel angebaut, weil der Fleischkonsum weltweit steigt.

Wenn also Kleinbauern genügend Fläche hätten und ihr Saatgut – wie früher – selber ziehen könnten, würde es in die richtige Richtung gehen. So aber kontrollieren fünf Konzerne weltweit 77 Prozent des Getreidemarktes. Unter anderem dadurch, dass ihr Saatgut nur einjährige Pflanzen hervorbringt und die Bauern jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen. Der gelernte Jurist Erkeling nennt dies „leibeigenschaftsähnlich“. Er fordert eine kluge Förderung von Kleinbauern, die mit – ebenso klugen – politischen Entscheidungen flankiert wird. Seine Empfehlung an Kolpingbrüder und -schwestern: sie sollen Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.

Der Bezirksvorsitzende Hans-Hermann Hupach erinnerte anschließend daran, dass einige Teilnehmer/innen in den Nachkriegsjahren selber Hunger kennengelernt haben. Er selber wurde mit der Peitsche beim Ährenpflücken vom Feld verjagt. Er versprach eine Spende vom Bezirksverband an Don Bosco International.

Nach dem gemeinsamen Essen berichtete Georg Heukamp über „die Entwicklungsarbeit auf Diözesanebene unter besonderer Berücksichtigung des Arbeitseinsatzes von Kolpingmitgliedern im Frühjahr 2018 in Mexiko“. Eine handwerklich geschickte Rentnertruppe hatte nach dem Erdbeben 2017 in Mexiko in 2018 Hand angelegt. Das Tagungshotel „Casa Kolping“ hatte Risse im Dach gezeigt. Wege waren abgesackt, eine Mauer eingestürzt. Zusammen mit Mexikanern (und einer Fachfirma) haben sie bei laufendem Betrieb die Unterkunft vor Ort wieder weitgehend „in Schuss“ gebracht. Da dies nicht der erste Arbeitseinsatz war, konnte der Referent aus Bad Lippspringe auch über die Zusammenarbeit des Diözesanverbandes Paderborn mit den Kolpingvereinen in anderen Ländern Zentralamerikas berichten. Den Abschluss des Tages bildete die Messe mit Bezirkspräses Heinz-Günter Richter in der HerzJesu-Kirche in Iserlohn.

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