„Ich bringe es vor Gott“
Die im Wortsinne ewige Anbetung gehört zu den Aufgaben der Rosa Schwestern in Bad Driburg.
Foto: Dreifaltigkeitskloster
Bad Driburg (-berg). Sie sind gewissermaßen Profis in Sachen drinbleiben: die Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung, besser bekannt als die Rosa Schwestern. Die Gemeinschaft lebt im Dreifaltigkeitskloster in Bad Driburg in strenger Klausur. Sogar im Besucherzimmer trennt ein Gitter die Schwestern von ihren Gästen. Ein Anruf bei der Generaloberin der Gemeinschaft, Mutter Maria Magdalena.
Die freiwillig gewählte Klausur, sagt sie, sei mit der auferlegten Quarantäne eigentlich nicht zu vergleichen. Dennoch könne man aus der Not nun eine Tugend machen und die Zeit sinnvoll nutzen. „Ich kann etwas lesen, was ich immer schon mal lesen wollte, einen Brief schreiben oder auch beten“, sagt sie. Beten sei gerade jetzt mehr als notwendig „und die Ausrede, man habe dafür keine Zeit, gibt es im Moment ja nicht.“
Struktur für den Tag
Der Alltag der Schwestern ist eng getaktet. Es gibt sieben Gebetszeiten, die heilige Messe, private Gebete und die Arbeiten, die jede Schwester erledigen muss. Langeweile kommt so im Kloster nicht auf, anders als für Menschen, die ihren Alltag in der Regel an verschiedenen Orten verbringen. Sich eine Struktur zu geben, einen Plan, das empfiehlt auch Mutter Maria Magdalena Menschen für die kommende Zeit. Und sie erinnert daran, dass man ja durchaus einen Spaziergang machen darf und das auch tun sollte.
Eine weitere Herausforderung wird wohl sein, in der Quarantäne die Stimmung einigermaßen zu halten. Welche Erfahrungen haben die Schwestern mit Konflikten, haben sie überhaupt Erfahrungen damit? „Na sicher“, sagt Mutter Maria Magdalena, „wir sind auch nur Menschen, natürlich gibt es Spannungen, wo so viele Menschen auf engem Raum leben.“ Da sei die Versöhnungsbereitschaft jedes Einzelnen gefordert. Jeder sollte sagen können: „Es tut mir leid“ und versuchen, neu anzufangen. Wichtig sei, einen Konflikt nicht zu stark werden zu lassen, sonst jage ein Streit den nächsten und „irgendwann kommt man nicht mehr heraus“.
Den Menschen nahe
Von außen wirkt das Leben der Schwestern weltabgewandt, vielleicht sogar weltfremd. Sie selbst nennen es Zurückgezogenheit, mit der sie auf ihre Weise das österliche Geheimnis leben: Im Tod ist das Leben.
Sie sehen sich keineswegs fernab dem vermeintlich richtigen Leben und den Sorgen der Menschen. Sehr wohl bekommen sie mit, was draußen los ist. Sie hören die Nachrichten und erfahren in Briefen und Telefonaten, was die Leute bewegt. Und Corona wirkt auch bis ins Kloster: Die Gottesdienste sind leer, außer den Schwestern ist niemand da. „Das ist für uns tragisch“, sagt die Generaloberin. Dennoch bleiben sie auch jetzt den Menschen nah und tragen die Anliegen der Welt vor Gott. „Wenn ich zur Anbetung gehe, bringe ich das mit, ohne dass ich es ausspreche. Es ist alles in meinem Herzen“, sagt sie, „ich bringe das vor Gott und so, denke ich, bin ich den Menschen sehr nahe.“