Ikonen schreiben ist wie ein Gebet zu sprechen
Elsa Alangi nahm zum ersten Mal am Kurs „Ikonenmalerei“ teil.
Paderborn (pdp). „Ikonenmalerei ist immer noch zeitgemäß“, sagt Burkhard Klein und kann diese Behauptung auch belegen. Denn seine Ikonenmalkurse sind stets ausgebucht. „Außerdem befindet sich in fast jeder Kirche die ‚Gottesmutter der Passion‘.“ Ikonen seien wieder gefragt, viele Menschen würden sich sogar wieder Ikonen im eigenen Zuhause aufhängen.
„Man muss nicht unbedingt religiös sein, um Ikonen malen zu können. Aber es ist eine gute Voraussetzung, um die Frömmigkeit, Verehrung und Bedeutung verstehen zu können“, so Burkhard Klein, der bereits zum vierten Mal einen Ikonenmalkurs im Kloster St. Michael in Paderborn leitet. Klein stammt aus dem hessischen Friedberg und begeistert sich seit vielen Jahren für die Ikonenmalerei.
Mit einem Fernstudium bei der Famous Artists School International legte Burkhard Klein 1967 bereits den Grundstein für seine Leidenschaft. 1995 begann er mit der Ausbildung in byzantinischer Ikonenmalerei bei Professor Helmut Fischer (Bad Nauheim). Seit 13 Jahren gibt er nun selbst als Kursleiter Seminare.
Die Resonanz im Michaelskloster ist wieder groß. „Wir können Wiederholer und Neueinsteiger begrüßen“, freut sich auch Schwester Laetitia im Namen der gastgebenden Augustiner Chorfrauen über eine bunt gemischte Gruppe. Das Ambiente im Kloster St. Michael und vor allem der helle Arbeitsraum mit vielen Fenstern und Weitblick auf die Stadt lade die Teilnehmer auch ein, zur Ruhe zu kommen. „Ikonenmalerei ist eigentlich sogar eine Art Gebet“, erklärt Schwester Laetitia. Darauf legt auch Burkhard Klein großen Wert. Ikonen, die ein wesentlicher Bestandteil der ostkirchlichen Liturgie sind, stellen Heilige dar. Klein: „Das Worte Ikone bedeutet Bild. Eine Ikone ist ein Abbild vom Urbild, welches Christus selber ist. Die Ikone bringt die göttliche Wirklichkeit zum Ausdruck und will eine Wiederspiegelung des Göttlichen sein.“ Entsprechende Rahmenbedingungen sind für Burkhard Klein selbstverständlich. Die Teilnehmer erfahren Grundlegendes über Ikonen und die Ikonenschreiberei – wie es ganz richtig heißt. Da das Ikonenmalen mit dem Aufschreiben eines Gebetes verglichen wird. „Mir ist aber auch wichtig, etwas über den Glauben weiterzugeben“, erläutert Burkhard Klein.
Mit der Maltechnik machen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schnell vertraut. Burkhard Klein hat die passenden Materialien und hochwertigen Pinsel mitgebracht sowie das „Malbrett“ mit der Übertragung der Vorzeichnung vorbereitet. Schließlich müssen die Eitemperafarben hergestellt und verarbeitet werden. Das Vergolden mit Blattgold beendet die einzelnen Arbeitsschritte. Klein: „Ikonen haben einen Ursprung und sie werden immer weitergegeben. Der jeweilige Schreiber kann sie interpretieren und der Ikone seine eigene Handschrift geben.“ Burkhard Klein selbst hat eine Benedikt-Ikone konzipiert – ein westlicher Heiliger, der in der Ostkirche so nicht vorkommt.
„Ich bin zum ersten Mal dabei“, freut sich Elsa Alangi aus Lippstadt. Schon seit einigen Jahren ist sie daran interessiert, eine eigene Ikone zu schreiben. Bücher hat sie schon zur Lektüre gekauft, jetzt kann endlich die Praxis beginnen. „Ikonen sind nicht nur einfach Gemälde, damit ist viel mehr verknüpft. Ich habe zum Beispiel Gebet und Fasten für mich damit verbunden. Schließlich ist es auch eine Ehre, die Heiligen selbst darstellen zu dürfen.“Ein Engel, der auf Christus zeigt – diese Ikone hat Gerda Lehner (Paderborn) im letzten Jahr gefertigt. Ein Bild, das auch heute noch die anderen Teilnehmer beeindruckt. „Ich habe die Ideen einfach kommen lassen und nicht über langes Nachdenken gefunden. Die Ikonenmalerei hat Regeln, lässt aber freie Interpretationen zu“, erläutert Gerda Lehner, die nun „Maria“ schreibt. Offene, sprechende Hände, durch die Maria in Bewegung ist, sind das Besondere an dieser Ikone.
Die Tage im Michaelskloster sind für Andrea Wehmann (Löhne) von großer Bedeutung. Vier Jahre ist sie schon dabei, nun steht ihre vierte Ikone an. Der Erzengel Michael hat für sie eine tiefe Bedeutung. „Im letzten Jahr ist mein Bruder Michael gestorben. Ich habe viele gute Erinnerungen an ihn, die ich in dieser Arbeit verwirklichen möchte. Es tut mir gut. Gebet und Meditation helfen mir weiter.“
Ursula Peters (Paderborn) hatte sich im vergangenen Jahr in der Schlussandacht in der Kapelle des Klosters die fertigen Ikonen angeschaut und war angetan. Nun bekam sie einen Teilnehmerplatz und ist begeistert.
Ikonen habe sie auf Reisen immer bewundert, nun könne sie es endlich selbst ausprobieren, freut sich Ursula Manchow (Friedberg) auf einen spannenden Kurs.